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USA verklagen Standard & Poor's

5. Februar 2013

Den mächtigen Ratingagenturen wird eine Mitschuld an der Finanzkrise gegeben. Dennoch blieben sie ungeschoren - bisher. Nach dem Urteil in Australien bereitet nun das US-Justizministerium eine Zivilklage gegen S&P vor.

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Firmenschild Standard & Poor's (Foto: picture-alliance/abaca)
Standard & PoorsBild: picture-alliance/abaca

Standard & Poor's (S&P) teilte mit, man sei vom amerikanischen Justizministerium über die bevorstehende Klage informiert worden. In einer Erklärung wies das Unternehmen den Schritt der US-Regierung als "vollkommen ungerechtfertigt" zurück. Auch die Generalstaatsanwaltschaften einzelner US-Bundesstaaten wollen juristisch gegen den Branchenprimus vorgehen. Nach Informationen der Zeitung "Wall Street Journal" könnten die Klagen wegen Fehlverhaltens noch in dieser Woche eingereicht werden.

Gute Bonitätsnoten für Ramschpapiere

Es geht um die Einstufung von US-Hypothekenpapieren vor dem Ausbruch der Finanzkrise. S&P sowie die beiden anderen großen US-Ratingagenturen Moody's und Fitch hatten die Papiere mit sehr guten Bonitätsnoten versehen. Investoren verließen sich auf diese Urteile und griffen zu.

Den Wertpapieren lagen US-Immobilienkredite zugrunde, vor allem für Eigenheime. Die Papiere wurden von den Banken weltweit verkauft. Als der US-Immobilienmarkt jedoch einbrach, verloren selbst mit der Bestnote Dreifach-A ausgezeichnete Papiere schlagartig ihren Wert.

Das Platzen der Immobilienblase in den USA löste eine weltweite Finanzkrise aus, da die faulen Papiere von Bank zu Bank als Geldanlage weitergereicht worden waren. Im September 2008 brach die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammen. Die US-Regierung legte einen Bankenrettungsfonds in Höhe von bis zu 700 Milliarden Dollar auf, um einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern.

"Finanzielle Kernschmelze"

Ein Ausschuss des US-Kongresses in Washington stellte in seinem Abschlussbericht zur Finanzkrise fest, die drei Ratingagenturen hätten die "finanzielle Kernschmelze" mit ermöglicht. Dem widersprachen die Agenturen stets mit der Begründung, sie hätten lediglich eine Meinung vertreten und keine Kaufempfehlung abgegeben.

Auch in Deutschland Klage zulässig

Im vergangenen Monat entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, dass Ratingagenturen in Deutschland grundsätzlich wegen ihrer Einschätzung verklagt werden können. Zuvor hatte ein australisches Gericht S&P zur Zahlung einer millionenschweren Entschädigung verurteilt, weil die Agentur Anleger in die Irre geführt habe. In New York ließ ein Gericht eine ähnliche Klage von Investoren zu.

se/wa (rtr, afp, dpa, ap)