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Von der Diashow zum 3D-Video

Maximiliane Koschyk
10. Oktober 2016

Beim Berliner Festival of Lights verwandeln Videoprojektionen Gebäude und Gegenstände in nächtliche Kunstwerke. Wie das funktioniert, erklärt Expertin Tina Zimmermann im Interview.

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Deutschland festival of Lights in Berlin
Bild: picture alliance/dpa/M. Weiser

Angefangen hat alles mit Diashows auf Technopartys: Während ihres Kunststudium in den USA begann Tina Zimmermann, nebenher mit Videoinstallationen zu experimentieren. "Daraus hat sich das Mapping entwickelt", erklärt sie die Technik, mit der sie heute Projektionen entwirft, die sich der Architektur anpassen können - Projektionsmapping oder Videomapping genannt. Eines ihrer Kunstwerke kann man derzeit beim "Festival of Lights" am Berliner Fernsehturm bewundern.

Tina Zimmermann Video Mapping Künstlerin
Der Berliner Fernsehturm erstrahlt beim Festival of Lights im Design von Tina ZimmermannBild: Privat

Deutsche Welle: Was ist das Faszinierende an der Technik?

Tina Zimmermann: Man kann dadurch existierende Räume oder Gebäude - die alltäglich immer gleich aussehen - durch Licht und bewegte Bilder komplett verwandeln.

Wie funktioniert Videomapping?

Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Das hängt auch ein bisschen mit der Komplexität des Raumes oder Gebäudes zusammen.

Ich mache es am liebsten so, dass ich mich mit meinem Computer vor das Objekt stelle und die Konturen abzeichne. Diese Schablone nutze ich, um die Video-Elemente aufzustellen. Es gibt aber auch andere Methoden. Manche Leute bilden von dem Gebäude ein richtiges 3D-Modell nach, das sie dann als Schablone nutzen. Meine Methode ist mir lieber, weil ich lieber vor Ort arbeite als noch mehr Stunden zuhause am Computer zu verbringen.

Wie schwierig ist es, die Struktur von Gebäuden zu erfassen - wie gehen Sie da vor?

Zuerst einmal muss man die Position der Projektoren festlegen, weil diese ausschlaggebend ist für die Projektionswinkel. Denn das Bild wird von einer bestimmten Richtung auf die Fläche geworfen - verschiebt man den Projektor nur um einen halben Meter, verzieht sich das Bild umso mehr auf der großen Fläche. Nach dem Festlegen der Beamer-Position werden dann die Schablonen genau konstruiert. Das ist - je nach Gebäude - sehr aufwendig. Ich habe im Altarraum des Berliner Doms einmal eine große Videoprojektion für eine Opernaufführung gemacht. Da haben wir wochenlang diese sehr komplexe und ornamentale Fassade des Altarraums abgezeichnet.

Was für Techniken nutzen Sie, um solche Räume auszumessen?

Das passiert natürlich nicht mit Zollstock und Bleistift. Man macht ein Foto von dem Raum und projiziert dann das Foto auf den eigentlichen Raum und schaut, dass es aufeinander passt. Das ist eine relativ einfache Methode, die aber meistens gut funktioniert - mit ein bisschen Hin- und Her-Geschiebe. 3D-Erfassungssoftware habe ich deshalb noch nicht benutzt.

Sind Sie schon einmal an einer Installation gescheitert?

Zum Glück noch nicht. Am Ende hat dann doch immer alles geklappt. Aber es gab schon diverse Projekte, bei denen wir uns die Haare gerauft haben, weil es technisch einfach nicht so umzusetzen war wie wir es gehofft hatten. Das Konzept bekommt man eigentlich immer ganz gut hin, aber je komplexer die Projekte sind, desto komplexer wird auch die Technologie dahinter, beispielsweise die Medienserver. Aber zum Glück arbeite ich immer mit sehr fähigen und geduldigen Technikern, die es dann am Ende doch hinbekommen.

Wer arbeitet denn noch alles an so einer Projektion mit?

Es gibt zum Beispiel Spezialisten, die nur dafür da sind, die verschiedenen Projektoren aufeinander anzupassen und einen sogenannten "Soft Edge" zu kreieren - also den feinen Übergang zwischen zwei verschiedenen Projektoren, damit nachher ein großes, kontinuierliches Bild herauskommt. Ebenfalls wichtig ist der Video-Operator. Das ist der Mensch, der tagtäglich - oder nächtlich - die Projektionen betreut und schaut, dass alles läuft.

Gerade erstrahlt der Berliner Fernsehturm in Ihrem Design - was kommt als nächstes?

Gerade interessiert mich besonders die Verbindung von Projektionen und Skulpturen, da ich deren Form selbst bestimmen kann. Gebäude sind ja immer vorgegeben. Vielleicht wird jetzt demnächst auch das Ganze auf bewegten Objekten umgesetzt. Aber auch [Mixed Reality] wird garantiert kommen - also, dass Leute mit einer VR-Brille ihre eigene Tour machen und dann verschiedene Gebäude mit Mappings sehen können.

Tina Zimmermann ist eine Berliner Künstlerin. Sie hat Industriedesign und Creative Arts am Art Center College of Design in Los Angeles und an der San Francisco State University studiert.

Das Interview führte Maximiliane Koschyk.