Umfangreiche Freilassungen von Häftlingen in Venezuela
17. November 2024Vier Monate nach den Massenprotesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Staatschef Nicolás Maduro in Venezuela haben die Behörden mehr als 200 festgenommene Demonstranten freigelassen. Insgesamt seien 225 Inhaftierte wieder auf freiem Fuß, teilte die Staatsanwaltschaft des Landes mit.
Hoffnung auf weitere Freilassungen
Die Freisetzungen erfolgten einen Tag nachdem die Staatsanwaltschaft angekündigt hatte, 225 Inhaftierungen auf Antrag von Präsident Maduro zu überprüfen. Hunderte Familien hatten in den vergangenen Wochen für die Freilassung ihrer Angehörigen demonstriert.
Für Montag kündigten Angehörige eine Demonstration vor dem Sitz des Generalstaatsanwalts an, um weitere Freilassungen zu fordern. "Es sind nicht 225, es sind mehr als 2000 junge Menschen, die ungerechtfertigt festgehalten werden", hieß es in ihrem Aufruf.
Der seit 2013 autoritär regierende Linkspolitiker Maduro war ungeachtet internationaler Kritik und Betrugsvorwürfen der Opposition von den venezolanischen Behörden mit 52 Prozent der Stimmen zum Sieger der Wahl vom 28. Juli erklärt worden. Nach Angaben der Opposition erhielt jedoch ihr Präsidentschaftskandidat Edmundo González Urrutia, der inzwischen in Spanien Asyl beantragt hat, mehr als 60 Prozent der Stimmen.
28 Todesopfer bei Protesten
Bei der brutalen Niederschlagung der Proteste nach der Bekanntgabe von Maduros Wiederwahl wurden nach Angaben von Staatsanwalt Tarek William Saab mindestens 28 Menschen getötet und knapp 200 weitere verletzt. Nach offiziellen Angaben gab es im Zuge der Proteste rund 2400 Festnahmen.
Die Haftentlassungen fanden aus vier Gefängnissen im ganzen Land statt. In sozialen Netzwerken wurden zahlreiche Videos darüber von Familienangehörigen und Aktivisten geteilt. "Sie sind Helden dieses langen und schmerzhaften Kampfes", erklärte Oppositionsführerin María Corina Machado. Sie seien Bürger, die zu Unrecht irreparable Schäden erlitten hätten.
Maduros Wahlsieg wird von der EU nicht anerkannt
Laut der Menschenrechtsorganisation Foro Penal sind aktuell mehr als 1900 Menschen aus politischen Gründen in Venezuela inhaftiert. Bereits im September wurden 80 Teenager wieder freigelassen.
Die Wahlbehörde hat bis heute keine Ergebnisse nach Wahllokalen vorgelegt. Die EU, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder erkennen den Wahlsieg von Maduro deshalb nicht an und fordern die Offenlegung der Wahlakten.
Das Land mit reichen Erdölvorkommen steckt seit Jahren in einer tiefen wirtschaftlichen und humanitären Krise. Millionen Venezolaner haben das Land auf der Flucht vor Armut und Korruption verlassen.
pg/kle (afp, rtr, epd)