Warmer Winter sorgt für Durcheinander
Europas ungewöhnlich warmer Winter hat dazu geführt, dass Osterglocken und Kirschbäume blühen. Das für die Jahreszeit unpassende Wetter beeinflusst nicht nur Pflanzen, sondern sorgt auch in der Tierwelt für Verwirrung.
Falsche Paarungszeit
Überall in Europa bringt der warme Winter die Natur durcheinander. Pflanzen, Insekten und andere Tiere scheinen überzeugt, dass der Frühling vor der Tür steht. In Deutschlands Wäldern beispielsweise gibt es viel mehr Wild als normal, weil sich die Tiere zu früh gepaart haben.
Besorgniserregender Trend
Gärtner und Wissenschaftler fürchten, dass die hohen Temperaturen diesen Winter aufgrund des Klimawandels bald Normalität sein könnten. "Es ist seltsam zu sehen, dass bestimmte Pflanzen schon blühen wie verrückt", sagte Hans-Jürgen Packheiser, ein 76-jähriger Imker aus Halver in Nordrhein-Westfalen, der Nachrichtenagentur AFP.
Zu flotte Bienen
Bienen-Experten sehen die ansteigenden Temperaturen in einigen Gegenden Europas als den Hauptgrund für zurückgehende Honigproduktion und tote Bienen. "Einige Bienen aus meinem Bienenstock sind schon draußen und suchen nach Nektar. Sie glauben, der Winter sei schon vorbei", sagt Hans-Jürgen Packheiser. Aber der Nektar, den sie sammeln wollen, ist noch nicht da.
Verwirrte Vögel
Das ungewöhnliche Wetter bringt auch viele Vogelarten völlig aus dem Takt. Vögel, die normalerweise Winterschlaf halten, fliegen wie im Frühling herum. Einige Zugvögel sind gar nicht erst weggeflogen, weil es auch weiter nördlich so warm blieb. Hennen legen ungewöhnlich früh Eier. Einige der Tiere sollen bereits im November damit angefangen haben.
Gute Bedingungen für Schädlinge
Die Wärme bereitet auch Bauern in ganz Europa Schwierigkeiten, die sich überlegen müssen, wann sie aussäen und ernten sollen. Bei einigen Getreidearten gibt es durch die Wärme mehr zu ernten, aber bei anderen fällt der Ertrag geringer aus als sonst. Schuld daran sind Schädlinge wie diese Kastanienminiermotte, die eigentlich durch lange Kälteperioden abgetötet werden.
Frühlingsblüte im Winter
Auch einige Pflanzen sind nicht in ihren normalen "Winterschlaf" verfallen. Mit Temperaturen, die so viel höher liegen als normal, sind blühende Rosen, Osterglocken oder sogar Kirschbäume zu sehen. Diese Pflanzen könnten im Frühjahr Probleme kriegen - oder wenn es doch noch zu einem Wintereinbruch kommt, wie zum Beispiel zurzeit in Norddeutschland.
Wärme nicht willkommen
Stephane Longuepez, ein Parkbeamter in Lille, Frankreich, sagt, ein warmer Winter ist keine gute Sache. "Es ist leicht zu denken, dass mit dem guten Wetter alles besser wächst", so Longuepez. Aber dem ist nicht so, sagte der Beamte der AFP: "Zwiebelblumen wie die Tulpe blühen dieses Jahr vielleicht gar nicht, weil sie eine Kälteperiode für ihre Entwicklung brauchen. Und die hatten sie nicht."
Die große Krötenwanderung
Die starken Regenfälle und hohen Temperaturen in diesem Winter haben auch Europas Amphibien verwirrt. Es ist dieser Tage nicht ungewöhnlich, Babykröten auf dem Weg in ihren neuen Lebensraum zu sehen - viel zu früh. Hunderte, wenn nicht Tausende, der Kröten sterben auf der Reise. 60 bis 80 Prozent toter Wildtiere auf europäischen Straßen sind Wildtiere - das gilt schon in normalen Jahreszeiten.
Wärmster Winter aller Zeiten
Auf dem Kalender steht Winter, aber die Natur scheint das anders zu sehen. Obwohl manchen Menschen das ungewöhnlich warme Wetter gefällt, wird es für Flora und Fauna sicherlich Konsequenzen haben. Dieser Winter ist für viele Länder in Europa der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.