VW investiert in Indien
31. März 2009Trotz der weltweiten Flaute in der Automobilbranche setzte Volkswagen beim Bau seines neuen Werkes in Indien aufs Tempo. Neun Monate vor dem geplanten Termin ist am Dienstag (31.03.2009) das 230 Hektar große Werk in Chakan im drittgrößten Bundesstaat Maharashtra eröffnet worden. "Trotz der derzeitigen Krise sind wir fest davon überzeugt, dass der indische Automarkt enormes Potenzial hat", sagte VW-Produktionsvorstand Jochem Heizmann.
Die neue VW-Produktionsstätte, die 170 Kilometer von der Wirtschaftsmetropole Mumbai (früher Bombay) entfernt ist, umfasst die gesamte Fertigung vom Presswerk, Karosseriebau und Lackiererei bis hin zur Montage. VW ist somit der einzige deutsche Autobauer, der in Indien über eine komplette Produktionsanlage verfügt. 580 Millionen Euro hat sich VW das Ganze kosten lassen. Mehr Geld hat noch nie ein deutsches Unternehmen in ein Einzelprojekt in Indien investiert.
Auch Polo wird in Indien mit Chauffeur gefahren
Wenn alles nach Plan läuft, soll bereits im Mai der erste Fabia der VW-Tochter Skoda vom Band rollen. 2010 soll dann ein auf den indischen Markt zugeschnittener VW-Polo folgen. Ähnlich wie in China werden auch in Indien schon kleinere Wagen wie Polo mit Chauffeur gefahren. Das fordert mehr Komfort auf der Rückbank. Auch soll die südasiatische Variante serienmäßig mit Klimaanlage ausgestattet werden. Dass bereits ab Juli der Tata Nano, das billigste Auto der Welt und aus einheimischer Produktion, im Straßenverkehr Indiens mitmischen wird, sieht Europas größter Autokonzern gelassen. Der Nano sei für Leute gedacht, die von zwei auf vier Räder umsteigen wollten und daher für den Polo keine Konkurrenz, sagte ein VW-Sprecher.
Später Start soll durch schnelles Tempo kompensiert werden
Chakan ist das 61. Werk im weltweiten Fertigungsverbund von Volkswagen mit insgesamt neun Marken. Bis zu 110.000 Fahrzeuge sollen hier für den indischen Markt produziert werden. Bis Ende 2010 sollen rund 2500 Arbeitsplätze entstehen. Von der wirtschaftlichen Vitalität auf dem Subkontinent ist die VW-Führung überzeugt. Sie geht davon aus, dass der indische Automarkt bis 2014 von derzeit 1,2 Millionen auf mehr als zwei Millionen Fahrzeuge jährlich wachsen wird. Dann soll der VW-Marktanteil in Indien von derzeit zwei Prozent auf acht bis zehn Prozent steigen.
Indien ist neben China einer der interessantesten Märkte für die Automobilindustrie. Während Volkswagen bereits in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts in den chinesischen Markt vorgedrungen ist, zögerte der Konzern lange Jahre mit einer Investition in Indien. Erst 2001 wurde die erste VW-Fabrik in Aurangabad eingeweiht. Dort werden Fahrzeuge der Marke Skoda montiert.
Autor: Zhang Danhong/dpa
Redaktion: Klaus Ulrich