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Kriminalität

Verdächtiger gesteht Messerattacke in Paris

26. September 2020

Nach der Messerattacke in Paris deutet vieles auf eine politische Motivation hin. Der Angreifer verletzte zwei Menschen vor dem ehemaligen Sitz von "Charlie Hebdo". Der 18-jährige Hauptverdächtige legt ein Geständnis ab.

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Frankreich I Pressekonferenz nach Messerattacke in Paris
Frankreichs Premierminister Jean Castex (Mitte) lobt die Effizienz des Einsatzes der Sicherheitskräfte nach der Tat Bild: Raphael Lafargue/abaca/picture-alliance

Aus französischen Ermittlerkreisen verlautete, der festgenommene Mann übernehme "die Verantwortung für seine Tat". Er habe es "nicht ertragen", dass die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" die umstrittenen Mohammed-Karikaturen anlässlich des Gerichtsprozesses gegen die Hintermänner erneut veröffentlicht habe.

Vor dem einstigen Sitz der "Charlie Hebdo"-Redaktion hatte ein Angreifer am Freitag eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter der Filmproduktionsfirma "Premières Lignes", die für eine Zigarettenpause auf die Straße gegangen waren, mit einem Hackmesser attackiert und schwer verletzt. Kurze Zeit später wurde der flüchtige Hauptverdächtige etwa 500 Meter vom Tatort vor der Oper am Platz der Bastille festgenommen.

Nach eigenen Angaben ist er 18 Jahre alt und kommt aus Pakistan. Laut Polizei war er vor drei Jahren als unbegleiteter Minderjähriger in Frankreich angekommen und bisher nicht als Islamist in Erscheinung getreten. Im Juni sei er jedoch im Besitz einer "Stichwaffe" vorübergehend festgenommen worden, bei der es sich um einen Schraubenzieher handelte.

Frankreich I Minister I Gerald Darmanin
Er sieht Islamisten am Werk: Innenminister Gérald DarmaninBild: Ludovic Marin/AFP/Getty Images

Neun weitere Männer in Haft

Die Polizei hat am Samstag zwei weitere Verdächtige festgenommen. Nach Angaben aus Justizkreisen handelt es sich um einen Bruder und einen Bekannten des Hauptverdächtigen. Insgesamt befinden sich damit nun neun Männer in Gewahrsam. Die Ermittler gehen mittlerweile allerdings davon aus, dass der mutmaßliche Angreifer die Tat alleine beging.

Ein zunächst festgenommener Algerier wurde in der Nacht freigelassen, weil er offenkundig nichts mit dem Angriff zu tun hatte. Ermittlungen hätten vielmehr seine Aussage bestätigt, wonach er die Tat als Augenzeuge beobachtet und den Angreifer verfolgt hatte und dann von diesem bedroht wurde.

Der französische Innenminister Gérald Darmanin hatte die Tat am Freitagabend als islamistischen Terrorakt eingestuft. Die Anti-Terror-Einheit der Staatsanwaltschaft übernahm umgehend die Ermittlungen. Das Terrornetzwerk Al-Kaida hatte wegen der erneuten Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen durch "Charlie Hebdo" mit einem Anschlag gedroht. Bei dem Attentat auf die Satirezeitung im Januar 2015 hatten zwei Islamisten zwölf Menschen ermordet, unter ihnen einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Darmanin kündigte inzwischen an, dass andere symbolische Orte in Frankreich nun besser geschützt werden sollen. Dazu zählt der Konzertsaal Bataclan, der im Herbst 2015 ebenfalls Ziel eines Terrorangriffs war.

Charlie Hebdo: Hoffen auf Antworten

Neue Drohungen gegen "Charlie Hebdo"-Redaktion

Derzeit läuft in Paris der Prozess gegen mutmaßliche Komplizen der islamistischen Attentäter. Aus diesem Anlass hatte "Charlie Hebdo" die umstrittenen Mohammed-Karikaturen erneut veröffentlicht und damit wütende Proteste in mehrheitlich muslimischen Ländern ausgelöst. Die Redaktion, die inzwischen an einem geheim gehaltenen Ort arbeitet, wurde wieder bedroht.

Über die Tat im Osten der französischen Hauptstadt wurden unterdessen weitere Details bekannt. Die beiden Opfer seien im Gesicht schwer verletzt worden. "Der Angriff war unglaublich gewalttätig", sagte einer der Chefs der Produktionsfirma, Luc Hermann, dem Sender France Info. "Es gab eine echte Bereitschaft zum Töten." Die beiden Opfer wurden am Freitag operiert.

kle/qu (afp, dpa, rtr)