Wasserwerfer gegen Migranten in Rom
Bei der Räumung des Piazza Indipendenze in Rom ist es zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Migranten und der Polizei gekommen. Das Vorgehen der Behörden und der Stadtverwaltung löste Empörung aus.
Widerstand gegen die Räumung
Die italienische Polizei rückte zur Zwangsräumung am Piazza Indipendenza an, einem Platz unweit des Hauptbahnhofs Termini. Etwa hundert Migranten hatten dort seit Samstag kampiert, nachdem sie ihre bisherige Unterkunft in der Nachbarschaft hatten verlassen müssen.
Die Lage eskaliert
Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die Migranten vor. Diese wehrten sich mit Steinen und Stöcken. Polizeiberichten zufolge sind auch Gasflaschen, Brandsätze und Steine gegen Polizeibeamte geflogen. Mindestens zwei Personen wurden festgenommen.
"Unverhältnismäßige Gewalt"
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" berichtete von 13 Verletzten. Amnesty International kritisierte den Einsatz: "Die Art und Weise, wie die Polizei reagiert hat, scheint absolut unverhältnismäßig gewesen zu sein", sagte Gianni Rufini, Geschäftsführer von AI-Italien der Nachrichtenagentur ANSA.
"Wir sind Flüchtlinge, keine Terroristen"
Nach der Räumung des Platzes marschierte eine Gruppe von Migranten weiter und blockierte die Straßen rund um den Hauptbahnhof. Sie skandierten: "Wir sind Flüchtlinge, keine Terroristen" und "Schande auf Italien". Sie zogen weiter bis zum Piazza della Repubblica. Die Gruppe verflüchtigte sich, als die Polizei anrückte.
"Wir wollen nur ein Zuhause!"
"Wir wurden von den Wasserwerfern geweckt", sagte eine Frau. "Die Beamten zogen uns an den Haaren und schlugen uns mit Schlagstöcken. Es ist absurd: wir sind politische Flüchtlinge, wir haben einen legalen Status." Die meisten der Migranten hatten seit 2013 in dem geräumten Gebäude in der Nachbarschaft gelebt. "Wir wollen nur ein Zuhause", sagte eine andere Frau.
Politische Kontroverse
Die Zwangsräumung sorgte für politischen Wirbel. Kritik hagelte es vor allem an der Bürgermeisterin von Rom, Virginia Raggi, die der Fünf-Sterne-Bewegung angehört. Auch die Kirche warf der römischen Stadtverwaltung Versagen vor. Das Mitte-rechts Bündnis lobte dagegen das Vorgehen der Behörden.
Angespannte Lage in Italien
Die Ausschreitungen sind nur das jüngste Beispiel der Spannungen in der italienischen Gesellschaft. Die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen und Migranten ist ein großes, umstrittenes Thema. Seit Anfang 2017 kamen über 97.000 Menschen in Italien an, mehr als in jedem anderen Land der Europäischen Union.