Weltweite Reaktionen auf Russlands Angriff
25. Februar 2022China - Suche nach einer Sprachregelung
Der chinesische Außenminister Wang Yi hat offenbar am Donnerstag mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow telefoniert. Wang sagte, dass China stets die Souveränität und territoriale Integrität aller Länder respektiert habe. Gleichzeitig besitze die ukrainische Frage eine komplexe und besondere historische Dimension. China verstehe die Besorgnis der russischen Seite in Sicherheitsfragen. Sein Appell: die Mentalität des Kalten Krieges vollständig aufzugeben und einen ausgewogenen, wirksamen und nachhaltigen europäischer Sicherheitsmechanismus durch Dialog und Verhandlungen zu schaffen.
China, das unter Präsident Xi Jinping enger mit Russland zusammengerückt ist, will sich offenbar nicht festlegen. Zhang Jun, chinesischer Botschafter bei den Vereinten Nationen, forderte bei einer kurzfristig anberaumten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York alle an der Krise beteiligten Parteien auf, sich zurückzuhalten und eine weitere Eskalation der Situation zu vermeiden: "China glaubt, dass die Tür zu einer friedlichen Lösung der Ukraine-Frage nicht vollständig geschlossen wurde und nicht geschlossen werden sollte. Um eine Verschärfung der Konflikte zu vermeiden, wird China weiterhin Frieden und Gespräche auf seine eigene Weise fördern."
Israel - Klare Verurteilung des russischen Angriffs
Das russische Vorgehen sei ein "schwerer Verstoß gegen die internationale Ordnung", sagte Außenminister Jair Lapid in einem Statement im israelischen Fernsehen: "Israel verurteilt die Attacke." Er betonte, dass Israel langanhaltende, gute Beziehungen sowohl zu Russland als auch zur Ukraine unterhalte. "Es gibt zehntausende Israelis und tausende Juden in beiden Ländern, deren Sicherheit ist unsere höchste Priorität", wird der israelische Minister in Nachrichtenagenturen zitiert. Nach Bekunden der Einwanderungsministerin Pnina Tamano-Schata ist Israel bereit zur Aufnahme von tausenden jüdischen Flüchtlingen aus der Ukraine.
Katar - Ersatzlieferant für Gas nach Europa?
Der Emir von Katar erhielt laut offiziellen Angaben am Donnerstag einen Anruf des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Demnach mahnte Scheich Tamim bin Hamad Al Thani in dem Telefonat eine friedliche Lösung des Konflikts an und rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.
Katar gilt Beobachtern als ein Land, das bei ausbleibenden russischen Gaslieferungen nach Europa bis zu einem gewissen Grad als Lieferant einspringen könnte. "Katar kann Deutschland helfen, seine Energiequellen zu diversifizieren", sagte denn auch Katars Botschafter in Berlin, Abdulla bin Mohammed bin Saud Al Thani.
Katars Energieminister Saad bin Scharida al-Kaabi hatte allerdings zuvor in diesen Tagen erklärt, weder Katar noch irgendein anderes einzelnes Land habe die Kapazitäten, um die russischen Gaslieferungen nach Europa mit Flüssiggas vollständig zu ersetzen.
Syrien - Moskau-treu nach russischem Militäreinsatz im Bürgerkrieg
Bereits am Dienstag hatte Syriens Regierung unter Präsident Baschar al-Assad als eine der wenigen Stimmen in der Region das russische Vorgehen gegen die Ukraine ausdrücklich gutgeheißen. Außenminister Faisal Mekdad warf dem Westen laut staatlicher Nachrichtenagentur Sana vor, in der Ukraine ebenso wie in Syrien "terroristische" Kräfte zu unterstützen. Russland ist neben dem Iran politisch und militärisch der wichtigste Verbündete des Regimes in dem Bürgerkriegsland.
Iran - Attacke auf den Erzfeind USA
Das iranische Außenministeriums hat sein Bedauern über die Eskalation des Konflikts ausgedrückt, verbreitet aber eine andere Lesart zu Russlands Krieg gegen einen souveränen Staat: "Wir erachten Krieg nicht als Lösung", twitterte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und erklärte, die Ukraine-Krise habe ihre Wurzeln in Provokationen der NATO. Nun sei es notwendig, einen Waffenstillstand herzustellen und sich auf eine politische und demokratische Lösung zu konzentrieren.
Südafrika und Indien - leise Forderungen nach Rückkehr zur Diplomatie
Die südafrikanische Regierung forderte auf Twitter verstärkte Anstrengungen, um eine Lösung zu finden, die Spannungen abzubauen und einen bewaffneten Konflikt abzuwenden. Südafrika gehört mit Russland, Brasilien, Indien und China zu den fünf BRICS-Schwellenländern und hatte sich 2014 bei der russischen Annexion der Krim mit Kritik zurückgehalten.
Indien, traditionell eng mit Russland in einer strategischen Partnerschaft verbunden, lehnt es ab, das Vorgehen Moskaus zu verurteilen. Man bleibe neutral und hoffe auf eine friedliche Lösung des Konflikts, sagt der Staatsminister im Außenministerium, Rajkumar Ranjan Singh.
Lateinamerika - auf die Verbündeten ist für Moskau Verlass
Auch Kuba bleibt erwartungsgemäß seiner Linie treu. Estéban Lazo, Präsident des Parlaments, sagte anlässlich des Besuchs von Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin in Havanna am Mittwoch, Moskau habe das Recht, sich zu verteidigen, die NATO müsse die von Russland geforderten Sicherheitsgarantien erfüllen.
"Alle Unterstützung für Präsident Putin und sein Volk. Wir sind sicher, dass Russland vereint und erfolgreich aus dieser Schlacht ziehen wird, bewundert von den mutigen Völkern der Welt", twitterte indes am Mittwoch der venezolanische Präsident Nicolás Maduro. Auch Daniel Ortega, autokratischer Staatschef von Nicaragua, sagte vor der Invasion, Russland würde sich lediglich verteidigen.