Wer ist der neue Papst
13. März 2013Bergoglio ist der 266. Papst der Kirchengeschichte, aber der erste Pontifex aus Lateinamerika und zugleich der erste Jesuit auf dem Heiligen Stuhl. Er wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer geboren - dies dürfte eine enge Verbindung zu seiner neuen Heimat im Vatikan schaffen. Fast sein ganzes Leben hat er in Lateinamerika verbracht und sich viel der Priesterausbildung gewidmet. Sein Einfluss in der katholischen Kirche galt schon vor Jahren als groß. Berichten zufolge soll er schon 2005 bei der Papstwahl die zweitmeisten Stimmen nach Benedikt XVI. erhalten haben.
Kritik an Kirchenoberen ist kein Tabu
Bergoglio hält den sozialen Auftrag der Kirche für wichtiger als Debatten um manche Glaubensdoktrinen, wie langjährige Beobachter hervorheben. In der Vergangenheit bezichtigte er einige Kirchenobere sogar der Heuchelei und erinnerte dabei an das Vorbild Jesu Christi, der Aussätzige gebadet und mit Prostituierten gespeist habe.
Kritiker halten Bergoglio vor, nicht öffentlich gegen die mörderische Militärdiktatur in Argentinien zwischen 1976 und 1983 aufgestanden zu sein. Tatsache ist: Die damalige Zurückhaltung der Amtskirche macht heute noch vielen Argentiniern zu schaffen. Der 76-jährige gilt in Argentinien auch als Vertreter einer strikt konservativen Auslegung des Glaubens. Gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibungen auch im Fall einer Vergewaltigung lehnt er kompromisslos ab.
Verzicht auf Prunk und Luxus
Sein Lebensstil gilt als ausgesprochen bescheiden. Bergoglio verschmäht den Luxus des erzbischöflichen Palasts in Buenos Aires und wohnt stattdessen lieber in einem kleinem Zimmer. Er fuhr zumindest bislang mit Bus und Bahn zur Arbeit, kochte oft selbst und besuchte regelmäßig die Slums der argentinischen Hauptstadt, um sich den Ärmsten zu widmen. Der neue Papst Jorge Mario Bergoglio ähnelt damit in seinem bescheidenen Lebensstil seinem italienischen Namenspatron Franziskus aus dem 13. Jahrhundert, der freiwillig in Armut lebte und einen Bettelorden gründete.
Jorge Mario Bergoglio ist der erste Papst aus Lateinamerika. Auf dem Kontinent lebt jeder Vierte der mehr als eine Milliarde Katholiken weltweit. Papst Franziskus ist auch der erste Pontifex aus den Reihen der Jesuiten. Gegründet wurde der Jesuitenorden 1534 in Paris durch Ignatius von Loyola und einige seiner Studiengefährten. Obwohl die Jesuiten streng hierarchisch organisiert sind, leben sie nicht in Klöstern, sondern in offenen Häusern und Kollegien.
Keuschheit, Armut, Gehorsam
Migtlieder nennen sich zunächst Novizen und während ihrer wissenschaftlichen Ausbildung Scholastiker. Nach zehnjähriger Ausbildung legen sie ein Keuschheits-, Armuts- und Gehorsamsgelübde ab.Der Orden hat nach eigenen Angaben gut 17.600 Mitglieder, darunter sind mehr als 12.500 Priester. Schwerpunkte des Ordens sind die Seelsorge, die Bildungsarbeit und die Entwicklungshilfe.
haz/rb (ap, kna, epd)