Im Jemen stirbt alle zehn Minuten ein Kind
5. Juli 2018Die Hälfte der Krankenhäuser geschlossen, kein Gehalt für Ärzte, Schwestern und Hebammen, der Bedarf an Hilfsmitteln nur zu 60 Prozent gedeckt: Auf der arabischen Halbinsel herrsche derzeit "die schlimmste humanitäre Krise", beklagte die Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), Henrietta H. Fore, bei einem Auftritt in Berlin. Angesichts der vielen Kriege in der arabischen Welt und in Afrika bat sie eindringlich um mehr Hilfen für traumatisierte Kinder und Jugendliche.
"Alle zehn Minuten stirbt ein Kind im Jemen", berichtete die UNICEF-Chefin, die das Krisengebiet kürzlich besucht hatte. Fore schilderte dramatische Zustände. So sei das Versorgungs- und Gesundheitssystem vollständig zusammengebrochen.
Verletzungen der Seele
Laut UNICEF leben mehr als 250 Millionen Kinder und Jugendliche in Ländern, die von gewalttätigen Konflikten betroffen sind. Ihre tiefen seelischen Verletzungen durch Gewalt, Not und Angst würden vielfach übersehen, sagte Fore. Ohne Hilfe könne "toxischer Stress" durch traumatisierende Ereignisse zu Aggressionen, Depressionen, Drogenmissbrauch bis hin zum Selbstmord führen, so die US-Amerikanerin anlässlich der Konferenz "Rebuilding Lives" des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ).
Der Chef des Ministeriums, Gerd Müller, forderte für den Jemen mehr Mittel zur Schaffung von Hilfsstrukturen und plädierte noch einmal für einen internationalen Krisenfonds in Höhe von zehn Milliarden Euro.
Verantwortung der reichen Länder
Mit Blick auf die aktuellen deutschen Diskussionen über Flucht und Migration regte der CSU-Politiker an, über die Grenzen von Deutschland und Europa hinauszublicken. Denn dort lägen die wahren Herausforderungen. Er wies auf die im Jemen kursierenden Erkrankungen hin. "Cholera ist zu stoppen, mit einfachsten Medikamenten", betonte Müller. Die reichen Industrieländer trügen hier eine Verantwortung und es sei nicht nachvollziehbar, wenn sie nicht bereit seien, zu helfen.
SC/jj (epd, KNA)