Wahl in Mosambik: Daniel Chapo ist neuer Präsident
28. Oktober 2024In Mosambik übernimmt ein politischer Neuling das Amt des Präsidenten: Daniel Chapo. Laut offiziellem Ergebnis hat der 47-Jährige die Präsidentschaftswahlen vom 9. Oktober mit 70 Prozent der Stimmen gewonnen.
Chapo war bisher in der politischen Landschaft eher unbekannt. Er ist Nachfolger des scheidenden Präsidenten Filipe Nyusi, der verfassungsgemäß nach zwei Amtszeiten zurücktritt.
Wie Amtsvorgänger Nyusi gehört auch Chapo der Regierungspartei FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique) an. Er wird im Januar 2025 sein Amt antreten.
Die Regierungspartei ist aus der sozialistischen Befreiungsbewegung hervorgegangen und seit der Unabhängigkeit Mosambiks von Portugal 1975 an der Macht.
Opposition klagt über Wahlbetrug
Die Opposition will das am 24. Oktober verkündete Wahlergebnis allerdings nicht anerkennen. Sie klagt über Wahlbetrug und hat die Wahl angefochten. Dies hat zu Protesten von Anhängern des unterlegenen Kandidaten in zahlreichen Städten des Landes geführt.
"Wir lehnen die vorgelegten Ergebnisse rundheraus, kategorisch und absolut ab", erklärte der unabhängige Kandidat Venancio Mondlane, als er zu Demonstrationen aufrief.
"Wir wollen es unserem Volk sehr deutlich machen. Es sind völlig falsche Ergebnisse." Der 50-jährige Venancio Mondlane erreichte laut offiziellem Wahlergebnis 20 Prozent der Stimmen.
Auf dem dritten Platz landete der Kandidat der konservativen Oppositionspartei RENAMO (Resistência Nacional Moçambicana), Ossufo Momade. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 45 Prozent.
"Es ist eine äußerst heikle Situation, weil wir bereits einen hohen Grad an Polarisierung im Land haben", erklärt der mosambikanische Politologe José Jaime Macuane im DW-Interview. Das Land stehe an einem Scheideweg.
Laut Macuane müssen vor der Übernahme des Präsidentenamtes durch Chapo die anhaltenden, Meinungsverschiedenheiten über die Wahlergebnisse geklärt werden.
"Wie wir alle wissen, sind die Wahlen wegen der von den Parteien und Beobachtern festgestellten Unregelmäßigkeiten umstritten", sagte er.
"Das ist ein besorgniserregendes Szenario, das nicht gut ist und eine größere Mäßigung seitens der Akteure erfordert, um einen Verhandlungsspielraum zu finden."
EU kritisiert Unstimmigkeiten
EU-Beamte hatten ebenfalls Bedenken hinsichtlich der Legitimität der Wahlen geäußert und "Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung und ungerechtfertigte Änderungen der Wahlergebnisse auf Wahllokal- und Bezirksebene" festgestellt.
Sie betonten auch, dass die Zahlen bei etwa einem Drittel der Nachzählungen nicht stimmten.
"Älterer Kandidat mit viel Energie"
"Mosambik entwickelt sich nicht mit Straßendemonstrationen", rief der offizielle Wahlsieger Daniel Chapo seinen Anhängern nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses zu. "Man gewinnt keine Wahlen, indem man eine One Man Show ist."
Daniel Chapo kam 2009 über die FRELIMO-Partei zur Landespolitik. 2011 wurde er Landrat in einem Bezirk im Norden des Landes, in dem sich ein großer maritimer Kohleterminal befindet, Nacala-a-Velha.
Von 2016 bis 2024 diente er als Gouverneur der südlichen Provinz Inhambane. Danach stieg er im Mai 2024 zum Generalsekretär der FRELIMO auf.
Celso Correia, Mitglied der derzeitigen Regierung und Verbündeter von Ex-Präsident Nyusi glaubt, dass Chapo etwas bewirken könne: "Die Mehrheit der Wählerschaft identifiziert sich mit [ihm]. Er ist ein älterer Kandidat mit viel Energie", sagte er im DW-Gespräch.
Correia vergleicht ihn mit seinem Rivalen Mondlane, der bei vielen jungen Wählern großen Einfluss hat. Viele jungen Menschen in Mosambik gingen in den vergangenen Jahren auf die Straße, um gegen steigende Preise, insbesondere für Brot und Benzin, zu demonstrieren.
Chapo genießt auch die Unterstützung der ehemaligen mosambikanischen Präsidenten Joaquim Chissano und Armando Guebuz. Der frühere Fernsehmoderator und Jurist wird von einigen Analysten als wirtschaftsfreundlicher Kandidat angesehen.
Er sei bereit, gegen islamistische Aufständische in der nördlichen Provinz Cabo Delgado zu kämpfen, die milliardenschwere Gasprojekte zum Stillstand gebracht und Hunderttausende von Menschen vertrieben haben, so der designierte Präsident.
"Wir werden weiter daran arbeiten, dass Mosambik ein Land des Friedens bleibt, auch in Cabo Delgado", sagte Chapo auf seiner Wahlparty. "Wir wollen den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen".
Chapo wird der erste Präsident werden, der während des 16-jährigen Bürgerkriegs zwischen FRELIMO und RENAMO, der rund eine Million Menschenleben gefordert hat, nicht selbst gekämpft hat.
Aus dem Englischen adaptiert von Martina Schwikowski.