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PolitikGhana

Vizepräsident Bawumia räumt Wahlniederlage in Ghana ein

8. Dezember 2024

Mitten in einer schweren Wirtschaftskrise haben die Menschen in Ghana einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Bei der Wahl des Staatsoberhaupts zeichnet sich ein Machtwechsel ab.

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Ghana | Vizepräsident Mahamudu Bawumia
Vizepräsident Mahamudu Bawumia (Archiv)Bild: Kwame Adzaho-Amenorto/picture alliance/AA

Der ehemalige ghanaische Präsident John Dramani Mahama kann anscheinend ein politisches Comeback feiern: Sein schärfster Rivale, Vizepräsident Mahamudu Bawumia, räumte die eigene Niederlage bei der Präsidentschaftswahl ein. Auf einer Pressekonferenz in seiner Residenz sagte Bawumia, er habe Mahama am Telefon gratuliert. Die Wahldaten der Regierungspartei zeigten, dass Mahama deutlich gewonnen habe, so Bawumia. "Die Menschen haben für einen Wechsel gestimmt und wir respektieren dieses Ergebnis in Demut."

Er fügte hinzu, dass Mahamas Partei Nationaler Demokratischer Kongress (NDC) auch die Parlamentswahl in Ghana gewonnen habe. "Auch wenn wir auf die endgültige Auszählung einer Reihe von Sitzen warten, glaube ich, dass dies letztlich nichts am Ergebnis ändern wird", so Bawumia. Mit seiner Erklärung noch vor einem Statement der Wahlkommission wolle er "weitere Spannungen vermeiden und den Frieden im Land bewahren". Zuvor hatte der NDC bekanntgegeben, dass Mahama nach seinen Daten mit 56 Prozent der Wählerstimmen vorn liege. Die Partei habe demnach auch mindestens 185 der 276 Mandate im Parlament errungen.

Ghana I Kandidat John Mahama schwenkt die Landesfahne
Er hat anscheinend das Rennen gemacht: Oppositionskandidat John MahamaBild: Misper Apawu/AP/picture alliance

Der 66-jährige Mahama war bereits von 2012 bis Anfang 2017 Staatschef. Viele Ghanaer erinnern sich an Korruptionsskandale in seiner Regierung ebenso wie die schwächelnde Wirtschaft. Dennoch versprach der Politiker einen "Restart" - also Neubeginn. Er befürwortet Gründerprogramme, die junge Unternehmer ebenso wie Landwirte unterstützen sollen. Der 61-jährige Bawumia hatte im Wahlkampf trotz der Wirtschaftskrise auf seinen Ruf als Wirtschaftsexperte gesetzt und ein "Upgrade" der Wirtschaft mit Fokus auf das Digitale versprochen.

Sehr viele junge Wähler

In Ghana waren knapp 19 Millionen der rund 34 Millionen Ghanaerinnen und Ghanaer am Samstag zur Stimmabgabe aufgerufen. Gut zehn Millionen von ihnen sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Für das Amt an der Staatsspitze standen zwölf Kandidaten zur Wahl - darunter eine Frau. Der bisherige Präsident Nana Akufo-Addo durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Bei der Parlamentswahl bewarben sich mehr als 800 Kandidaten um einen der 276 Sitze.

Aus Sicherheitsgründen hatte die Regierung die Schließung der Grenzen angeordnet. Nach Angaben des Innenministeriums sollten sie am Sonntagabend wieder geöffnet werden. 

Weitgehend friedlicher Wahltag

Die Wahlen verliefen nach ersten Erkenntnissen weitestgehend friedlich. Nach einem Bericht der Nachrichtenseite Joy Online nahm die Polizei einen Beamten der Wahlkommission in der Region Bono Ost wegen angeblichen Wahlbetrugs fest. Demnach hatte der Beamte Stimmzettel an Wähler ausgegeben, auf denen ein Präsidentschaftskandidat fehlte.

Gut gelaunte Anhänger von John Mahama auf einer Versammlung seiner Partei
Anhänger von John Mahama auf einer Versammlung seiner Partei in AccraBild: Misper Apawu/AP/picture alliance

Zu Spannungen kam es nach Angaben der Nachrichtenseite Modern Ghana auch in der Greater Accra Region, wo die Abgeordnete Ursula Owusu-Ekuful Lebensmittel an die Wahlhelfer verteilen wollte. Dies wurde durch die Menge verhindert, die dies als mögliche Einflussnahme betrachtete.

Hartnäckige Wirtschaftsflaute

Ghana steckt seit gut zwei Jahren in einer tiefen Schuldenkrise. Hohe Lebenshaltungskosten belasten die Bevölkerung der zweitgrößten Volkswirtschaft Westafrikas, sodass Themen rund um Wirtschaft und Arbeitsplätze den Wahlkampf dominierten. Der Staat erholt sich nur langsam von einer Wirtschaftsflaute, die zu einem milliardenschweren Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) geführt hatte. Die Inflation ist zwar von rund 54 Prozent auf 23 Prozent gesunken, die Lebenshaltungskosten bereiten jedoch vielen Menschen nach wie vor große Sorgen. Menschenrechtler bemängeln zudem die Diskriminierung etwa von sexuellen Minderheiten.

Ghana ist Afrikas größter Goldproduzent und ein wichtiger Kakaoexporteur. Das Land gilt als stabile Demokratie, die Machtwechsel der vergangenen Jahrzehnte verliefen geordnet. Anders als etwa in Deutschland ist der ghanaische Staatspräsident auch gleichzeitig Regierungschef.

kle/wa (afpe, rtre, epd, dpa, kna)