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Unruhen greifen auch auf Manchester über

10. August 2011

Die Krawalle randalierender Jugendlicher breiten sich auf weitere britische Städte aus. Im Zentrum der Unruhen steht nun die Stadt Manchester im Nordwesten Englands. Premier Cameron droht mit Wasserwerfern.

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Brennendes Auto in Salford bei Manchester (Foto: dapd)
Auch in Salford bei Manchester gab es KrawalleBild: dapd

Die Ausschreitungen in Großbritannien haben in der Nacht zum Mittwoch (10.08.2011) erstmals auch auf Manchester übergegriffen. Nach Angaben der Polizei liefen hunderte teils maskierte Jugendliche durch das Stadtzentrum, warfen Schaufensterscheiben ein und plünderten Schuh- und Kleidungsgeschäfte sowie einen Elektromarkt. Zudem setzten sie mehrere Gebäude in Brand und schleuderten Wurfgeschosse auf die Polizisten.

Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften vor Ort im Einsatz. Ein Polizeivertreter sprach von den schwersten Krawallen in Manchester in den vergangenen 30 Jahren. "Das sind ganz einfach Verbrecher, die heute Nacht durchdrehen", sagte ein ranghoher Polizeioffizier. "Das ist sinnlose Gewalt und sinnlose Kriminalität in einer Größenordnung, wie ich sie nie zuvor gesehen habe." Er warnte die Randalierer, es gebe zahlreiche Videoaufzeichnungen von den Gewalttaten. Im Großraum Manchester wurden bereits in der Nacht etliche Personen festgenommen, teilte die Polizei mit.

Krawalle auch in anderen Städten

Zerstörte Schaufesnsterscheibe eines Londoner Geschäfts (Foto: dapd)
In London bot sich am Dienstag vielerorts ein Bild der ZerstörungBild: dapd

Im zentralenglischen Nottingham griff eine Gruppe von 30 bis 40 Randalierern eine Polizeistation an und setzte sie mit Molotow-Cocktails in Brand. Verletzt wurde niemand, das Feuer konnte gelöscht werden. Mindestens acht Menschen wurden festgenommen. Auch in Salford, Wolverhampton, Bristol und Gloucester kam es zu Krawallen. In Liverpool wurden Löschfahrzeuge der Feuerwehr angegriffen.

Auch aus West Bromwich nahe der zentralenglischen Stadt Birmingham wurden Zusammenstöße gemeldet. Dort errichtete eine Gruppe von rund 200 Menschen nach Angaben der Polizei Barrikaden, zündete Autos an und bewarf Polizisten. Auch in Birmingham selbst gingen die Krawalle weiter. Die Polizei nahm in der Region Birmingham mehr als 100 Randalierer fest. In Birmingham wurden drei Menschen von einem Auto überfahren und getötet. Die Polizei ermittelt nun gegen einen 32-jährigen Mann wegen Mordes. Augenzeugen berichteten, die drei hätten Geschäfte vor Plünderern schützen wollen.

Gespannte Ruhe in der Hauptstadt

In London, wo es in den vergangenen Tagen zu den schwersten Ausschreitungen seit vielen Jahren gekommen war, blieb die Lage dagegen zunächst weitgehend ruhig. In der britischen Hauptstadt schreckte ein massives Polizeiaufgebot von 16.000 Beamten die Gewalttäter offenbar ab. Die Polizei habe seit dem Beginn der Ausschreitungen am Samstag in London 768 Verdächtige festgenommen, berichtete Scotland Yard am Mittwochmorgen.

Ausgebranntes Auto nach den Krawallen (Foto: dapd)
Unzählige Autos wurden in Brand gestecktBild: dapd

Der britische Premierminister David Cameron sagte nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Mittwoch, die Polizei werde hart durchgreifen. "Jeder, der gewalttätig wurde, wird ins Gefängnis geschickt", kündigte er an. "Es ist klar, dass wir in unserem Land ein Gang-Problem haben". Auch den Einsatz von Wasserwerfern schloss er nicht aus. Mit Ausnahme von Nordirland wurden in Großbritannien noch nie Wasserwerfer eingesetzt.

Rechte wollen selber durchgreifen

Die rechtsgerichtete English Defense League (EDL) kündigte derweil an, Mitglieder auf die Straßen zu schicken, um die Unruhen zu ersticken. So sei geplant, dass in Luton - dem Sitz der Gruppe - aber auch in Manchester und anderen Orten bis zu 1000 Mitglieder ausrücken sollten, sagte EDL-Anführer Stephen Lennon. Einige Mitglieder liefen bereits Patrouille, um Randalierer abzuschrecken. Hunderte weitere würden ihnen am Mittwoch folgen.

"Wir werden die Unruhen stoppen, die Polizei ist dazu offensichtlich nicht in der Lage", sagte Lennon. Die EDL war von dem geständigen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik in seinem Manifest als inspirierend beschrieben worden.

Ursache: Proteste nach tödlichen Polizei-Schüssen

Die Krawalle waren am Samstag im nördlichen Londoner Stadtteil Tottenham ausgebrochen und hatten sich in den vergangenen Tagen immer weiter ausgebreitet. Auslöser war der Tod eines 29 Jahre alten, dunkelhäutigen Familienvaters, der von der Polizei erschossen worden war. Ballistische Untersuchungen ergaben, dass jener Mark Duggan selbst nicht auf die Polizisten geschossen hatte. Das hatte Scotland Yard aber zuvor behauptet.

Autor: Frank Wörner (afp, rtr, dpa, dapd)

Redaktion: Reinhard Kleber/Dirk Eckert