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Vatikan soll den Albanern bei der Integration in Europa helfen

10. Februar 2004

– Zeitung "Koha jone" kommentiert den Besuch von Außenminister Islami beim Papst

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Tirana, 6.2.2004, KOHA JONE, alban.

Der albanische Außenminister Kastriot Islami hat es geschafft, das Gewicht seines Nachnamens zu überwinden, als er gestern (5.2.) seinen Fuß in den Vatikan setzte, um mit Spitzenvertretern dieses Staates zusammenzukommen. "Herr Islami, der Außenminister von Albanien", so wurde der Chefdiplomat des Landes, das Teil der europäischen christlichen Familie werden will, den Kardinälen vorgestellt. Das Paradoxon in unserem Fall, dass wir von einem Islami repräsentiert werden, wird für uns Albaner nicht von Nachteil sein, denn wir alle wissen, wie tolerant der Vatikanstaat ist. Der Besuch unseres Außenministers im Vatikan ist ein gut durchdachter Schritt, wenn wir alle die bedeutende Rolle bedenken, die dieser Staat in allen europäischen Zentren spielt.

Der Vatikan kann eine wichtige Rolle spielen, indem er zu der Erfüllung der Forderung der Albaner nach Bewegungsfreiheit in Europa einen Beitrag leistet. Dieser Gedanke wurde vom Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Partei in unserem Parlament (Nikolle Lesi - MD) vorgetragen. Er hatte die Regierung aufgefordert, mit dem Vatikan zu verhandeln und in unserem Namen bei den westlichen Ländern intervenieren zu lassen, damit diese den Reiseverkehr der albanischen Bürger erleichtern.

Die christliche Tendenz ist nicht nur einfach modern. Wie zu sehen ist, ist sie für Länder wie unseres auch eine Notwendigkeit für den Prozess ihrer Integration nach Europa. Das hat der Präsident Kosovas (Ibrahim Rugova – MD), das eine vorwiegend muslimische Bevölkerung hat, perfekt begriffen. Aus diesem Grund erklärte er vor kurzem, er habe beschlossen, zum Katholizismus zu konvertieren. Er sagte, dies würde seinen lange gehegten Traum erfüllen, der in ihm entstanden sei, als er über katholische Schriftsteller aus Shkoder forschte. Dennoch ist klar, dass es auch ein politischer Schritt des Präsidenten Kosovas ist, in seinem Bemühen, die Unterstützung der westeuropäischen Staaten für die abschließende Klärung des Status Kosovas und dessen nachfolgende Integration nach Europa zu erlangen.

Das ist das, was Rugova vorhat und er hat sich entschieden, es zu tun, ungeachtet der Risiken, die es für seine Popularität vielleicht nach sich zieht, denn jeder weiß, wie sensibel die Muslime in Kosova bezüglich ihrer religiösen Gefühle sind, aufgrund der Tatsache, dass sie so lange unter der Herrschaft der serbischen Orthodoxie standen.

Es gibt diebsbezüglich andere bedeutende Beispiele. Einige liegen noch gar nicht so lange zurück. Wir wissen sehr wohl, mit wie viel Vorsicht Ahmet Zogu sich in den Salons des christlichern Europa präsentierte. Er ging so weit, seinen Namen zu ändern, damit er nicht zu muslimisch klinge. Niemand kann sagen, Ahmet Zogu sei kein schlauer Mann gewesen.

So hat Islami anscheinend die Bedeutung und das Gewicht des Vatikans begriffen und entschieden, seine Auslandsreisen mit einem Besuch in Rom zu beginnen. Wir alle hoffen, dass der winzige Staat des Papstes den Albanern bei deren Hoffnung auf europäische Integration helfen wird. (MK)