Generalvikar Rösch wirbt um Vertrauen
30. Oktober 2013Die Situation sei fast psychotisch, stellte Generalvikar Wolfgang Rösch fest. Es gelte, die Menschen zu ermutigen, offen und angstfrei miteinander zu kommunizieren, und etwas Gemeinsames aufzubauen. Er kündigte an, dabei auf Teamgeist zu setzen. "Ich versuche, konstruktiv aufzubauen und ich weiß, dass ich darin nicht alleine bin", sagte der 54-Jährige.
"Mein größtes Anliegen ist es, dass wir uns nicht an einer Person oder einer Frage auseinanderdividieren lassen", sagte Rösch bei seiner offiziellen Vorstellung vor Journalisten in Limburg. Alle Menschen müssten im Bistum eine gemeinsame Zukunft haben.
Rönsch hatte am Montag seine Arbeit als Generalvikar in Limburg aufgenommen. Er war am Mittwoch vergangener Woche von Papst Franziskus mit sofortiger Wirkung zum Generalvikar für das Bistum Limburg und zum Leiter des Bistums in Vertretung des umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst berufen worden. Dem wegen seiner Amtsführung und der Baukosten für seinen Bischofssitz in die Kritik geratenen Oberhirten gewährte der Papst eine Auszeit auf unbestimmte Zeit.
Zur Zukunft Tebartz-van-Elsts äußerte sich Rösch nicht. Er vertraue darauf, dass am Ende die richtige Entscheidung getroffen werde, sagte er auf die Frage, ob Tebartz-van Elst nach Limburg zurückkehren werde. Die Baukosten für den Bischofssitz werden von einer Prüfungskommission der Deutschen Bischofskonferenz untersucht. Diese habe ihre letzte Sitzung im Januar.
Vertrauen weg
Durch die Affäre um Bischof Tebartz-van Elst und dessen millionenteure Bischofsresidenz ist laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage für den "stern" das Vertrauen in die Katholische Kirche schwer erschüttert. 73 Prozent der Befragten halten sie für wenig oder überhaupt nicht glaubwürdig. Unter den Katholiken sind es immerhin 65 Prozent.
Noch deutlicher fallen die Ansichten darüber aus, ob Tebartz-van Elst als Bischof nach Limburg zurückkehren sollte. 80 Prozent der Befragten halten das für falsch, unter den Katholiken sind es sogar 87 Prozent.
Staatsanwaltschaft ermittelt weiter
Franz-Peter Tebartz-van Elst hat unterdessen weiter die Justiz am Hals. Denn die Staatsanwaltschaft Hamburg lehnte es ab, das Verfahren wegen der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung einzustellen. "Am Sachstand hat sich aus unserer Sicht nichts geändert", sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zuvor hatte das Amtsgericht Hamburg-Mitte angeregt, das Verfahren gegen eine Geldauflage einzustellen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bischof vor, in zwei Zivilverfahren gegen den "Spiegel" falsche Angaben zu einem Erste-Klasse-Flug gemacht zu haben.
det/sc (dpa, epd, kna)