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"Weder Weißrussland noch Russland brauchen das"

16. August 2002

- Weißrussische Politiker unterstützen Betstreben von Lukaschenka, die Souveränität der Republik beizubehalten

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Köln, 15.8.2002, DW-radio / Russisch

Die Erklärungen der Präsidenten Russlands und Weißrusslands über das weitere Schicksal der Union beider Staaten, die nach dem Treffen von Wladimir Putin und Aleksandr Lukaschenka zu vernehmen waren, haben in Weißrussland breite Resonanz hervorgerufen. Die meisten Politiker dieses Landes unterstützen Lukaschenka und dessen Bestreben, die Souveränität der Republik beizubehalten. Es berichtet unser Korrespondent Aleksej Urban:

Das Mitglied des Ausschusses für internationale Angelegenheiten und Beziehungen zur GUS des weißrussischen Parlaments, Natalja Mascherowa, ist der Ansicht, dass die eindeutigen Erklärungen über den Anschluss Weißrusslands an Russland, die im Kreml zu vernehmen waren, kaum dem Präsidenten Russlands Wladimir Putin zugute kommen. Die Politikerin geht davon aus, dass die ganze gesetzgebende Grundlage des Unionsstaates, die im Laufe vieler Jahre erarbeitet wurde, auf den Prinzipien der Europäischen Union basiert. "Auf diese Variante ist Weißrussland viel besser vorbereitet", ist sie überzeugt. "Vielleicht wird die zweite Variante – Einheitsstaat – in der Zukunft, sagen wir mal in 50 oder 100 Jahren tatsächlich die optimalste sein", unterstrich Natalja Mascherowa. Vorläufig sei diese Variante jedoch unannehmbar. Die Tatsache, dass die Erklärung über den Anschluss Weißrusslands an Russland eben jetzt zu vernehmen ist, führt Natalja Mascherowa auf den Druck bestimmter Finanzkreise auf den Kreml zurück. "Weder Weißrussland noch Russland brauchen das jedoch", unterstrich sie.

Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentsausschusses für internationale Angelegenheiten und Beziehungen zur GUS, Sergej Kostjan, bezeichnete seinerseits den Vorschlag, Weißrussland in den Bestand Russlands aufzunehmen, als "Wahngebilde". Ihm zufolge sind das keine Ideen des russischen Volkes, sondern Ideen von Vertretern der nationalen Minderheiten, die Moskau okkupiert haben. "Wir werden unseren Standpunkt auch weiterhin vertreten, wir plädieren für eine Union, in der Weißrussland ein selbständiger Staat ist", erklärte der weißrussische Politiker. "Sollte das, was wir uns wünschen (Gründung eines Unionsstaates auf gleichberechtigter Basis) nicht bis 2005 eintreffen, so wird es bis 2010 schon gar nicht zu realisieren sein", unterstrich der Parlamentarier. (lr)