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VW-Krise schwappt nach Asien

Jennifer Collins / jg (mit Agenturen)22. September 2015

Weiterer Ärger für Volkswagen? Südkorea kündigt wegen der Manipulationen der Abgaswerte in den USA verschärfte Kontrollen an. Auch europäische Länder sind besorgt.

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Volkswagen in Südkorea
Bild: picture-alliance/Yonhap

Die Krise rund um die manipulierten Abgaswerte bei Volkswagen schlägt hohe Wellen. Am Dienstag hat Südkorea angekündigt, drei Diesel-Modelle des Autobauers gründlich zu untersuchen. 4000 bis 5000 Jetta, Golf und Audi A3, die zwischen 2014 und 2015 produziert wurden, sollen genau unter die Lupe genommen werden. Fahrzeugrückrufe schließt Park Pan-kyu, der stellvertretende Direktor des südkoreanischen Umweltministeriums, nicht aus. "Wenn wir Probleme mit den VW Diesel-Fahrzeugen feststellen, erwägen wir, die Untersuchungen auf alle deutschen Diesel-Fahrzeuge auszuweiten", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Zwei Drittel aller südkoreanischen Autoimporte im ersten Halbjahr 2015 waren Diesel-Fahrzeuge. Seitdem 2011 ein Freihandelsabkommen zwischen Südkorea und der Europäischen Union in Kraft getreten ist, ist der Absatz deutscher Autos stark gestiegen. Volkswagen und Audi hatten in den ersten acht Monaten dieses Jahres einen Anteil von 28,2 Prozent an den Verkäufen ausländischer Hersteller in Südkorea. Suh Sung-moon, Analyst bei Korea Investment & Securities, glaubt, dass der Skandal die deutschen Autobauer hart treffen könnte. "Die Südkoreaner sind sehr sensibel, wenn es um solche Nachrichten geht. Die Meldungen über die Abgasmanipulationen werden sich auf die Importe niederschlagen", glaubt er.

Folgen für den chinesischen und den europäischen Markt?

Die Enthüllungen rund um VW könnten auch auf dem extrem wichtigen chinesischen Markt für Unruhe sorgen, befürchtet Sven-Michael Werner von der Anwaltskanzlei Bird & Bird's in Shanghai. "Ich bin mir sicher, dass die chinesischen Behörden die Untersuchungen in den USA sehr genau verfolgen und ähnliche Maßnahmen in China in Erwägung ziehen", sagte Werner der DW. Allerdings seien Diesel-Fahrzeuge in China nicht sehr populär. Volkswagen hatte angesichts einer schwächeren Nachfrage aus China, wohin deutsche Autobauer 40 Prozent ihrer Fahrzeuge verkaufen, seine Verkaufsprognose bereits im Juli gesenkt.

VW in China Foto: PETER PARKS/AFP/Getty Images
China zählt zu den wichtigsten Märkten von VWBild: Getty Images/AFP/P.Parks

Ob auch Autos in Europa vom jüngsten Skandal betroffen sind, ist ebenfalls unklar. Die Europäische Kommission stehe mit Volkswagen und den US-Aufsichtsbehörden in Kontakt, heißt es. In Großbritannien hat das Verkehrsministerium laut der Zeitung Telegraph bereits angekündigt, alle Autos, die die europäischen Vorschriften nicht erfüllen, würden vom Markt genommen. Auch in der Schweiz sind die offiziellen Stellen in Alarmbereitschaft. Sie wollen eigene Untersuchungen durchführen, die in den nächsten Tagen präsentiert werden sollen, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Gesamte deutsche Autoindustrie unter Druck

Das Image von Volkswagen könnte durch diesen Skandal also auch in Europa, wo Diesel-Fahrzeuge sehr beliebt sind, nachhaltig beschädigt werden. VW und andere Autobauer haben den Dieselantrieb stets als besonders effizient und schadstoffarm angepriesen. 2015 waren 53 Prozent aller Neuzulassungen in der EU Diesel-Fahrzeuge, der VW Golf Diesel war nach Angaben des International Council on Clean Transportation (ICCT) sogar das beliebteste Automodell in ganz Europa.

Autos stehen zum Export bereit Foto: Ingo Wagner/dpa
Experten befürchten Folgen für die gesamte deutsche AutomobilbrancheBild: picture-alliance/dpa/I. Wagner

Im ersten Halbjahr 2015 hatte Volkswagen Toyota als weltgrößten Autobauer überholt. Die "Clean Diesel Technologie" war eine zentrale Strategie, mit der VW über Jahre dieses Ziel fest im Auge hatte. Während andere deutsche Autobauer wie Daimler und BMW meinen, sie seien von den Anschuldigungen nicht betroffen, könnte der Skandal nach Aussage von Analysten für die gesamte deutsche Autoindustrie unabsehbare Folgen haben. "Das muss sehr ernst genommen werden", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und Professor an der Universität Duisburg-Essen. "Die Folgen wird die gesamte deutsche Autobranche zu spüren bekommen."