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Klarsfeld: "Es droht ein Völkermord in Burundi"

Friederike Müller-Jung13. Januar 2016

Als UNESCO-Sonderbeauftragte für Genozid-Prävention ist die Deutsche Beate Klarsfeld zu Besuch in Burundi. Das Land steht seit Monaten am Rande eines Bürgerkriegs. Klarsfeld warnt vor einer Katastrophe.

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Burundi Gewalt und Tote (Foto: Reuters/J.P. Aime Harerimana)
Allein am 12. Dezember wurden in Bujumbura mindestens 20 Menschen getötetBild: Reuters/J.P. Aime Harerimana

In Deutschland wird Beate Klarsfeld auch die "Nazi-Jägerin" genannt - wegen ihres Einsatzes für die Aufklärung von NS-Verbrechen. Jetzt findet sie auch in Burundi klare Worte: "Es droht ein Völkermord, ein Massaker, wenn die Regierung es nicht schafft, die Lage zu beruhigen. Es muss sofort eine Lösung gefunden werden", sagte Klarsfeld der DW in Burundis Hauptstadt Bujumbura. Seit Beginn der Krise im April vergangenen Jahres wurden laut Angaben der Vereinten Nationen über 300 Menschen getötet, die tatsächlichen Zahlen könnten wesentlich höher liegen. Regelmäßig werden Fälle von Einschüchterungen, Folter und Morde an Oppositionellen bekannt. Auslöser für die Krise waren die erfolgreichen Bestrebungen von Präsident Pierre Nkurunziza an der Macht zu bleiben - gegen den Willen der Opposition, großer Teile der Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft.

Beate Klarsfeld (Foto: DW/J.F. Ndayiragije)
Beate Klarsfeld in Burundis Hauptstadt BujumburaBild: DW/J.F. Ndayiragije

Die Deutsche Beate Klarsfeld lebt mit ihrem Mann Serge, einem französischen Juden und Holocaust-Überlebenden, in Paris. Gemeinsam haben sie eine Reihe von Nazi-Verbrechern in verschiedenen Ländern ausfindig gemacht und vor Gericht gebracht. Im Oktober 2015 würdigte dieWeltkulturorganisation UNESCO das Ehepaar dafür und ernannte sie zu Sonderbotschaftern. "Unsere Aufgabe ist es, die Geschichte vom Holocaust herumzutragen, aber auch einen Genozid zu verhindern", sagte Beate Klarsfeld in Burundi. Deshalb ist sie für knapp eine Woche in das zentralafrikanische Land gereist.

UN können einen Völkermord nicht stoppen

Bereits im Dezember hatte der Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, davor gewarnt, dass die Gewalt in Burundi zu einem Völkermord wie 1994 im Nachbarstaat Ruanda führen könnte. Burundi wird wie Ruanda von den Hutu und Tutsi dominiert. Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen befeuerten in Burundi von 2003 bis 2006 einen Bürgerkrieg mit über 200.000 Toten. Die Sorge, das könne sich wiederholen, teilen verschiedene internationale Beobachter. Die burundische Regierung offenbar nicht: "Hutu und Tutsi leben zusammen und werden nicht kämpfen. Es droht kein Bürgerkrieg oder Genozid in unserem Land", sagte Regierungssprecher Willy Nyamitwe der DW ebenfalls im Dezember.

Im November hatte der UN-Sicherheitsrat eine Resolution verabschiedet, die Strafmaßnahmen ankündigt, sollte das Morden und Foltern nicht beendet werden. Zudem sollten Beobachter der Vereinten Nationen entsendet werden. Doch bislang hat die Resolution kaum Wirkung gezeigt. Nun wurde aus einem internen Schreiben der UN bekannt: Sollte es tatsächlich zu einem Bürgerkrieg oder einem Völkermord in Burundi kommen, wäre die Organisation nicht in der Lage, diesen zu stoppen. Ein solches Ausmaß an Gewalt übersteige die Kapazitäten der UN, heißt es in dem Schreiben, das mehrere Nachrichtenagenturen jetzt zitierten.

Afrika Kinder in Burundi (Foto: DW/J.Johannsen)
Die UNESCO-Sonderbotschafterin setzt sich für Kinder in Burundi einBild: Jesko Johannsen

Burundis Kinder brauchen eine Zukunft

Hoffnungen auf eine Besserung der Lage in Burundi ruhten bislang noch auf einem nationalen Dialog. Doch der Versuch, unter internationaler Vermittlung Vertreter der Regierung, der Opposition und der Zivilgesellschaft in Burundi an einen Tisch zu bringen, scheiterte: Anfang des Jahres ließ Burundis Regierung die Gespräche nach einem ersten Anlauf auf unbestimmte Zeit verschieben.

Bei ihrem Aufenthalt in Burundi rief UNESCO-Sonderbotschafterin Beate Klarsfeld dazu auf, diesen Dialog wieder aufzunehmen - und an die Kinder und Jugendlichen im Land zu denken: "Die Hälfte der Bevölkerung hier sind Kinder bis 14 Jahre", sagte sie. "Wie soll der Präsident die Jugend dazu bringen, die Schulen zu besuchen, zu studieren, vielleicht ins Ausland zu gehen, Stipendien zu bekommen und als Techniker, als Ingenieure ausgebildet zu werden, wenn diese Situation beibehalten wird. Das ist unmöglich."

Mitarbeit:Jean Fiacre Ndayiragije, Jesko Johannsen