Fußball-WM 2030 und 2034 nach FIFA-Wunsch vergeben
11. Dezember 2024Worüber hat der FIFA-Kongress entschieden?
Es ging um die Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaften 2030 und 2034. In beiden Fällen gab es keine konkurrierenden Bewerber. Die WM 2030 - 100 Jahre nach der ersten Weltmeisterschaft in Uruguay - werden auf Empfehlung des FIFA-Councils auf drei Kontinenten stattfinden: In Afrika, Europa und Südamerika. Spanien, Portugal und Marokko werden den Großteil der Spiele ausrichten. Das Eröffnungsspiel wird wegen des Jubiläums in Uruguay steigen, zudem je eine Partie in Argentinien und Paraguay. Für die WM 2034 gab es nur einen Kandidaten: Saudi-Arabien.
Wie lief die Abstimmung?
Der außerordentliche FIFA-Kongress war eine virtuelle Veranstaltung. Die Mitglieder waren über das Internet zusammengeschaltet. Abgestimmt wurde "en bloc", also nicht über jede WM einzeln, sondern in einer gemeinsamen Abstimmung über das Gesamtpaket 2030 und 2034.
Die eigentliche Abstimmung erfolgte nicht geheim, sondern per Akklamation. Das funktioniert so, dass der Applaus als Zustimmung gewertet wird. Bei der virtuellen Veranstaltung drückten die FIFA-Mitglieder daher das Emoji der klatschenden Hände, um ihr Einverständnis zu signalisieren.
Gab es Zweifel, dass die gemeinsamen Bewerber für 2030 und Saudi-Arabien für 2034 den Zuschlag erhalten würden?
Nein. Die Abstimmung galt als Formsache, nachdem das FIFA-Council bereits im Oktober 2023 einstimmig den Weg für die jeweiligen Kandidaten frei gemacht hatte. Das höchste FIFA-Gremium verabschiedete im Oktober auch den Wahlmodus ohne Gegenstimme. Auch dass die FIFA-Mitglieder nicht getrennt über die beiden WM-Gastgeber abstimmen, machte es nicht nur wahrscheinlich, sondern fast sicher, dass beide Vergaben abgenickt würden. Denn wäre ein Mitgliedsland gegen die WM 2034 in Saudi-Arabien gewesen, hätte seine Nein-Stimme auch ein Nein zur WM 2030 auf drei Kontinenten bedeutet.
Vor der Abstimmung legte nur der norwegische Verband, der von der FIFA-kritischen Verbandspräsidentin Lise Klaveness angeführt wird, Protest gegen die Art und Weise der Vergabe ein und kündigte an, sich zu enthalten.
Wie stimmte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ab?
Der DFB schloss sich der Mehrheit an und befürwortete beide WM-Bewerbungen. Das hatte das DFB-Präsidium am 6. Dezember beschlossen. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und die Bewerbung für die WM 2034 sorgfältig geprüft", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit Blick auf Saudi-Arabien. Es habe dazu einen Austausch unter anderem mit Menschenrechtsorganisationen und Fans gegeben. "Wir nehmen die Kritik am Bewerberland ernst und werden weiter im Austausch bleiben. Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren gemeinsam mit der FIFA auf eine Verbesserung der Situation hinzuwirken."
Als Vertreter des DFB im FIFA-Council hatte Neuendorf bereits die vorherigen einstimmigen Entscheidungen des Gremiums zu den WM-Vergaben 2030 und 2034 mitgetragen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte mit Blick eine WM auf Saudi-Arabien und die dortige Menschenrechtslage vor einer neuerlichen Moraldebatte gewarnt. "Wir haben in Katar gesehen, dass zu viele politische Themen eine Mannschaft schon belasten können. Da sollten wir alle draus lernen", sagte Nagelsmann. Bei der WM 2022 in Katar war die deutsche Nationalmannschaft, damals noch unter Nationaltrainer Hansi Flick, bereits nach der Vorrunde ausgeschieden.
Woran entzündet sich die Kritik an den beiden WM-Vergaben?
Vor allem an der Vergabe der Endrunde 2034 an Saudi-Arabien. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch beklagen seit vielen Jahren massive Einschränkungen der Menschenrechte in dem Golfstaat und werfen den Machthabern in Riad vor, davon mit glanzvollen Sportereignissen ablenken zu wollen - Sportswashing.
Die Menschenrechtsorganisationen befürchten unter anderem, dass im Umfeld der WM Arbeitsmigranten in Saudi-Arabien von ihren Arbeitgebern ausgebeutet, betrogen und zu einem Leben im Elend gezwungen werden. Grund dafür sei - wie schon zuvor bei der WM 2022 in Katar - das in Saudi-Arabien übliche "Kafala-System". Danach bürgt in der Regel der Arbeitgeber für seine ausländischen Arbeiter. Im Gegenzug nimmt er sich das Recht, die Pässe seiner Mitarbeitenden einzuziehen und Bezahlung und Arbeitsbedingungen selbst festzulegen.
Die Organisationen warnen auch vor Menschenrechtsverletzungen in Marokko, Portugal und Spanien. So seien alle drei Länder für "exzessive Anwendung von Polizeigewalt" bekannt, ließ Amnesty International wissen.
Was antwortete die FIFA?
Der Fußball-Weltverband vergab sowohl für Saudi-Arabien als auch für Marokko, Portugal und Spanien Bestnoten. Die FIFA hat die einzelnen WM-Bewerbungen geprüft und die Ergebnisse in sogenannten Evaluationsberichten zusammengefasst. In beiden Fällen vergab sie im Durchschnitt 4,2 von fünf möglichen Punkten.
Marokko, Portugal und Spanien zeigten ein "gutes Verständnis" für die Anforderungen in Bezug auf die Menschenrechte, so die FIFA. Das Risiko in diesem Bereich bewertete der Weltverband als niedrig.
Im Fall Saudi-Arabien sah die FIFA bei den Menschenrechten ein mittleres Risiko, verwies jedoch auf "nachweisbare Fortschritte" in diesem Bereich und auf den Zeithorizont von noch zehn Jahren bis zum Turnier. Es bestehe ein "gutes Potential", dass sich die Gastgeberrolle bei der Fußball-WM 2034 positiv auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien auswirken könne, hieß es im Evaluationsbericht.
Der Artikel wurde am 11. Dezember nach erfolgter WM-Vergabe für 2030 und 2034 aktualisiert.