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Unabhängiger Journalistenverband des Kosovo: OSZE und Medienbeauftragter übertreiben Rolle der Medien bei den Unruhen im März

27. April 2004
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Pristina, 24.4.2004, KOHA DITORE, alban.

Nach der Veröffentlichung der Berichte der OSZE und des Vorläufigen Medienbeauftragten (TMC) (engl. Abkürzung – MD) am 23. bzw. 24 April über die Rolle der Medien während der Ereignisse im März in Kosova ist der Vorstand des Verbandes der Unabhängigen Journalisten Kosovas (AGPK) am 23. April zusammengekommen und hat beide Berichte sorgfältig analysiert. Er kam zu den folgenden Schlussfolgerungen:

1. Die Berichte beider Organisationen, der OSZE und des TMC, haben auffällige Ähnlichkeiten. Der AGPK hält sie in den meisten Teilen für akzeptabel. Wir glauben jedoch, dass die Rolle der Medien in den Ereignissen im März in diesen Berichten übertrieben wird. Wir stellen zudem fest, dass die Weise, in der die Berichte zusammengestellt sind, den Eindruck erweckt, dass Anstrengungen unternommen wurden, um die Medien a priori zu Schuldigen zu erklären.

2. Der AGPK glaubt, dass die Medien den Teil ihrer professionellen Verantwortung zugeben sollten, denn jeder mögliche professionelle Fehler war nicht beabsichtigt, sondern vielmehr die Folge des Mangels an Erfahrung der jungen Journalisten und eines Mangels an offiziellen Quellen, was in einigen Fällen zu emotionaler Berichterstattung führte.

3. Der AGPK ist der Auffassung, dass die Berichte, besonders der der OSZE, verallgemeinernde Unzulänglichkeiten enthalten, die dem gutwilligen Ansatz hinsichtlich der kosovarischen Medien schaden.

4. Der AGPK ist der Auffassung, dass die Medien übermäßig beschuldigt wurden, ohne die Selbstkritik der internationalen und kosovarischen Institutionen hinsichtlich ihrer Arbeit und ihrer Fehler zu berücksichtigen.

5. Der AGPK ist der Ansicht, dass die Medien in hohem Maß durch den Mangel an offiziellen Quellen aus den Institutionen Kosovas und den internationalen Institutionen behindert wurden.

6. Wir sind der Auffassung, dass das Material aus den kritischen Tagen selektiv behandelt wurde und dass die positive Berichterstattung der elektronischen Medien während der kritischen Tage nicht dokumentiert wurde.

7. Unabhängig davon, wie die Unruhen und ihre Folgen behandelt werden, sollte das nicht zu einem Durchgreifen gegen die örtlichen Mitarbeiter führen, denn wir sind der Meinung, dass dies nicht im Geiste der positiven Standards wäre.

8. Wir ermuntern die Medien, die Ereignisse zu rekapitulieren, ihre Berichterstattung professionell zu analysieren und ihre eigenen Empfehlungen auszusprechen.

9. Ungeachtet der Tatsache, dass die Ereignisse tragisch waren, ist der AGPK der Auffassung, dass die Erfahrung vom März eine Lehre für die Zukunft des kosovarischen Journalismus ist.

10. Der AGPK ist der Ansicht, dass Journalisten im Vorstand des öffentlichen Fernsehens angemessen vertreten sein müssen.

11. Der AGPK empfiehlt, die weitere Steigerung der Zahl der Qualitätsprogramme für Minderheiten, der serbischen besonders, aber in keiner Weise empfiehlt er die Schaffung eines öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf einer ausschließlich ethnischen Basis, denn das wäre für die Aussöhnung der kosovarischen Gesellschaft nicht hilfreich.

12. Schließlich begrüßt der AGPJ die Hilfe der professionellen Institutionen bei der Entwicklung der Medien und der Beratung bezüglich des professionellen Journalismus. (MK)