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Politik

USA klagen russische Geheimdienstoffiziere an

20. Oktober 2020

Es geht um die schwersten weltweiten Hackerangriffe der vergangenen Jahre. Im US-Fokus stehen sechs Männer des russischen Militärgeheimdienstes GRU.

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USA Washington | Russische Offiziere | Cyberattacke
Vize-Generalstaatsanwalt John Demers (l.) sprach von der destruktivsten Serie von Cyberangriffen Bild: Andrew Harnik/Imago Images

Die US-Behörden haben Anklage gegen sechs russische Offiziere des Militärgeheimdienstes GRU wegen weltweiter Cyberattacken erhoben. Das Justizministerium in Washington wirft den Männern vor, zwischen 2015 und 2019 unter anderem die Infrastruktur in der Ukraine, Indien und den Niederlanden ins Visier genommen und auch die französische Präsidentschaftswahl 2017 sowie 2018 die Olympischen Winterspiele in Südkorea gestört zu haben. Außerdem sollen die Beschuldigten für den großen Angriff mit dem Erpressungstrojaner "NotPetya" im Juni 2017 verantwortlich sein, der Computer von Unternehmen weltweit infizierte und allein drei US-Firmen Verluste in Höhe von fast einer Milliarde US-Dollar beschwerte. Auch der deutsche Nivea-Hersteller Beiersdorf war seinerzeit betroffen.

In Abwesenheit angeklagt

Laut dem US-Ministerium sind die Beschuldigten im Alter zwischen 27 und 35 Jahren. Keiner von ihnen ist derzeit allerdings in US-Haft. Ihr erster Angriff soll dem ukrainischen Stromnetz im Dezember 2015 gegolten haben, wodurch in vielen Haushalten des Landes mitten im Winter die Heizungen ausgefallen seien.

Die Olympischen Winterspiele in Südkorea sollen ins Visier der Angeklagten geraten sein, nachdem russischen Athleten die Teilnahme an den Spielen unter der eigenen Flagge wegen staatlich unterstütztem Dopings untersagt worden war.

USA Washington | Russische Offiziere | Cyberattacke
Die Bundespolizei FBI veröffentlichte diese Fotos der Angeklagten Bild: Andrew Harnik/Imago Images

Der stellvertretende Generalstaatsanwalt John Demers sagte, den sechs GRU-Offizieren werde vorgeworfen, die "destruktivste und zerstörerischste Serie von Computerangriffen ausgeführt zu haben, die je einer einzelnen Gruppe zugeordnet werden konnte".

London: Angriffe gehen weiter 

Zeitgleich beschuldigte die britische Regierung Russlands Militärgeheimdienst, die Cyberattacken fortzusetzen. Nach Angaben von Außenminister Dominic Raab spähte die Hacker-Einheit auch Organisatoren der Olympischen Sommerspiele in Tokio aus, die wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben worden sind.

Aus Russland kam promt ein Dementi. Die Vorwürfe gegen sechs russische Bürger, die angeblich GRU-Mitarbeiter seien, würden nicht belegt, erklärte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Leonid Sluzki. "Die neuen Anschuldigungen sind ein weiterer Schritt der Diskreditierung Moskaus", zitierte die Agentur Interfax Sluzki.

Vertreter des US-Justizministeriums äußerten sich nicht dazu, wieso die Anklage genau jetzt - zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den Vereinigen Staaten - präsentiert wurde.

se/sti (afp, ap, dpa, rtr, sid)