Ungewohnte Töne aus Teheran
11. Januar 2005
Die hebräische Sendung der staatlichen iranischen Rundfunk und Fernsehanstalt IRIB (Islamic Republic of Iran Broadcasting) nennt sich "Kol David", was übersetzt "die Stimme Davids" heißt. Gesendet wird eineinhalb Stunden täglich - und das mit einer erstaunlichen Zurückhaltung in der Wortwahl. Die Verwendung von Kampf-Begriffen wie "zionistisches Besatzungsregime" wird vermieden. Israel wird sogar, sonst ungewöhnlich im Iran, mit Namen genannt.
Moderat bei der Berichterstattung
Seit der "islamische Revolution" 1979 ist in iranischen Zeitungen antiisraelische Berichterstattung selbstverständlich. "Kol David" versucht einen anderen Weg einzuschlagen. Nach einem Bericht der Zeitung "Jerusalem Post" sei die Berichterstattung durchaus moderat. Hauptprogrammpunkte der Sendung sind Weltnachrichten mit Themen wie Flutkatastrophe oder die Ereignisse im Irak.
Der Staatssender IRIB, der sich die "Stimme der Islamischen Republik Iran" nennt, sendet in mehreren Sprachen. Es gibt Programme in Russisch, Englisch, Französisch, Spanisch - und in Deutsch. Die erste deutschsprachige Sendung startete bereits 1967 mit einem Programm von 15 Minuten. Seit 1998 sind täglich zwei Stunden auf Sendung, eine Stunde im Morgen-, eine im Abendprogramm. Und wie bei "Kol David" ist das Informationsangebot mit Politik, Kultur, Gesellschaft und Kunst breit gefächert.
Hafez und der Einfluss auf Goethe
Das Radio ist allerdings nicht das einzige Medium, dessen man sich bedient. Die deutschsprachige Homepage von IRIB veröffentlicht aktuelle Nachrichten, Kommentare und Interviews mit verschiedenen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Daneben soll der Islam sowie der Iran mit seiner Kultur und Geschichte näher gebracht und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen aufgezeigt werden. So berichtet die Reihe "Von Weimar nach Shiraz" im Bereich Literatur darüber, welchen Einfluss die Literatur des Dichters Hafez und der Islam auf Goethe gehabt haben.
Die Internetseiten zu "Kol David" sind ähnlich strukturiert, berichten dabei aber auch speziell aus Israel. Feedback von israelischer Seite ist gerne gesehen. Nachrichten aus dem Iran sucht man allerdings vergeblich. Aber vielleicht kann sich das in naher Zukunft noch ändern - wenn die Töne aus Teheran nicht mehr ganz so ungewohnt sind.