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"Ungarn verantwortlich für Deportation rumänischer Juden"

31. Juli 2002

– Aus Rumänien stammender Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel bei Einweihung des "Wiesel-Gedächtnishauses" im rumänischen Sighet

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Bukarest, 30.7.2002, 402 GMT, RADIO RUMÄNIEN, rumän.

Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel beendet heute (30.7.) seinen Rumänien-Besuch. Der amerikanische Professor Wiesel wurde in Rumänien geboren. (...) Gestern (29.7.) nahmen Professor Wiesel und Rumäniens Präsident Ion Iliescu in Sighetul Marmatiei (im Norden Rumäniens gelegen – MD) an der Einweihung des "Elie-Wiesel-Gedächtnishauses" teil. Das Haus erinnert an die rumänischen Juden, die in Nazi-Lager verschleppt wurden. Die gestrigen Veranstaltungen gingen mit Presseerklärungen zu Ende, in denen Professor Elie Wiesel über seine Kindheit in Sighet und über das Drama der jüdischen Bevölkerung sprach.

Elie Wiesel (englisch, mit rumänischer Übersetzung): "

Ich war Kind in diesem Haus. Wenn ich aus der Schule kam, fragte meine Mutter nie, ob ich eine gute Antwort gegeben, sondern ob ich eine gute Frage gestellt habe. Deswegen sind alle meine Fragen hier in diesem Haus. Sie lauten: Warum? Was ist geschehen? Hier lebten Männer, Frauen und Kinder, die niemandem etwas zu Leide getan hatten, die sich mit ihren Nachbarn verstanden. Von einem Tag auf den anderen wurden sie zum Tode verurteilt. Weshalb diese Brutalität? Weshalb dieser Hass? Ich weiß sehr wohl, dass das, was hier geschehen ist, nicht durch die Schuld Rumäniens geschehen ist, sondern durch die Schuld Ungarns. Ungarische Gendarmen kamen, um den zwei SS-Leuten zu helfen. Einer von ihnen war Adolf Eichmann. Ich erinnere mich, wie er am Bahnhof während des letzten Transports auf und ab ging. Ich frage mich, was diese Dinge zu bedeuten haben. Was heißt es, wenn Menschen andere Menschen zum Tode verurteilen? Was heißt es, wenn Menschen anderen Menschen die Kinder wegnehmen und ihnen sagen, weil sie Juden sind, hätten sie kein Lebensrecht? Ich gehe also durch dieses Haus, durch diese Zimmer und sehe mich selbst als jüdisches Kind, das aus der Schule nach Hause kommt."

Bericht:

Wie Professor Elie Wiesel hat auch der rumänische Präsident Ion Iliescu zur Solidarität mit den Opfern des Holocaust aufgerufen.

Ion Iliescu: (...) Wir dürfen nicht vergessen, was geschehen ist. Gleichzeitig müssen wir unser Leben auf eine neue Grundlage stellen. Gemeinsam müssen wir diese Wurzeln des Übels herausreißen, die der (? Menschheit) soviel Unglück brachten. Auch heute erleben wir solche Dramen, die durch den Extremismus, die Intoleranz, den Hass hervorgerufen werden. (...) (me)