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Wasmeier: "Maria hat es exzellent gemeistert"

Olivia Gerstenberger11. Februar 2014

Der zweimalige Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier gratuliert Maria Höfl-Riesch zu ihrer dritten olympischen Goldmedaille, sagt im DW-Interview aber auch, dass sie sich noch steigern kann.

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Markus Wasmeier
Bild: imago

DW: Maria Riesch hat ihre dritte olympische Goldmedaille geholt und sich damit als Sportlerin unsterblich gemacht. Wie beurteilen Sie das Rennen?

Markus Wasmeier: Es war ihre stärkste Disziplin, da hat sie den meisten Erfolg. Sie hat eine Zitterpartie hingelegt, es war für sie keine wirklich gute Abfahrt. Und der Slalom war auch kein Highlight. Man hat gemerkt, dass sie Nerven gezeigt hat. Sie hat es aber trotzdem runtergebracht. Chapeau, das ist aller Ehren wert! Es bringt ja auch nichts, mit noch mehr Vorsprung zu gewinnen. Es zählt nur der Sieg. Das hat sie exzellent gemeistert.

Woran haben Sie gemerkt, dass sie Nerven gezeigt hat?

Ich bin jetzt 40 Jahre in dem Metier, ich sehe es einem Läufer genau an, wenn ich ihn über Jahrzehnte kenne. Verglichen damit, wie sie normalerweise aus dem Start geht und die ersten Kurven fährt, merkt man einfach, ihren innerlichen Bammel. Optisch kann sie wesentlich besser Skifahren. Aber egal, Hauptsache, es hat gereicht für das Rennen!

Wenn sie sich also noch steigern kann, ist ja noch einiges drin bei diesen Spielen…

Ja, mit dieser Medaille ist natürlich jegliche Freiheit da. Sie kann jetzt locker und fröhlich losfahren, und hoffentlich macht sie das auch.

Als Fahnenträgerin hat sie begonnen, nun gleich im ersten Wettbewerb Gold geholt - das könnten ihre Spiele werden, oder?

Durchaus! Sie hat noch zwei Chancen in Abfahrt und Slalom. Im Slalom wird es schwer, da hat sie große Konkurrenz. In der Abfahrt hat man gesehen: Fehler darf man da nicht machen. Es ist alles kein Wunschkonzert.

Das ist es auch nicht für das deutsche Herrenteam, wem trauen Sie da etwas zu?

Ich glaube, dass mit den drei Startern Felix Neureuther, Fritz Dopfer und Stefan Luitz seit Lillehammer, also seit 20 Jahren, zum ersten Mal wieder ein schlagkräftiges Herrenteam im Slalom und Riesenslalom da ist. Sie können alle unter die ersten drei Plätze fahren. Aber man weiß ja: Olympia hat seine eigenen Gesetze und bei den Herren ist die Luft sehr dünn. Es sind nicht drei da, die gewinnen können, sondern 15 bis 20, die alle auf Gold programmiert sind. Das wird ein richtiger Fight. Natürlich würde es mich freuen, wenn mich einer von denen nach 20 Jahrenablöst. Nicht so wie bei mir, als Deutschland seit Franz Pfnür 1936 bis 1994 warten musste. Das war eine wirklich lange Zeit, die brauchen wir jetzt nicht.

"Das Skigebiet in Sotschi ist gigantisch"

Welchen Eindruck haben sie von den Winterspielen hier in Sotschi?

Ich kenne Sotschi schon seit einigen Jahren. Wir haben hier vor zwei Jahren zum Beispiel den Test-Weltcup gehabt. Da war die Piste schon exzellent, und dieses Jahr ist es genauso. Die Unsicherheiten sind weg, die Russen haben sich stark verbessert. Sie sind sehr freundlich, auch die Männer, die vor zwei Jahren noch ganz böse geschaut haben. Nur die Mädchen haben damals auch zwei Sprachen beherrscht. Das hat sich in den zwei Jahren extrem ins Positive gewandelt. Die Russen sind auch relativ locker. Die Sicherheitskräfte sind aufmerksam, aber nicht bestimmend. Sie behandeln einen nicht von oben herab. Das ist sehr angenehm. Das einzige, was ich ein wenig vermisse, ist die Emotion der Besucher im Zielgelände. Sie freuen sich fast nur bei ihren russischen Fahrern. Das tut mir im Herzen weh.

Können Sie die Kritik verstehen, die an diesen Spielen herrscht?

Das ist genau das Problem, das in unserer Gesellschaft generell herrscht, dass diese Mega-Veranstaltungen, die so viel Geld kosten, so viel Kritik erhalten. Sotschi hat jetzt das gebaut, was wir in 100 Jahren in unsere Täler gebaut haben. Die haben allerdings nur acht Jahre dafür gebraucht. Das ist ein gigantisches Skigebiet geworden, das genauso weiterbetrieben werden kann. Für Freerider und sportliche Fahrer ist es ein Muss, einmal hierher zu kommen. Hier gibt es schwarze Pisten, die richtig steil sind. Da können nur Profis runterfahren.

Das haben Sie also auch schon ausprobiert?

Ja logisch, das ist ein Traum! Vor zwei Jahren war noch ein wenig mehr Freiheit, da lagen nicht ganz soviele Soldaten im Wald herum wie jetzt. Aber die sind alle cool drauf. Kurzer Smalltalk und dann lassen sie einen weiterfahren. Aber es ist schon skurril, wenn man im Wald steht und auf einmal kommen drei bewaffnete Soldaten in Tarnkleidung auf einen aus dem Schnee heraus zu.

Markus Wasmeier war einer der besten deutschen Skifahrer, der in allen Disziplinen Rennen fuhr. 1994 wurde er zweimaliger Olympiasieger: Er gewann den Super-G und den Riesenslalom und war damit nach 58 Jahren der erste Deutsche nach Franz Pfnür 1936, der ein olympisches Skirennen gewinnen konnte. Ein Jahr später erklärte der von vielen Unfällen und Verletzungen gebeutelte Sportler seinen Karriererücktritt.

Das Interview führte Olivia Gerstenberger.