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US-NOK: "Respektvollen" Protest erlauben

11. Dezember 2020

Das Nationale Olympische und Paralympische Komitee der USA empfiehlt, die Charta 50 des IOC zu ändern. Sportler sollen sich bei den Spielen gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit äußern dürfen.

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Sport USA | Bradenton Florida WNBA Washington Mystics mit weißen T-Shirts | Protest Rassismus
Die Basketballerinnen der Washington Mystics protestieren gegen Rassismus und PolizeigewaltBild: Imago Images/Zuma/Espn2

Diese Empfehlung könnte die olympische Welt verändern: Eine Arbeitsgruppe des Olympischen und Paralympischen Komitees der USA (USOPC) schlägt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vor, die umstrittene Charta 50 zu verändern. Diese besagt, dass bei Olympia jegliche Demonstrationen sowie politische, religiöse oder rassistische Botschaften verboten sind.

Was seit Jahrzehnten in Stein gemeißelt war, könnte jetzt bröckeln. Denn das Wort des USOPC hat großes Gewicht bei den Entscheidungsträgern in Lausanne, sind die Vereinigten Staaten doch ein Kernmarkt der Bewegung und über die TV- und Werbeeinnahmen auch ein nicht unbedeutender Finanzier. Zudem kommen die meisten Medaillengewinner aus den USA.

Reaktion auf Floyd-Tötung

Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Anti-Rassismus-Bewegung, die von den USA aus die Welt erobert hatte. Nach dem Tod des dunkelhäutigen US-Bürgers George Floyd waren Sportler rund um den Globus aus Protest vor dem Beginn ihrer Wettkämfe auf die Knie gefallen. Damit hatten sie eine Debatte losgetreten über die Trennung von Sport, Gesellschaft und Politik.

Olympische Momente Galerie
Urväter der politischen Proteste bei Olympia: Tommie Smith (M.) und John Carlos (r.) heben die Faust bei der Siegerehrung nach dem 200-Meter-Rennen in Mexiko 1968Bild: picture-alliance/United Archives/TopFoto

IOC-Präsident Thomas Bach hatte für den olympischen Bereich auf die IOC-Athletenkommission verwiesen. Die sollte "im Dialog mit ihren Kollegen und den Athleten aus der ganzen Welt" herausfinden, wie Athleten "ihre Unterstützung auf würdige Weise zum Ausdruck bringen können", sagte Bach im Juni.

Coventry will abwarten

Darauf hat das NOK der USA nun reagiert, wohl nicht ganz unzufällig am Tag der Menschenrechte: "Die Stummschaltung von Athleten während der Spiele steht in starkem Kontrast zur Wichtigkeit, Teilnehmer zuerst als Menschen und dann als Athleten anzuerkennen", hieß es in dem an das IOC gerichteten Empfehlungsschreiben der USOPC-Arbeitsgruppe. "Athleten zu verbieten, ihre Sicht während der Spiele frei zu zeigen, insbesondere die von historisch unterrepräsentierten und minderwertig behandelten Gruppen, trägt dazu bei, Athleten zu entmenschlichen und widerspricht Schlüsselwerten von Olympia und den Paralympics."

Die Athletenkommission des IOC reagierte umgehend: Das Statement werde so wie andere Rückmeldungen berücksichtigt, die die Kommission von den Athleten aus weiteren 205 Nationalen Olympischen Komitees - darunter aus Australien, Kanada und Deutschland - erhalten habe, erklärte Kirsty Coventry, die Sprecherin der IOC-Kommission, bei Twitter. Die 37-jährige frühere Schwimmerin, die auch Sportministerin in Simbabwe ist, erklärte, dass der Konsultationsprozess andauere. Es werde ein gemeinsames Treffen ihrer Kommission mit Vertretern des USOPC am 25. Juni geben, um über diese Fragen zu sprechen.

to/ck (sid, dpa)