Spieler-Kniefall: US-Vize Pence verlässt NFL-Spiel
9. Oktober 2017US-Vizepräsident Mike Pence verließ das Stadion zu Beginn des Spiels der National Football League (NFL). In den Vereinigten Staaten ist es bei vielen Sportveranstaltungen Sitte, dass zuvor die US-Nationalhymne gespielt wird. Vor dem Spiel zwischen den Indianapolis Colts und den San Francisco 49ers knieten sich mehr als 20 Profis der Gastmannschaft aus San Francisco während der Hymne auf einem Bein hin.
Das kommt seit einem Jahr innerhalb der NFL häufiger vor. Es ist ein stiller Protest von Spielern gegen die ihrer Ansicht nach in den USA grassierende soziale Ungerechtigkeit und Polizeigewalt gegen Schwarze. 2016 hatte der frühere 49ers-Quarterback Colin Kaepernick als erster NFL-Spieler mit dieser Geste seinem Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA Ausdruck verliehen.
Indianapolis-Spieler zeigen Solidarität mit T-Shirts
Vizepräsident Pence, der aus Indiana stammt, hatte sich die Veranstaltung in der Bundeshauptstadt Indianapolis anschauen wollen. Als Ex-Gouverneur von Indiana war er für eine Ehrung des früheren Colts-Quarterbacks Peyton Manning angereist. Nach Medienberichten stand das heimische Team geschlossen während der Hymne, trugen aber schwarze T-Shirts mit der Aufschrift: "Wir stehen auf für Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Einigkeit, Respekt, Dialog, Chancen."
Pence twitterte später, er habe das Spiel verlassen, "weil Präsident Trump und ich keine Veranstaltung würdigen werden, die unsere Soldaten, unsere Flagge oder unsere Nationalhymne nicht respektiert". Jeder sei zwar zu seiner eigenen Meinung berechtigt, aber es sei nicht zu viel verlangt, dass NFL-Spieler der Flagge und Hymne ihren Respekt erwiesen.
Trump: Abgang war abgesprochen
Trump betonte seinerseits, dass die Aktion mit Pence abgesprochen gewesen sei. Er habe den Vizepräsidenten gebeten, die Arena zu verlassen, falls Spieler während der Nationalhymne knieten und "unser Land nicht respektieren", twitterte der 71-Jährige. Er sei "stolz" auf Pence und dessen Ehefrau Karen, die mit im Stadion war.
US-Präsident Trump liefert sich seit Ende September einen heftigen Streit mit Sportstars über deren angeblich mangelnde patriotische Gesinnung, wie er entgegen den Statements der Spieler die Geste interpretiert. Der US-Präsident hatte die Proteste im US-Sport zusätzlich befeuert, als er Ende September die NFL-Klubeigentümer aufforderte, protestierende Spieler, die er als "Hurensöhne" bezeichnete, zu entlassen. Auch die Fans sollten die NFL-Spiele boykottieren, solange die Proteste während der Hymne anhalten.
myk/ml (afp, dpa, SID)