Was vom "Summer of Love" geblieben ist
Viele träumen heute noch vom "Summer of Love" und brechen nach San Francisco auf, um das Gefühl von Love, Peace und Happiness zu erleben. Doch das "echte" Hippefeeling ist längst weg. Stattdessen gibt's Kommerz.
Immer noch Wallfahrtsort für Aussteiger
Orange, Pink und Grey nennen sich die drei Aussteiger, die aus Minnesota und Oklahoma nach San Francisco gekommen sind. Sie sitzen an Straßenecken, kiffen, machen Musik und leben von Geld- und Essensspenden. Nachts schlafen sie im Golden Gate Park. "So viel Liebe wie hier habe ich nirgendwo sonst gefunden", erzählt Orange dem Reisemagazin travelbook.de. Ist es heute noch so wie vor 50 Jahren?
"Human Be-In" - der Anfang
Am 14. Januar 1967 fand im Golden Gate Park ein Happening statt, geplant von Allen Ginsberg (Foto), Timothy Leary, Richard Alpert und anderen intellektuellen Hippes. Zum "Human Be-In" kamen an die 30.000 Menschen. Auf der Bühne standen Bands wie Santana und die Steve-Miller-Band. Die Leute waren aufgerufen, Blumen, Kerzen oder Glöckchen mitzubringen. Eine einzige riesige Friedensbotschaft.
"Turn on, tune in, drop out"
Der Guru spricht - 30.000 hören zu. Der Psychologie-Professor Timothy Leary ist Experte für psychedelische Drogen und hält sie für "die zentrale Erziehungsmethode der Zukunft". Auf dem "Human Be-In" wettert er gegen das LSD-Verbot und erntet mit seinem Zitat "Turn on, tune in, drop out" Jubel. Es ist der Startschuss für eine kollektive Bewusstseinserweiterung und der Beginn des "Summer of Love".
Cannabis & LSD
Bloß keine starren Normen mehr erfüllen. Sich gehen lassen! Unter dem Einfluss von Cannabis und stärkeren Psychodrogen wie Pilzen oder LSD bis hin zum Heroin war das nicht sehr schwer. Im Sommer 1967 schien ganz San Francisco zugedröhnt zu sein. Nicht alle Einwohner fanden das toll - sie wurden vom Hippie-Volk quasi überrannt.
Bloß weg hier!
Beatle George Harrison hat gedacht, es sei ein entspannter grooviger Ort, wo ein buntes Völkchen Kunsthandwerk verkaufen würde. Als er mit Frau Patti und Beatlessprecher Derek Taylor (rechts neben Harrison) zu einem kurzen Spaziergang in Haight Ashbury eintraf, habe ihn das umgehauen, erzählt er Jahre später. Beatlemania, gemischt mit psychedelischen Drogen, viel zu viele zugeknallte Menschen.
Friedliche Nackedeis
Während es heutzutage Youtbue-Tutorials für den richtigen Hippie-Look gibt, waren Kleider in der "echten" Hippiezeit öfter mal einfach überflüssig. Nacktsein gehörte im "Summer of Love" zum guten Ton, schließlich wollte man doch frei von allen Regeln leben. Als Hippe hatte man jegliche Autoritäten und Zwänge in Frage zu stellen.
Nochmal richtig einen drauf machen
Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1970. Da haben sich die "echten" Hippies schon längst vom Summer of Love verabschiedet. Der große Hype war vorbei, doch San Francisco blieb das Epizentrum der Bewegung. Und so sah man immer wieder ein paar Nackdeis in San Franciscos Straßen - oder im Cable Car (Foto). Seit 2013 herrscht in San Francisco übrigens ein Verbot von Nacktheit in der Öffentlichkeit.
Original-Hippies
Obwohl die die Hippie-Bewegung schneller vorbei war, als man gucken konnte, sind viele "echte" Hippies ihr treu geblieben. Gerade im "Summer of Love" 2017 sind sie gefragte Leute, denn sie können das verklärte Bild vom Sommer 1967 geraderücken. Die Vorstellung vom friedlichen Zusammenleben voller Liebe fiel dem Massenwahn zum Opfer - mit ihm kamen Drogen, Obdachlosigkeit, Armut, Kriminalität.
Hippies von heute
Auch wenn der Traum vom Hippe-Kult zum Alptraum geworden war und der "Summer of Love" im Oktober 1967 mit einer brennenden Hippe-Puppe zu Grabe getragen wurde - bis heute hallt das Echo dieses legendären Sommers nach. Unter vielen "Wannabe-Hippies" (Möchtegern-Hippies) sind immer wieder ein paar junge Menschen, die die Idee von damals ernst nehmen.
Hauptsache bunt
Zum diesjährigen Jubiläumssommer hat sich vor allem das Viertel Haight Ashbury nochmal ordentlich ins Zeug gelegt. Die Hauptstraßen sind gespickt mit Souvenir-Shops und Geschäften für den Hippie-Bedarf. Das Einzige, was hier allerdings noch "echt" ist, ist das Marihuana. Denn das darf in Kalifornien legal konsumiert werden.