Vettel überlistet Silberpfeile
29. März 2015Sebastian Vettel ist mit einer taktischen Meisterleistung endgültig in die Fußstapfen seines Idols und Freundes Michael Schumacher getreten und hat bereits in seinem zweiten Rennen für Ferrari den Großen Preis von Malaysia gewonnen. Damit beendete Vettel eine fast zweijährige Durststrecke der Scuderia.
"Grazie mille, forza Ferrari!", rief Vettel mit sich überschlagender Stimme in den Boxenfunk. "Es ist eine Weile her, dass ich ganz oben stand, im zweiten Rennen für Ferrari ist das etwas ganz Besonderes für mich", sagte er wenig später sichtlich bewegt bei der Siegerehrung. Um genau zu sein: Im November 2013 stand er zuletzt auf dem Podest. "Dieses Rennen wird mir für immer im Gedächtnis bleiben."
Jubiläumssieg
Für den Deutschen war es der 40. Sieg seiner Karriere, der umso schöner war, weil er Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf den Plätzen zwei und drei dank einer perfekten Vorstellung sportlich in die Schranken weisen konnte. Die erfolgsverwöhnten Silberpfeile wählten die falsche Taktik und waren wohl auch vom Speed der Scuderia überrascht.
Am Start lieferten sich Vettel und Rosberg hinter dem souveränen Hamilton ein hartes Duell um Platz zwei, doch im entscheidenden Moment machte der Ferrari-Star die Tür zu und verteidigte seine Startposition. Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen, bereits am Samstag Pechvogel mit dem verpassten Qualifikationsplatz drei musste nach einem schwachen Start frühzeitig an die Box, nachdem ihm Sauber-Pilot Felipe Nasr (Brasilien) den linken Hinterreifen aufgeschlitzt hatte.
"Eva" überraschend schnell unterwegs
Nach einem selbst verschuldeten Dreher von Marcus Ericsson im zweiten Sauber musste frühzeitig das Safety Car auf die Strecke, viele Teams holten ihre Fahrer für die ersten Reifenwechsel an die Box. Darunter auch Hamilton und Rosberg, so dass sich Vettel an die Spitze setzte vor dem sensationell gut gestarteten Hülkenberg. Hamilton brauchte einige Runden, um sich wieder durchs Fahrerfeld zu arbeiten. Nachdem er auch Hülkenberg geschnappt hatte, lag der 30-Jährige rund zehn Sekunden hinter Vettel, der immer noch auf seinem ersten Reifensatz unterwegs war. Rosberg steckte dagegen im Verkehr fest und verlor wertvolle Zeit.
Erst, als auch Vettel nach rund einem Drittel des Rennens zum ersten Mal die Box ansteuerte, schoben sich die beiden Silberpfeile am viermaligen Weltmeister vorbei. Allerdings hielt sich Rosberg nicht lange vor der "Roten Göttin Eva", der wesentlich schnellere Vettel überholte den Vize-Weltmeister problemlos.
Beide McLaren fallen aus
Frühzeitig beendet war das Rennen für Fernando Alonso. Der spanische Ex-Champion, der nach seinem mysteriösen Trainingsunfall vor fünf Wochen sein Comeback gab, wurde in der 22. Runde in die Box gerufen. "Wir haben ein Problem mit dem Auto, dein Rennen ist leider zu Ende", funkte McLaren. Auch der zweite McLaren mit Jenson Button sah die Zielflagge nicht.
Hamiltons zweiter Boxenstopp spülte Vettel kurz vor Halbzeit des Rennens zurück an die Spitze des Feldes, auch Rosberg holte sich anschließend neue Pneus. Vettel lag rund 22 Sekunden vor Hamilton. Die Anweisung vom Mercedes-Kommandostand kam prompt: "Wenn es so weitergeht, wird es am Ende Platz zwei. Du musst an Vettel herankommen." Zuerst aber kam Vettel an die Box und fuhr nach einem guten Stopp ganz knapp vor Rosberg wieder auf die Strecke. Hamilton fiel nach seinem Stopp hinter das deutsche Duo zurück und stellte sofort per Funk die Auswahl der montierten Reifen infrage.
Auch auf den Hinweis "Du wirst Vettel fünf Runden vor dem Ende einholen" reagierte Hamilton verärgert: "Sprecht nicht in den Kurven mit mir." Vettel forderte dagegen Blaue Flaggen ("Blue flags, blue flags") für die zu überrundenden Fahrzeuge vor ihm, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Ein Rennen also, bei dem die Fahrer psychisch und physisch - wegen der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit - hart beansprucht wurden und das Ferrari dank seiner besseren Strategie für sich entschied.
Wer das Rennen Runde für Runde nachverfolgen möchte, kann das bei unserem Liveticker tun.