Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie
Fast ein Jahrzehnt lang wurde gebaut, immer wieder geriet das Mammutprojekt durch steigende Kosten und wiederholte Terminverschiebungen in die Schlagzeilen. Jetzt wurde die Elbphilharmonie der Stadt übergeben.
Wahrzeichen der Stadt
Die Elbphilharmonie verbindet einen historischen Speicher mit einer kühnen Glaskonstruktion, die in der Luft zu schweben scheint. Dazwischen sind 362 Stahlfederpakete angebracht. Der Konzertsaal ist vom restlichen Bau abgekoppelt, sodass dort keine Hafengeräusche eindringen können.
Geschwungenes Dach
Das Auffälligste am Neubau ist sein wellenförmiges Dach, eine Anspielung auf die Lage am Hafen - und auf Schallwellen. Schließlich ist Hamburg stolz auf seine Musikgeschichte: Der junge Georg Friedrich Händel führte einst seine Werke an der Oper am Gänsemarkt auf - und Johannes Brahms wurde hier geboren.
Die Plaza
In 37 Meter Höhe ist die Plaza - für jedermann zugänglich - die Nahtstelle zwischen dem ursprünglichen Hafenspeicher und dem imposanten Glasbau. Der Außenbereich der Plaza bietet einen Rundumblick auf die Stadt. Von hier aus aus erreicht man zwei Konzertsäle, ein Restaurant und ein Hotel mit 250 Zimmern. Auch 45 Luxuswohnungen sind im Gebäude untergebracht.
Entkernter Speicher
Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2007. Zunächst musste der historische rote Backsteinsockel, ein ehemaliger Hafenspeicher, saniert werden. Dort wurden einst tonnenweise Kaffee und Tabak untergebracht. Es war der Beginn einer schier endlosen Geschichte von Planungs- und Baumängeln - allein 2011 wurden über 4000 Pannen gezählt.
Ewige Bauarbeiten
Zunächst sollte die Elbphilharmonie 2010 fertiggestellt werden. Zeitweise wurde rund um die Uhr gearbeitet. Trotzdem wird der Bau erst sieben Jahre später eröffnet. Die ursprünglich geschätzten Kosten von 77 Millionen Euro sind auf das Zehnfache gestiegen. Sie werden von der öffentlichen Hand getragen, sollen allerdings zum Teil durch Investoren wieder hereinkommen.
Touristenattraktion
Jahrelang pilgerten Tausende von Besuchern zu der Baustelle, zwischenzeitlich bis zu 30.000 jährlich. Der Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter machte gute Miene zum bösen Spiel. "Gut Ding will Weile haben", sagte er.
Leitmotiv: Wellen
Die anmutigen Kurven im Dach finden ihren Echo überall im Bau - auch hier auf der Terrasse einer der 45 Luxuswohnungen mit riesigen Fenstern und prächtigem Hafenblick.
Die Architekten
Die Schweizer Architekten Pierre de Meuron (Foto) und Jacques Herzog hatten eine Vision - und Kommunikationsprobleme mit der Baufirma. Im Bericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses hieß es 2014: "Mit der verfehlten Projektkonstruktion und der unvollständigen Planung ist die Elbphilharmonie zum Spielball des Generalunternehmers Hochtief und der Architekten Herzog & de Meuron geworden."
Kulturpolitische Dekadenz?
Der Neubau wurde das Sorgenkind der Stadt. Im Jahr 2010 protestieren Hamburger Bürger beim Richtfest. Als die Kosten in die Höhe schossen, wurden Kita-Gebühren erhöht und ein Museum der Stadt zwischenzeitlich geschlossen - um Finanzlöcher zu stopfen. Die Elbphilharmonie wurde zum Synonym für Bauskandale.
Hamburger Skyline
Trotz aller Kritik: Bereits zu Bauzeiten wurde die Elbphilharmonie zum Wahrzeichen der Stadt Hamburg. Sie dürfte neben dem Opernhaus in Sydney, der Philharmonie in Berlin, der Walt Disney Hall in Los Angeles und dem Lincoln Center in New York bald zu den wichtigsten Kulturstätten der Welt zählen.
Hervorragende Akustik
Am 11. Januar wurde der Konzertsaal eröffnet. Auf jedem der terrassenförmig angelegten 2150 Plätze im Saal soll der Klang gleich sein. Zuständig dafür ist der Japaner Yasuhisa Toyota, der als einer der besten Akustiker der Welt gilt.
Das Buch zur Elbphilharmonie
Auf knapp 250 Seiten beschreibt der Bildband von Autor Joachim Mischke und Fotograf Michael Zapf die Baugeschichte der Elbphilharmonie und Hintergründe zum vieldiskutierten Jahrhundertbau. Der Band ist zweisprachig - auf Deutsch und Englisch - beim Edel Verlag erschienen.