Waldbrände in Sibirien breiten sich aus
31. Juli 20192,8 Millionen Hektar Fläche sind bisher abgebrannt. Dem russischen Umweltministerium zufolge haben die Feuer damit ein größeres Ausmaß erreicht als im Jahr zuvor. Aktuell gibt es nach offiziellen Angaben 147 Brände. Mit am stärksten betroffen ist demnach die Region Irkutsk am Baikalsee - Teile der Region waren erst Anfang des Monats überschwemmt.
Der russische Präsident Wladimir Putin wies an, dass die Armee die Feuerwehr bei den Löscharbeiten unterstützen soll. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bereits zehn Flugzeuge und zehn Helikopter in die besonders von den Waldbränden betroffene Region Krasnojarsk entsandt. Den Behörden zufolge bekämpfen derzeit mehr als 2700 Einsatzkräfte die Feuer. Auch Löschflugzeuge und speziell ausgebildete Fallschirmjäger werden eingesetzt.
Den Menschen in Sibirien machen weniger die Feuer selbst, sondern dichter Rauch zu schaffen. Einige klagen über Kopfschmerzen und Atemprobleme. Vereinzelt gab es den Berichten zufolge Proteste, bei denen Betroffene die Behörden aufforderten, sie besser zu schützen. Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew sagte: "Bisher besteht keine unmittelbare Gefahr für die Sicherheit und das Leben der Menschen, aber eine Prognose ist wirklich schwierig."
Bilder von Städten und Dörfern zeigen einen von Qualm bedeckten Himmel. Betroffen sind auch Großstädte wie Nowosibirsk, Jekaterinburg und Krasnojarsk. In einigen Gebieten betrug die Sichtweite lokalen Medienberichten zufolge weniger als 100 Meter. Einige Flugverbindungen seien deswegen eingestellt worden. Umweltschützer schlossen nicht aus, dass der Rauch bei ungünstiger Wetterlage in die Tausende Kilometer entfernte Hauptstadt Moskau ziehen könnte.
Waldbrände könnte häufiger werden
Es sei heißer und trockener geworden, benennt Oaxana Tarasowa im Interview mit der Deutschen Welle die Ursache der Brände. Die Expertin für Atmosphären und Umweltwissenschaft bei der Weltorganisation für Meteorologie warnt vor einem sich verstärkenden Kreislauf: Rußpartikel, die in Sibirien durch Waldbrände entstehen, bewegten sich Richtung Arktis. "Diese Partikel fallen auf Eis und Schnee und verändern die Reflektionsstrahlung der arktischen Oberfläche. Das führt zur weiteren Eisschmelze." Das wiederum lasse die Temperaturen weiter steigen, so die Wissenschaftlerin.
Der langfristige Klimawandel zeigt sich nach Tarasowas Einschätzung nicht im Ansteigen der Durchschnittstemperatur, sondern in der Häufung extremer Wetterphänomene. "Heute ist halb Sibirien unter Wasser, morgen steigt die Temperatur auf plus 45, alles trocknet aus und beginnt zu brennen."
In Russland kommt es immer wieder zu schweren Wald- und Flächenbränden, bei denen Menschen verletzt werden oder sterben. Bereits im April brannten in der Region Transbaikalien Häuser nieder. Sibirien hat derzeit mit Trockenheit und - für diesen Landesteil - hohen Temperaturen zu kämpfen. Die nationale Forstbehörde gab an, dass die Feuer durch die "anormale" Hitze von um die 30 Grad und heftige Winde angefacht werden. In mehreren nördlichen Weltregionen, auch in Alaska und Kanada, gibt es derzeit große Flächenbrände.
ust/AR (dpa, afp, dw)