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Weiterer Terror-Verdächtiger festgenommen

24. November 2011

Die Bundesanwaltschaft hat in Brandenburg einen weiteren mutmaßlichen Helfer der Zwickauer Neonazi-Zelle festnehmen lassen. Der 32-Jährige soll die rechtsextreme Vereinigung in zwei Fällen unterstützt haben.

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Der 32 Jahre alte Andre E. (r.) wird zu einem Haftprüfungstermin beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe gebracht (Foto: dpa)
Der Festgenommene soll engen Kontakt zur Zwickauer Terror-Zelle gehabt habenBild: picture-alliance/dpa

Die Polizei hat am Donnerstag (24.11.2011) einen weiteren mutmaßlichen Unterstützer der Zwickauer Neonazi-Zelle "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" verhaftet. Polizisten der Elitetruppe GSG 9 hätten den 32-jährigen Deutschen Andre E. im Landkreis Potsdam-Mittelmark (Brandenburg) festgenommen, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. In Brandenburg, Dresden, Jena und Zwickau durchsuchen Beamte des Bundeskriminalamtes und Polizeikräfte seit dem Morgen insgesamt vier Wohnungen, darunter die von Andre E. in Zwickau.

Der Beschuldigte steht unter dem dringenden Verdacht, in zwei Fällen die terroristische Vereinigung NSU unterstützt zu haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, sich der Volksverhetzung und Beihilfe zur Billigung von Straftaten schuldig gemacht zu haben. Der Beschuldigte soll noch im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der ihm den Haftbefehl eröffnen wird.

Bekennervideo produziert

Das Wohnhaus des festgenommen Verdächtigen (Foto: dpa)
Das Wohnhaus des festgenommenen Verdächtigen in ZwickauBild: picture-alliance/dpa

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler bildeten die am 4. November 2011 verstorbenen Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gemeinsam mit der bereits festgenommenen Beate Zschäpe seit dem Jahr 1998 den NSU. Andre E. soll im Jahr 2007 den menschenverachtenden Propaganda-Film über die Mordserie des Zwickauer Trios hergestellt haben. Der Film enthält zudem Sequenzen aus der öffentlichen Berichterstattung über Sprengstoffanschläge in Köln, die auf eine Urheberschaft der Gruppierung schließen lassen.

Außerdem wird Andre E. verdächtigt, zwei Mitgliedern der Zwickauer Zelle, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, im Mai 2009 Bahn-Cards zur Verfügung gestellt zu haben, die eigentlich ihm und seiner Frau gehörten. Andre E. wird der rechtsextremen Szene in Sachsen um die Gruppe "Brigade Ost" zugeordnet. Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Beschuldigte seit dem Jahr 2003 in engem Kontakt mit den Mitgliedern des "NSU" stand.

Mordserie an ausländischen Mitbürgern

Uwe Mundlos, Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt (Foto: dapd)
Das Trio der rechtsextremistischen GruppierungBild: picture alliance/dpa/Polizeidirektion Suedwestsachsen/dapd/DW Fotomontage

Dem Zwickauer Neonazi-Trio werden mindestens zehn Morde an neun Kleinunternehmern ausländischer Herkunft und einer Polizistin zur Last gelegt. Zweck der Vereinigung war es, aus einer fremden- und staatsfeindlichen Gesinnung heraus vor allem Mitbürger ausländischer Herkunft zu töten und Sprengstoffanschläge zu begehen. Zudem sollen ihre Mitglieder Geldinstitute überfallen haben, um ihren Finanzbedarf zu decken.

Der Hintergrund der Mordserie zwischen 2000 und 2007 war den Ermittlern nicht aufgefallen und kam erst ans Licht, als Anfang November zwei Mitglieder der Zelle nach einem Banküberfall tot in einem Wohnmobil in Eisenach gefunden wurden. Später wurden in ihrer Zwickauer Wohnung die Tatwaffen entdeckt. Beate Zschäpe ist derzeit in Köln inhaftiert und schweigt zu den Vorwürfen. Ein weiterer mutmaßlicher Komplize sitzt ebenfalls bereits in Untersuchungshaft. Gegen weitere Verdächtige wird noch ermittelt.

Mit einer Gedenkfeier will Bundespräsident Christian Wulff der Opfer der Mordserie gedenken. Sie soll im Februar kommenden Jahres stattfinden, erklärte das Bundespräsidialamt am Donnerstag in Berlin. Wulff hatte sich am Mittwochabend im Schloss Bellevue mit Angehörigen der Opfer getroffen und ihnen "eine würdige Gedenkfeier" zugesagt. Der Bundespräsident sagte, die Opfer und Angehörigen müssten in den Mittelpunkt gerückt werden: "Die Kinder, Eltern, Geschwister und Witwen müssen große Solidarität und Anteilnahme der ganzen Nation spüren."

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, rtr, dapd, epd)

Redaktion: Julia Elvers-Guyot