1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Fabulous Fab" vor Gericht

15. Juli 2013

Der Fall wurde zum Symbol für die Exzesse der Wall Street vor der Finanzkrise: "Fabulous Fab", ein früherer Händler von Goldman Sachs, muss sich nun wegen Milliardenbetrugs vor Gericht verantworten.

https://p.dw.com/p/1985f
Former Goldman Sachs trader Fabrice Tourre (L) returns to Federal Court after a lunch break July 15, 2013 in New York. Tourre, a 34-year old Frenchman known as 'Fabulous Fab,' is charged with fraud in connection with mortgage bonds that lost investors some $1 billion when the market for 'subprime' loans burst in 2008.The Securities and Exchange Commission accuses him of selling the bonds -- so-called synthetic collateralized debt obligations -- to investors even though he knew they were likely to fail. His former employer, Goldman, has already paid a record $550 million to settle similar charges. AFP PHOTO/Stan HONDA (Photo credit should read STAN HONDA/AFP/Getty Images)
Bild: Stan Honda/AFP/Getty Images

Die US-Börsenaufsicht SEC wirft dem heute 34-jährige Franzosen Fabrice Tourre (Bild) Betrug vor und verlangt Schadenersatz. Er soll zwischen 2007 und 2008 Finanzinstrumente auf der Basis von Hypotheken entwickelt und verkauft haben, obwohl er wusste, dass diese an Wert verlieren würden.

Ein Investmentfonds des US-Milliardärs John Paulson sei an der Entwicklung der Papiere beteiligt gewesen und habe gleichzeitig auf deren Wertverfall gewettet. Dies habe Tourré den Käufern der Wertpapiere verschwiegen. Seinen Kunden, darunter die Deutsche Industriebank (IKB) und die niederländische Bank ABN Amro, sei so ein Schaden von rund einer Milliarde US-Dollar entstanden, so die Anklage.

Rotkäppchen und die Banker

Tourres früherer Arbeitgeber, die Bank Goldman Sachs, hatte sich bereits mit der SEC auf einen Vergleich geeinigt und die Rekordstraße von 550 Millionen US-Dollar bezahlt. Allerdings droht der Bank in dieser Sache noch ein Zivilprozess.

Der Prozess gegen Tourre, der am Montag (15.07.2013) in New York unter Vorsitz der Richterin Katherine Forrest begonnen hat, wird voraussichtlich zwei bis drei Wochen dauern. Forrest wies die beteiligten Anwälte zum Prozessauftakt an, sich so klar wie möglich auszudrücken und komplizierte Finanzausdrücke wie "Swaps" oder "synthetische Derivate" zu vermeiden.

Die Richterin nahm Bezug auf ein Märchen, um die Vorwürfe gegen Tourre verständlich zusammenzufassen: Es sei, als habe er Rotkäppchen die Einladung zum Haus der Großmutter gegeben, dabei aber verschwiegen, dass die Einladung tatsächlich vom großen, bösen Wolf geschrieben worden sei.

Forrester versprach zudem, den Angeklagten nicht "Fabulous Fab" (übersetzt: fabelhafter Fabrice) zu nennen. Diesen Spitznamen hatte Tourre auch selbst benutzt, wenn er in Emails über sich und seine Arbeit schrieb.

Was wusste Goldman Sachs?

In privaten Emails, die 2010 bekannt wurden, hatte Tourre zudem die von ihm entwickelten Finanzinstrumente als "Monstrositäten" und "kleine Frankeinsteins" bezeichnet und sich außerdem über die "armen, kleinen" Schuldner hinter den faulen Immobilienkrediten lustig gemacht.

Tourre beteuert aber, dass er sich auf die internen Kontrollen von Goldman Sachs verlassen habe. Das dubiose Finanzprodukt sei zahlreichen Verantwortlichen der Bank bekannt gewesen. Für das Versagen des "institutionellen Prozesses" bei der Investmentbank könne er nicht haftbar gemacht werden, so Tourre.

"Fabrice Tourre hat nichts Falsches gemacht", teilten seine Anwälte der Nachrichtenagentur AFP mit. "Er ist zuversichtlich, dass die Geschworenen die Vorwürfe der SEC zurückweisen, wenn alle Beweismittel in Betracht gezogen sind."

bea/SC (afp, ap)