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USA und Japan in der Schuldenfalle

9. Mai 2011

Nicht nur die Eurozone kämpft gegen überbordende Staatsschulden. Auch die USA und Japan sind über beiden Ohren verschuldet.

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Symbolbild Staatsverschuldung USA und Japan (Grafik: DW)
Bild: dw

Erst die USA, dann Japan: Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die langfristige Kreditwürdigkeit dieser beiden Länder von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Damit wird die Fähigkeit der beiden größten Industrienationen der Welt angezweifelt, das Schuldenproblem in den Griff zu bekommen.

Das Urteil für die USA kam nicht wirklich überraschend. Mit 1,7 Billionen Dollar neuen Schulden hat das US-Haushaltsdefizit einen Rekord erreicht. Das entspricht mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Staatsverschuldung wird dieses Jahr so hoch sein wie die gesamte Wirtschaftsleistung. Diese Situation sei auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten, da es sich zum großen Teil um Auslandsschulden handele, findet Clemens Fuest von der Universität Oxford: "Das heißt: In gewissen Umfang ist das ein Land, das über seine Verhältnisse gelebt hat, sich stark im Ausland verschuldet hat, sowohl der Staat als auch der private Sektor."

Doppeltes Defizit in den USA

Dr. Rolf Schneider, Leiter der Abteilung für Makro Research bei der Allianz (Foto: Allianz)
Dr. Rolf Schneider, Leiter der Abteilung für Makro Research bei der AllianzBild: Allianz.com

Auch Rolf Schneider, Leiter der Makro Research der Allianz, sieht die Entwicklung in den USA kritischer, auch wenn Japans Staatsverschuldung in Relation zum BIP doppelt so hoch ausfällt wie in den USA: "Weil wir da ein doppeltes Defizit haben. Wir haben es im Staatshaushalt und wir haben ein außenwirtschaftliches Defizit."

Mit anderen Worten, es steht um die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft nicht zum Besten, da sie mehr importiert als exportiert. Im Falle Japans sieht das ganz anders aus. Das asiatische Land erwirtschaftet regelmäßig einen Handelsbilanzüberschuss und verfügt nach China über die zweitgrößten Devisenreserven der Welt. Dass sich dort Staatsschulen von über 200 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung anhäufen konnten, liegt daran, dass japanische Regierungen seit zwanzig Jahren mit immer neuen Konjunkturprogrammen eine lang anhaltende Wirtschaftskrise zu bekämpfen versuchten.

Japan ist Schuldner bei den eigenen Bürgern

Prof. Clemens Fuest, Direktor am Centre for Business an der Universität Oxford (Foto: privat)
Prof. Clemens Fuest, Direktor am Centre for Business an der Universität OxfordBild: Clemens Fuest

Der Unterschied zu den USA besteht jedoch darin, dass über 90 Prozent der Schulden von Inländern gehalten werden. "Solange die japanischen Kapitalanleger nicht das Vertrauen in den eigenen Staat verlieren, sind die hohen Staatsschulden kein Problem", sagt Clemens Fuest von der Universität Oxford. Das erklärt auch das Phänomen, warum Japan unter den Industrienationen die höchste Verschuldung aufweist und dennoch die niedrigsten Zinsen zahlt.

Doch sei auch das japanische Modell angreifbar, meint Finanzexperte Fuest: "Japan hat ja ähnlich wie Deutschland eine problematische Demographie, hat mit hoher Alterung der Bevölkerung zu tun." Und in einer solchen Situation sei Staatschuld schon deshalb ein Problem, weil sie bei schrumpfender Bevölkerung auch von immer weniger Köpfen finanziert werden müsste, sagt Fuest gegenüber DW-WORLD.DE.

Katastrophen verschärfen die Schuldensituation

Japanischer Premierminister Naoto Kan (Foto: AP)
Premierminister Naoto Kan bleibt nichts anderes übrig, als neue Schulden aufzunehmen

Kurzfristig muss Japan auch noch mit den Folgen der Natur- und Atomkatastrophe fertig werden. Durch Nachtragshaushalte ist damit zu rechnen, dass auch das japanische Haushaltsdefizit in diesem Jahr die Zehn-Prozent-Marke überschreitet. Die Ratingagentur Standard & Poor's fordert die Regierung in Tokio auf, die Steuern zu erhöhen, um die Aufnahme neuer Schulden zu begrenzen. Andernfalls droht sie mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes. Dass sie die Drohung wahr macht, hält Rolf Schneider von der Allianz für wahrscheinlich: "Es hätte allerdings meiner Auffassung nach auf das Renditeniveau in Japan keine großen Auswirkungen."

Während eine Herabstufung der USA ein Erdbeben an den Finanzmärkten auslösen könnte. Doch so weit werde es nicht kommen, ist Schneider überzeugt: "Man muss ja auch in dem Zusammenhang sehen, dass die USA immer noch in der Weltwirtschaft eine ganz hohe Bedeutung haben." Es seien genügend ausländische Investoren da, die Vertrauen in die USA haben. "Die USA werden meiner Auffassung nach als Investitionsland attraktiv bleiben, unabhängig davon, wie Ratingagenturen sie einstufen", sagt der Experte von der Allianz zu DW-WORLD.DE.

Entschuldung durch Inflation

Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank (Foto: AP)
Der Fed-Präsident Bernanke betreibt eine Politik des extrem billigen GeldesBild: AP

Und die Amerikaner haben nach Meinung von Clemens Fuest noch einen entscheidenden Vorteil: Ihre Währung spielt immer noch die Rolle der Weltleitwährung. Das bedeutet, dass die meisten Schuldtitel der USA auf Dollar laufen. "Und letztlich kann die amerikanische Notenbank das Angebot an Dollar erhöhen. In diesem Sinne ist ein amerikanischer Staatsbankrott ausgeschlossen."

Die amerikanische Notenbank Fed ist bereits auf bestem Wege, sich der Staatsschulden durch Inflation zu entledigen. Mit der expansiven Geldpolitik und dem Anleihenkaufprogramm druckt sie quasi frisches Geld und finanziert die Regierung in Washington.

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Rolf Wenkel