Unruhen in Mosambik: Tausende fliehen nach Malawi
3. Januar 2025Auch fast drei Monate nach der umstrittenen Präsidenten- und Parlamentswahl in Mosambik kommt das südafrikanische Land nicht zur Ruhe. Internationale Wahlbeobachter sprechen von Unregelmäßigkeiten, die Opposition von Betrug. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Polizeikräften sind möglicherweise bereits mehr als 130 Menschen getötet und Tausende inhaftiert worden.
Zusätzlich eskalierte die Lage, als das Oberste Gericht Anfang vergangener Woche das Wahlergebnis offiziell abgesegnete. Demnach bleibt die seit 49 Jahren regierende Mosambikanischen Befreiungsfront Frelimo an der Macht und ihr Spitzenkandidat Daniel Chapo soll am 15. Januar als Präsident vereidigt werden.
Die Bestätigung durch das Oberste Gericht löste erneut gewaltsame Proteste, Vandalismus und Plünderungen aus. Tausende Bürger sind deshalb schon aus Mosambik geflohen. Hauptziel: Malawi, das kleine Nachbarland im Norden.
Ellen Kaosa ist eine von über 13.000 Mosambikanern, die in Malawis südlichem Grenzbezirk Nsanje Zuflucht gesucht haben. Sie und einige ihrer Familienangehörigen flohen am 23. Dezember, also an dem Tag, an dem das Gericht die Wahlergebnisse bestätigte.
Ihre Gruppe nahm gefährliche Routen, unter anderem in einem Boot über die Flüsse Shire und Sambesi, um Malawi zu erreichen, sagte sie der DW. Sie kam schließlich in einem Flüchtlingslager im Dorf Tengani an, die Bedingungen dort seien problematisch: Tagelang habe sie nichts gegessen. "Ich habe Kinder, und andere Frauen sind schwanger", berichtet Kaosa. Zudem seien ältere Menschen und andere mit Behinderungen geflohen.
Humanitäre Lage spitzt sich zu
In dem Lager gibt es laut Kaosa keine sanitären Anlagen, kein fließendes Wasser und keine Moskitonetze. "Es ist Regenzeit und wir sind anfällig für Krankheiten wie Malaria und durch Wasser übertragene Krankheiten", sagte sie. Die Sicherheit ihres Lebens sei der einzige Grund für die Flucht nach Malawi.
"Die Situation ist nach wie vor katastrophal, da diese Menschen dringend humanitäre Hilfe benötigen." Das schreibt auch der Bezirksbeauftragte von Nsanje, Dominic Mwandira, in einem Brief an den Flüchtlingsbeauftragten Malawis, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Menschenrechtsaktivisten haben Malawi und die internationale Gemeinschaft aufgefordert, dem Wohlergehen von Frauen, Älteren, Menschen mit Behinderungen und Kindern Vorrang einzuräumen.
Moses Mkandawire, Direktor des Nyika-Instituts in Mzuzu fordert, dass mosambikanische Parlamentarier und Oppositionelle zusammen mit der 16 Mitglieder zählenden Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) und anderen Akteuren zusammenarbeiten sollten. Mit dem Ziel, Dialog, Versöhnung und dauerhaften Frieden zu fördern. "Wir als Nation sollten nun sicherzustellen, dass wir sie mit Nahrungsmitteln, Decken und anderen humanitären Hilfsgütern versorgen", sagte Mkandawire. Zudem schlägt er vor, dass Malawi seine SADC-Kollegen in Mosambik um Hilfe bitten soll.
Die malawischen Behörden bestätigten, dass sie mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zusammenarbeiten. Ziel sei, den Bedarf an humanitärer Unterstützung für die aus Mosambik geflohenen Menschen zu ermitteln.
Das arme Land Malawi kämpft jedoch bereits mit Nahrungsmittelknappheit. Es schafft kaum seine eigenen Bürger zu ernähren. Außerdem müssen bereits rund 54.000 Menschen versorgt werden, die im Flüchtlingslager Dzaleka im Zentrum Malawis untergebracht sind. Sie sind hauptsächlich aus der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Burundi hierher geflohen.
Kampf gegen Hunger
Erschwerend kommt hinzu, dass das UNHCR Schwierigkeiten hat, die Flüchtlinge in Malawi zu versorgen. Grund ist eine Finanzierungskrise des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP).
Laut Robert Naija, einem Sprecher des Distrikts Nsanje, hat Malawi Hunderte von Säcken mit Maismehl und Bohnen für die Versorgung der Flüchtlinge bereitgestellt. Die Regierung habe den Asylbewerbern bisher vor allem in Grundschulen Unterschlupf gewährt, sie würden jedoch in Evakuierungszentren umgesiedelt.
Malita Banda, eine Einwohnerin von Nsanje, half einigen Flüchtlingen, eine Unterkunft zu finden. Sie betont, dass die Menschen in Malawi aufgrund der durch das Wetterphänomen El Niño ausgelösten Dürre mit Missernten zu kämpfen hätten.
"Meine einzige Bitte ist, dass die mosambikanische Regierung so schnell wie möglich etwas unternimmt", sagte Banda. Sie geht davon aus, dass die Flüchtlinge Schwierigkeiten haben werden, täglich etwas zu essen zu bekommen.
Die nach Tengani geflüchtete Ellen Kaosa hofft auf Frieden - wie Tausende andere, die sich nach Malawi und in das kleine Königreich Eswatini in Sicherheit gebracht haben. Denn sie alle wollen in ihre Heimat Mosambik zurückkehren.
Adaptiert aus dem Englischen von Martina Schwikowski