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Verständigung zwischen drei Städten aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Jugoslawien

18. Januar 2002

– Bürgerpakt will Ergänzung des Stabilitätspakts auf der Ebene der Zivilgesellschaft sein

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Köln, 17.1.2002, DW-radio / Bosnisch

Ziel des Projekts mit dem Namen "Neue Horizonte" zwischen Subotica in Jugoslawien, Osijek in Kroatien und Tuzla in Bosnien-Herzegowina ist, die durch die Kriege unterbrochenen Beziehungen wiederaufzunehmen. Abgesandte aus den Bereichen Kultur, Medien, Bildung, der Lokalregierungen und der Nicht-Regierungsorganisationen aus diesen drei Städten verständigen sich nicht nur, sondern setzen dies auch dieser Tage in Tuzla um.

Der Gastgeber, der Vorsitzende des Bürgerforums in Tuzla, Vehid Sehic, sagte, dass alle durch den Zerfall des ehemaligen Jugoslawien entstandenen Staaten alte und neue Nachbarn haben. Lediglich Bosnien habe nur neue, mit denen es bis gestern gemeinsam zusammenlebte: "Daher ist vielleicht auch die Verantwortung bei vielen in Bosnien-Herzegowina größer, den ersten Schritt zu tun, den Dialog auf allen Ebenen zu eröffnen – auf kultureller, wirtschaftlicher, sportlicher Ebene..." Sehic betonte die Notwendigkeit, dass aus dem Vokabular die Hasssprache gestrichen werden müsse, wobei den Medien eine besondere Rolle zukomme.

Dusan Torbica aus Subotica sagte, auch die junge Generation müsse lernen, wie auf diesem Territorium vor dem Kriege gelebt und zusammengearbeitet worden sei und fügte hinzu: "Wir sind nicht so weit von einander entfernt, wie man uns das darstellen will. Wir sind uns viel näher".

Milan Ivanovic aus Osijek sagte, die Kontakte der Nicht-Regierungsorganisationen seien auch in schwersten Kriegstagen nicht abgebrochen worden. Als gemeinsames Ziel sieht er die Einführung eines neuen Wertesystems in allen drei Staaten: "Denn das bolschewistische, das es bis vor ungefähr zehn Jahren gab, hat Schwächen gezeigt. Dieses neue Wertesystem, das hervorgegangen ist aus den nationalen, um nicht zu sagen nationalistischen Orientierungen, hat sich auch als falsch und gefährlich erwiesen. Daher ist das gesellschaftliche Wertesystem, wofür wir plädieren, die Bürgergesellschaft, die Zivilgesellschaft. Das ist ein Modell nach mittel- beziehungsweise westeuropäischer Konzeption". Ihm zufolge hätten die Machthaber aller drei Staaten in den letzten zehn Jahren über das Nationalgefühl und das Gesellschaftsgut manipuliert, um zu beweisen, dass ein Zusammenleben nicht möglich sei. "Wir haben gezeigt, dass wir sehr wohl zusammenarbeiten können, und viele Projekte wurden damals über den Bürgerpakt aufgebaut. Der Bürgerpakt (...) ist eine komplementäre Aktivität zum Südosteuropa-Stabilitätspakt auf der Ebene der Bürger, an dem sich Bürger nicht nur aus Subotica, Tuzla, Osijek und Novi Sad, sondern auch aus Ohrid, aus Bitola, Podgorica und anderen Städten des ehemaligen Jugoslawien, aber auch aus den Niederlanden, Ungarn und weiteren mitteleuropäischen Ländern beteiligen. Dabei sind zahlreiche Projekte aufgebaut worden, die sich nun Bürgerpakt nennen. Hierbei wird auf gewisser Ebene durch bürgerliche Organisationsfähigkeit Aktivität gezeigt und ein Beitrag zur Stabilität auf dem Balkan geleistet".

Das kommende Treffen in Subotica sieht vor, konkrete Kooperationsvereinbarungen zu treffen, und dies bereits Mitte nächsten Monats. (md)