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Verbesserung der Situation der Roma in Kroatien als Test für die Demokratisierung des Landes

16. September 2002

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Köln, 13.9. 2002, DW-radio / Kroatisch, Gordana Simonovic

Die Lage der Roma in Kroatien ist seit Beginn des neuen Schuljahres wieder ein aktuelles Thema. Erinnern wir uns – im Komitat Medjumurije hatten sich die Eltern von etwa 30 Erstklässern dagegen gewehrt, dass ihre Kleinen in gemischte Klassen mit Roma-Kindern gehen sollten. Wegen der unterschiedlichen Lebensgewohnheiten, aber vor allem wegen der fehlenden Sprachkenntnisse der Roma-Kinder forderten sie, dass ihre Kinder von diesen getrennt werden sollten. Schließlich wurden wenigstens teilweise gemischte Klassen eingerichtet, und zwar auf der Grundlage der Kenntnisse der Kinder. Dieser Vorgang war ein Grund für die Regierung, eine systematische Lösung der Probleme der Roma anzukündigen. Und das, wie es der Minister für Bildung und Sport, Vladimir Strugar, formulierte, als Test für die Demokratisierung der kroatischen Gesellschaft: "Aber ich glaube nicht, dass man sie (die Probleme - MD) als ‚Fall der Roma‘ lösen sollte, sondern als unsere zivilisatorische Antwort der heutigen Welt, wie man mit Unterschieden zusammenlebt."

Das Verhältnis zu Menschen, die anders sind, sei ein Test für die gesamte Gesellschaft, sagte Ministerpräsident Ivica Racan, und fügte hinzu, dass konkrete Maßnahmen für die Verbesserung der materiellen und sozialen Lage der Roma in Angriff genommen werden müssen: "Das Verhältnis zu den Roma kann nicht auf die Frage der Ausbildung reduziert werden. Aber wir müssen selbstverständlich auch im Hinblick auf die Schulen Lösungen finden, für die wir uns nicht schämen müssen, weder heute noch morgen."

In Kroatien leben nach einigen Schätzungen etwa 30 000 Roma. Da viele von ihnen aufgrund ihrer traditionellen Lebensweise keine ordentlichen Papiere besitzen, haben sie Schwierigkeiten, ihr Recht auf die Staatsbürgerschaft oder auch auf Sozialhilfe zu verwirklichen. Die Sprecherin des Innenministeriums Zinka Bardic erklärt, dass es zum Erlangen der Staatsbürgerschaft wichtig sei, eine Anmeldebestätigung in Kroatien über mindestens drei bis fünf Jahre vorlegen zu können. Gerade wegen häufiger Umzüge und der Abneigung, ihre Situation verwaltungstechnisch zu regeln, haben die Roma meistens diese Beweise nicht, wie auch keine Heirats- oder Geburtsurkunden.

(Einblendung Bardic) "Und das sind nun gerade einige der Bedingungen, die im kroatischen Staatsbürgerschaftsrecht oder im Gesetz über den Aufenthalt von Ausländern festgeschrieben sind, auf deren Grundlage man den bürgerlichen Status in Kroatien regeln kann - von der unbefristeten Aufenthaltserlaubnis bis zur Staatsbürgerschaft. Und gerade hierbei entsteht das Grundproblem zur Lösung der Statusfrage bei den Roma. Vor allem aber ist es völlig falsch, dass ihnen die Deportation aus Kroatien droht."

Die nationale Strategie zur Verbesserung des sozialen und gesellschaftlichen Status der Roma werde auch darauf eine Antwort finden, denn für die kroatische Gesellschaft sei es nicht hinnehmbar, dass irgend jemand wegen nationaler, religiöser oder materieller Unterschiede diskriminiert werde, versprach Premier Racan. (md)