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KonflikteUkraine

Ukraine meldet heftigsten Drohnenangriff seit Monaten

31. Juli 2024

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen russischen Angriff mit 89 Drohnen und einem Marschflugkörper abgewehrt. Mit noch mehr Geld will die Führung in Moskau mehr freiwillige Soldaten für den Krieg gewinnen.

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Feuerwehrleute löschen nach einem russischen Drohnenangriff ein Wohnhaus in Kiew
Ein brennendes Haus in Kiew nach einem russischen DrohnenangriffBild: Press service of the State Emergency Service of Ukraine/REUTERS

Man habe "einen massiven Angriff feindlicher Drohnen abgewehrt", erklärte die Luftwaffe der Ukraine am Morgen. Es habe sich um den heftigsten Angriff der vergangenen Monate gehandelt. Mehr als 40 der Drohnen seien über der Hauptstadt Kiew und deren Vororte abgeschossen worden, erklärte die Militärverwaltung der Stadt. Keine Drohne habe ihr Ziel erreicht. Durch herabfallende Trümmerteile seien allerdings einige Gebäude beschädigt worden. Berichte über Opfer gab es demnach nicht. Insgesamt galt in der Stadt mit drei Millionen Einwohnern über acht Stunden Luftalarm. 

Russland greift die Ukraine fast täglich mit Raketen und Drohnen an. Moskau zufolge werden dabei Militär- und Energieeinrichtungen ins Visier genommen, regelmäßig werden jedoch auch Wohngegenden getroffen. Die Ukraine wirft Russland vor, bewusst Zivilisten ins Visier zu nehmen.

Brand in Waffenlager bei Kursk

Nach einem ukrainischen Angriff auf die russische Grenzregion Kursk ist dort ein Brand in einem Lager für Waffen und Militärtechnik ausgebrochen. Der Generalstab in Kiew teilte auf Telegram mit, dass der Schlag mit einem umgebauten Raketensystem der ukrainischen Marine erfolgt sei. Am Ziel seien Explosionen beobachtet worden. Kursk selbst ist nur etwas über 80 Kilometer von der Grenze entfernt.

Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium über einen abgeschossenen Marschflugkörper dieses Typs über dem Gebiet Kursk berichtet. Ein Feuer sei eingedämmt worden, berichtete der geschäftsführende Gouverneur des Gebiets, Alexej Smirnow. Zudem wurden nach russischen Militärangaben 19 Drohnen über den Städten Belgorod, Brjansk, Kursk, Kaluga, Rostow und der annektierten Halbinsel Krim abgeschossen.

Anscheinend russische Bomber beschädigt

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR reklamiert unterdessen einen Angriff gegen einen russischen Luftwaffenstützpunkt im hohen Norden bei Murmansk für sich. Dabei seien zwei Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M schwer beschädigt worden, sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow der Agentur Unian. Seine Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Der Angriff sei bereits am 25. Juli erfolgt, das Ergebnis sei dem Geheimdienst aber erst jetzt bekannt geworden. Die Reparaturarbeiten an den Bombern dürften Monate dauern, schätzte Jussow.

Ein russische Tupolew-Bomber am blauen Himmel
Ein russischer Bomber vom Typ Tupolew Tu-22M3Bild: Photoagency Interpress/Russian Look/picture alliance

Angeblich erste nordkoreanische Schützenpanzer gesichtet

Nach der zwischen Moskau und Pjöngjang vereinbarten engen militärischen Zusammenarbeit will die ukrainische Aufklärung erste Schützenpanzer aus nordkoreanischer Produktion im Kriegsgebiet gesichtet haben. Demnach sollen Schützenpanzer mit dem Panzerabwehrraketen-System Bulsae 4 an Frontabschnitten entdeckt worden sein. Die Raketen haben demnach eine Einsatzreichweite von bis zu zehn Kilometern.

Die Bedienung der Raketen erfolgt über ein elektro-optisches Zielsystem, das mit einer fiberoptischen Steuerung kombiniert ist, wie die Zeitung Münchner Merkur unter Berufung auf die ukrainische Plattform Militarnyi berichtet. Dies erlaube es dem Nutzer, die Rakete während des Fluges per Video manuell zu steuern. Dadurch könnten Hindernisse umgangen und präzise Treffer ausgeführt werden. Die verwendeten Raketen hätten große Stabilisatoren und seien so konzipiert, dass sie die Oberseite gepanzerter Fahrzeuge angreifen, wo die Panzerung am dünnsten ist. Die Bulsae-4-Raketenwerfer sind demnach auf dem Fahrgestell des nordkoreanischen Radpanzer M-2010 montiert.

Putin verdoppelt Sonderzahlung für Kriegseinsatz

Russland braucht mehr Soldaten für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nun erhöht Präsident Wladimir Putin nach Anreizen der Regionen auch selbst die Sonderzahlung. Ein Einmalzahlung von 400.000 Rubel (rund 4200 Euro) erhält demnach jeder, der für einen Einsatz an der Front zwischen dem 1. August und dem 31. Dezember einen Vertrag unterschreibt, hieß es in einem Dekret, das Putin unterzeichnet hat. Das ist mehr als das Doppelte der bisher gezahlten 195.000 Rubel. Hinzu kommt ein monatlicher Sold, der deutlich über dem russischen Durchschnittseinkommen liegt.

Russland setzt seit einer Zwangsrekrutierung von Reservisten im Zuge einer umstrittenen Mobilmachung im Herbst 2022 vor allem auf finanzielle Anreize, um Soldaten für den Krieg zu gewinnen. Viele Regionen zahlen Geldprämien für die Unterzeichnung eines Vertrags.

Regionen werben mit Sonderprämien 

So hatte etwa die Stadt Moskau in diesem Monat 1,9 Millionen Rubel (etwa 20.300 Euro) als Einmalprämie für Verträge mit einer Dauer von einem Jahr oder länger festgesetzt. Mehrere Regionen hatten ihre Sonderzahlungen in den vergangenen Wochen erhöht, um im nationalen Vergleich beim Anwerben neuer Kämpfer möglichst gut dazustehen. 

Russland ködert Soldaten mit Extrageldern

In Moskau und anderen russischen Städten werben Plakate für den Einsatz an der Front. Oft sind auch die für viele Russen attraktiven Summen darauf zu sehen. Weil vor allem in der Provinz viele Menschen wenig verdienen, gilt ein Kriegseinsatz als einfache Möglichkeit, schnell an - für russische Verhältnisse - viel Geld zu kommen.

Das Verteidigungsministerium teilte in diesem Monat mit, dass seit Jahresbeginn 190.000 Russen Verträge für den Kriegseinsatz geschlossen hätten. Im Herbst 2022 hatte eine von Putin verfügte Zwangsrekrutierung von Reservisten Proteste und eine Fluchtwelle ins Ausland ausgelöst. Der Machtapparat versucht daher, das Problem des personellen Nachschubs für die Front mit Geld zu lösen.

kle/pg (afp, dpa, rtr)