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Weitere Krawalle in England: Zehn Festnahmen in Sunderland

3. August 2024

Erneut gibt es in einer britischen Stadt schwere Randale. Rechtsextreme haben zu Dutzenden Protestkundgebungen aufgerufen. Angefeuert werden die Ausschreitungen in sozialen Medien.

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Polizisten sperren eine Moschee in Sunderland ab
Polizisten sichern in Sunderland eine Moschee gegen rechtsextremistische AktivistenBild: Ian Forsyth/Getty Images

Nach heftigen Krawallen und Angriffen von Rechtsextremen auf Polizisten im britischen Sunderland sind zehn Menschen festgenommen worden. Die Bürgermeisterin der Region North East, Kim McGuinness, sagte dem Rundfunksender BBC, die Beamten in der Stadt im Nordosten Englands seien schwerer andauernder Gewalt ausgesetzt gewesen. Nach Angaben der Behörden wurden drei Polizisten im Krankenhaus behandelt.

Randalierer hätten "Autos in Brand gesteckt, Geschäfte geplündert, Menschen auf der Straße beschimpft und Polizisten angegriffen", so die Bürgermeisterin. Die Scheiben einer Polizeiwache wurden eingeschlagen und ein angrenzendes Büro der Beratungsorganisation Citizens Advice wurde angezündet.

Ein Polizeiauto und Demonstranten im Stadtzentrum von Sunderland
Protestmarsch in Sunderland am Freitag - vier Tage nach der Messerattacke von SouthportBild: Scott Heppell/PA Wire/dpa/picture alliance

Auf Bildern, die in Onlinenetzwerken verbreitet wurden, waren mit Sturmhauben bekleidete Jugendliche zu sehen, die Ziegelsteine und andere Wurfgeschosse warfen, während Feuerwerkskörper und Leuchtraketen gezündet wurden. Die Polizei sprach von "völlig inakzeptablen" Szenen. "Unordnung, Gewalt und Schäden" würden "nicht toleriert". Anwohner räumten beschädigte Gegenstände gemeinsam weg.

Gerüchte in sozialen Medien

Bereits an den vergangenen Tagen war es im Londoner Regierungsviertel und in mehreren Städten zu Ausschreitungen von Rechtsextremisten gekommen. Die Ultranationalisten werfen den Behörden vor, sie würden über die Identität des Messerangreifers von Southport lügen. In sozialen Medien hatte sich nach der Bluttat das Gerücht breitgemacht, bei dem Täter handele es sich um einen muslimischen Asylbewerber. Die Polizei betont, der verdächtige 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda.

Ein brennendes Auto in Southport
Bei den Protesten in Southport geht am Dienstag ein Auto in Flammen aufBild: Getty Images

Am Montag war ein Angreifer in der Küstenstadt Southport in ein Gebäude eingedrungen, in dem gerade ein Kinder-Ferientanzkurs zur Musik von US-Popstar Taylor Swift stattfand. Der Teenager attackierte die Kinder mit einem Messer, zwei Mädchen im Alter von sechs und sieben Jahren wurden getötet. Eine Neunjährige erlag am Dienstag ihren Verletzungen. Acht weitere Kinder wurden verletzt, ebenso zwei Erwachsene, welche die Kinder schützen wollten. Der Angreifer sitzt in Untersuchungshaft.

Bekannter Rechtsextremist ruft zu Protesten auf

Zu der Protestveranstaltung in Sunderland nahe einer Moschee aufgerufen hatte der Gründer der rechtsradikalen English Defence League (EDL), Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Dabei wurden unter anderem anti-muslimische Parolen gerufen. Landesweit sind nach Recherchen der Organisation Hope Not Hate an diesem Wochenende Dutzende weitere Kundgebungen geplant. In der nordirischen Hauptstadt Belfast trennte die Polizei eine anti-muslimische Protestlergruppe von einer Gegendemonstration. Es flogen Feuerwerkskörper.

In Liverpool stellten sich Gegendemonstranten schützend um eine Moschee. Eine ältere Frau hielt ein Plakat mit der Aufschrift "Nans against Nazis" (Omas gegen Nazis). Die Lage war zwar angespannt, es blieb aber weitgehend ruhig.

Der ehemalige Innen-Staatssekretär Robert Jenrick, der Nachfolger von Rishi Sunak als Chef der Konservativen Partei werden will, zeigte sich in der BBC offen für ein Verbot der EDL und kritisierte die Ausschreitungen. Die frühere Innenministerin Priti Patel, die sich ebenfalls um den Tory-Vorsitz bewirbt, forderte, das Parlament für eine Sondersitzung aus der Sommerpause zu holen.

kle/jj (dpa, afp, rtre)

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.