Verbraucher freuen sich über niedrige Inflation
29. Dezember 2009Moderate Preise habe den Konsum in Deutschland gestützt: Mit 0,4 Prozent lag die Teuerungsrate ungewöhnlich niedrig, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag (29.12.2009) in Wiesbaden mitteilte. Für die vorläufige Berechnung zogen die Statistiker die Daten aus sechs Bundesländern heran. Eine ähnlich niedrige Jahresteuerungsrate wurde demnach zuletzt 1999 ermittelt. "Insbesondere Öl und Lebensmittel wurden deutlich billiger", sagte ein Statistiker. "Hier macht sich die Wirtschaftskrise bemerkbar." Noch niedriger war die Inflation zuletzt 1987 mit 0,3 Prozent. 2008 hatten steigende Energiepreise die Inflationsrate noch auf 2,6 Prozent hochschnellen lassen, den höchsten Wert seit 1994.
Der Ölpreis ist 2009 deutlich gesunken
Gerade die Entwicklung der Energiekosten, die im Jahr 2008 so sprunghaft anzogen, erfreute die Verbraucher. Der Preis für ein Fass Öl fiel auf rund 35 Dollar von knapp 150 Dollar im Sommer 2008. Dadurch gaben auch die Benzin-, Diesel- und Heizölpreise nach: In Nordrhein-Westfalen etwa waren Kraftstoffe mehr als zehn Prozent billiger, Heizöl war um fast ein Drittel günstiger zu haben.
Doch mit der Freude über die moderaten Preise beim Einkauf scheint in Deutschland nun Schluss zu sein. Zu Jahresende zogen die Preise spürbar an; die Inflation stieg im Dezember auf 0,8 Prozent und damit etwas stärker als erwartet. Dabei spielt vor allem eine Rolle, dass der Ölpreis inzwischen wieder höher ist als vor Jahresfrist, was Mineralölprodukte verteuert. Erstmals in diesem Jahr kostete auch Heizöl wieder mehr als im Vorjahr. Binnen Monatsfrist stiegen die Lebenshaltungskosten um 0,7 Prozent. Dabei machte sich das Weihnachtsfest negativ in den Portemonnaies der Verbraucher bemerkbar: Pauschalreisen und Hotelübernachtungen verteuerten sich binnen Monatsfrist zum Teil um mehr als ein Fünftel.
Im kommenden Jahr müssen Verbraucher mehr ausgeben
Das gibt nach der Meinung von Experten einen Vorgeschmack auf 2010: Viele Fachleute erwarten, dass die Lebenshaltungskosten im Jahresschnitt um ungefähr ein Prozent steigen. Mit einer stärkeren Inflation sei jedoch nicht zu rechnen: Die drohende Steigerung der Arbeitslosenzahlen verhindere kräftige Preisaufschläge, sagte Rainer Sartoris, Analyst des Bankhauses HSBC Trinkaus. "Auch von den inzwischen wieder höheren Ölpreisen droht keine Gefahr, weil die Unternehmen Probleme haben, die Preiserhöhungen an die Kunden weiterzureichen." Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet für das Jahr 2010 eine Inflation von knapp zwei Prozent.
Autor: Marcus Bölz (dpa, AP)
Redaktion: Martin Schrader