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Wahlkampfschlussspurt in Moskau

Mareike Aden7. September 2013

Kurz vor der Bürgermeisterwahl in Moskau haben die Kontrahenten ihre Anhänger noch einmal auf die Abstimmung eingeschworen. Auch am Ende eines knallharten Wahlkampfs im russischen Machtzentrum schenkten sich die schärfsten Widersacher Nawalny und Sobjanin nichts.

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Mit Attacken auf den politischen Gegner haben Kremlkandidat Sergej Sobjanin und Oppositionsbewerber Alexej Nawalny, einer der schärfsten Kritiker von Präsident Wladimir Putin, kurz vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag in Moskau nochmals um Stimmen geworben. Der Wahlkampf sei unfair gewesen, und die Behörden würden bei dem Urnengang an diesem Sonntag Manipulationen vorbereiten, behauptete Nawalny bei seiner Abschlusskundgebung in der größten Stadt Europas. "Falls sie unsere Stimmen stehlen, werden wir nicht ruhig zusehen", sagte der scharfzüngige Kreml-Kritiker. Nawalny rief die Moskauer auf, mit ihrer Stimme im Kampf um das Rathaus auch ein Zeichen zu setzen gegen "Dauerherrscher" Putin. Laut Schätzungen der Veranstalter nahmen bei strömendem Regen mehr als 10.000 Menschen teil. "Danke, dass ihr bei diesem Wetter gekommen seid. Ich würde euch gerne umarmen, aber meine Hände sind zu kurz", rief der Blogger und Anwalt Nawalny von der Bühne.

Der charismatische Kreml-Kritiker gilt als heimlicher Held der modernen Mittelklasse, die sich nach einem anderen Russland sehnt als jenem, in dem Oppositionelle ausgeschaltet, Demonstranten verhaftet und kritische Journalisten mundtot gemacht werden. Seinen Ruf als furchtloser Kritiker der Mächtigen verdankt Nawalny vor allem dem Internet. Dort veröffentlichte der Blogger ab 2007 kritische Recherchen über die dubiosen Geschäftspraktiken russischer Großkonzerne, die sich teilweise in Staatsbesitz befinden.

Der amtierende Bürgermeister Sobjanin bezeichnete Nawalny als politisch völlig unerfahren. Der Vorschlag des 37-jährigen Bloggers, bei größeren Vorhaben in Moskau ein Referendum entscheiden zu lassen, zeuge von "mangelnder Verantwortungsbereitschaft", sagte der treue Gefolgsmann Putins bei seiner Abschlusskundgebung.

Höchstens ein Achtungserfolg für Putins Kritiker

Nawalnys Teilnahme an der Bürgermeisterwahl stand lange auf der Kippe. Nur weil ein umstrittenes Urteil zu fünf Jahren Straflager wegen Veruntreuung noch nicht rechtskräftig ist, darf er an der Wahl im russischen Machtzentrum teilnehmen. Außer ihm und Sobjanin kandidieren in Moskau vier weitere Bewerber, sie gelten aber als gänzlich chancenlos. Umfragen sagen für Nawalny etwa 20 Prozent der Stimmen voraus.

Im Riesenreich zwischen Ostsee und Pazifik finden am Sonntag zwar noch in weiteren Regionen Kommunalwahlen statt. Aber wer als Bürgermeister in Moskau mit seinen fast zwölf Millionen Einwohnern regiert, zählt zu den mächtigsten Männern in Russland.

qu/nis (dpa,afp)