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Wer mit wem?

Michael Braun23. Juli 2008

Der Druck auf die deutschen Banken durch die internationale Finanzkrise wächst. Die Branche steht vor einer Neuordnung – und tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr.

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Die Türme der Deutschen Bank und der Commerzbank spiegeln sich in einem Schaufenster der Postbank, Quelle: AP
Die Türme der Deutschen Bank und der Commerzbank spiegeln sich in einem Schaufenster der PostbankBild: AP

Die Finanzkrise rüttelt auch die deutsche Bankenlandschaft durch. Die SachsenLB hat ihre Selbständigkeit an die Landesbank Baden-Württemberg verloren. Über die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB hat die staatliche KfW einen milliardenschweren Risikoschirm gespannt. Nur kleine Banken wie die Weserbank wurden ohne großes Aufheben geschlossen.

Das Angebot schmilzt

Der Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt
Der Hauptsitz der Deutschen Bank in FrankfurtBild: AP

Die Krise zwingt offenbar dazu, die Bankenlandschaft zu verkleinern. Das Angebot schmelze, sagt der Frankfurter Lehrstuhlinhaber für internationales Bankwesen, Reinhard Schmidt, aber das System halte: "Mit den Landesbanken musste ohnehin etwas passieren - durch die Krise wird das jetzt beschleunigt." Auch im Bereich der Privatbanken sehe man eine größere Bereitschaft zu Konsolidierungstendenzen. "Dass aber Banken in ihrer alten, grundlegenden Struktur nicht mehr weiter funktionieren können, sehe ich nicht als mögliche Folge der Krise."

Obwohl der deutsche Bankenmarkt als "overbanked" gilt, - zu viele Banken, zu wenig Gewinnchancen -, drängen ausländische Institute hinein: Schon vor drei Jahren ist die Hypovereinsbank an die italienische Unicredit verkauft worden. Und die in Düsseldorf ansässige Citibank Privatkunden AG hat einen neuen Eigentümer gefunden, ebenfalls einen Ausländer: die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel.

Deutsche Bank ausgestochen

Mehr als fünf Milliarden Euro wollen die Franzosen zahlen. Die haben damit die Deutsche Bank ausgestochen. Die Citibank hätte zu dem Konzept gepasst, das breite Privatkundengeschäft zu erweitern, nicht mehr nur für die Reichen, sondern auch die Masse da zu sein. Die Chance ist vertan.

Die Kunden der Postbank gelten als wenig aktiv, quelle: aP
Die Kunden der Postbank gelten als wenig aktivBild: AP

Nun scheint sich die Deutsche Bank auf die Postbank zu konzentrieren. Die steht aus zwei Gründen zum Verkauf: Die Post braucht Geld, um ihr defizitäres Expressgeschäft in Amerika zu sanieren. Allerdings hat sie deutlich gemacht, so groß sei die Not nun auch wieder nicht, als dass sie jeden Preis für die Postbank akzeptieren würde. Der zweite Grund: Der Bund als indirekter Haupteigentümer der Postbank sähe es wohl gerne, wenn dieses Institut dazu beitragen würde, einen "nationalen Champion" zu schaffen oder zu stärken. Dafür brächte die Deutsche Bank die besten Voraussetzungen mit.

Der Postbank-Vorstand Wolfgang Klein hat bisher nicht zu erkennen gegeben, ob eine Übernahme durch die Deutsche Bank sein liebstes Szenario ist. "Einen Wunschpartner habe ich, nenne ihn aber nicht", erklärte er. Der Vorteil der Postbank: Sie hat viele Kunden – und die waren bisher nicht sehr aktiv. Man könnte ihnen also noch viele Fonds und Finanzierungen andienen.

Käme die Postbank zur Deutschen Bank, würden wohl Commerzbank und Dresdner Bank zusammengehen. Darüber wird nach in Frankfurt umlaufenden Gerüchten derzeit am intensivsten verhandelt. Der stärkere Partner wäre dabei die Commerzbank. Die Allianz will ihre vor sieben Jahren für 24 Milliarden Euro gekaufte Tochter loswerden.

Tausende Arbeitsplätze ihn Gefahr

"Die Allianz hat die Dresdner Bank nie in den Griff bekommen", erklärt Dieter Hein, Bankanalyst von Fairesearch. Seit der Übernahme im Jahr 2001 habe sie vor und nach Steuern einen Verlust ausgewiesen. "Ein neues Konzept ist vonnöten - und das ist sicher besser mit einer anderen Bank umzusetzen", glaubt Hein. Die Kombination von Versicherung und Bank habe sich fast nirgends bewährt.

Eine Kombination von Commerzbank und Dresdner Bank würde sich vor allem durch sinkende Kosten rechnen müssen. Franz Scheidel, freigestellter Betriebsrat der Dresdner Bank, sagte auf einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi, eine solche Fusion werde viele Stabsstellen und Filialen überflüssig machen. "Wir wissen, dass es sehr intensive Gespräche mit der Commerzbank gibt, auch mit anderen Banken - egal welche Fusion kommt, sie wird Tausende von Arbeitsplätzen kosten." Die Rede ist von bis zu 16.000 Stellen, die gestrichen werden könnten.