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UN-Drogenbüro warnt vor gefährlichem Heroin-Ersatz

26. Juni 2024

Seit dem Opium-Anbauverbot der Taliban in Afghanistan ist die Produktion eingebrochen. UN-Drogenfachleute blicken deshalb besorgt auf neue und gefährlichere Alternativprodukte zum aus Opium hergestellten Heroin.

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Ein Löffel mit einer braunen Flüssigkeiten neben einer Spritze, Tabletten und Pulver
Der Konsum von Drogen und illegale Substanzen nimmt laut UN weltweit immer weiter zu (Symbolbild)Bild: Michael Bihlmayer/CHROMORANGE/picture alliance

Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien warnte in dem jährlich erscheinenden Weltdrogenbericht insbesondere vor dem synthetischen Heroin-Ersatz Nitazen. Das neue und gefährliche Opium-Alternativprodukt hatte bereits in mehreren europäischen Ländern zu Todesfällen geführt.

Die islamistische Taliban hatte 2022 den Anbau von Schlafmohn, aus dem der Heroin-Rohstoff gewonnen wird, in Afghanistan verboten. Afghanistan galt lange als wichtigstes Ursprungsland für das Rauschmittel. Damit brach im letzten Jahr weltweit die Opium-Produktion um 74 Prozent auf knapp unter 2000 Tonnen ein. Bislang sei noch kein Angebotsengpass am Markt erkennbar, sagte UNODC-Experte Thomas Pietschmann. Doch er warnt, dass dieser kommen werde.

Falls Heroin-Konsumenten im Falle einer Knappheit nicht verstärkt mit medizinischen Alternativpräparaten versorgt werden, könnten sie zu illegalen, synthetischen Ersatzdrogen wie Nitazen oder Fentanyl greifen. Diese Substanzen haben eine stärkere Wirkung als Heroin und bergen deshalb ein höheres Risiko für tödliche Überdosierung, heißt es in dem Bericht weiter. In dem jährlichen Report wurde auch deutlich, dass unter anderem bereits in den USAKanada, Belgien und Großbritannien diese Alternativprodukte gefunden wurden.

Cannabis bleibt die meist konsumierte Droge 

Am Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel wies das UNODC auch auf die negativen Gesundheitseffekte von Kokain und Cannabis in westlichen Ländern hin. Laut dem Bericht nehmen weltweit 292 Millionen Menschen Drogen, das sind 20 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die UNODC-Fachleute äußerten sich besorgt über den starken Anstieg in der Produktion und im Konsum von Kokain. Dies führe nicht nur zu Gewalt in Südamerika und der Karibik, sondern auch zu Gesundheitsproblemen in Europa, hieß es. Laut dem Bericht stieg die Produktion um 20 Prozent auf 2757 Tonnen.

Wie Europa zu einem Hotspot für Kokain wurde

Die meistkonsumierte Droge bleibt mit 228 Millionen Konsumenten Cannabis. Begünstigt wird der vermehrte Gebrauch auch durch die Legalisierung, die seit diesem Jahr neben Deutschland auch in Kanada, Uruguay, einigen Staaten in den USA und anderen Ländern durchgesetzt wurde.

Auch Brasilien entkriminalisiert jetzt den Besitz von Marihuana für den persönlichen Bedarf. Das Land war eines der wenigen in Südamerika, in dem dies noch unter Strafe steht. Die Entscheidung des Obersten Gerichts könnte die völlig überfüllten Gefängnisse in Brasilien entlasten. Bislang werden häufig Menschen inhaftiert, bei denen recht geringe Mengen Rauschgift gefunden werden. 

ch/pg (epd, dpa, afp, rtr)