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Ukraine-Krieg: Handelsschiffe sitzen fest

2. März 2022

Eine Woche nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine befinden nach einer Schätzung des deutschen Reederverbandes noch etwa 100 Schiffe der Welthandelsflotte im Schwarzen und im angrenzenden Asowschen Meer.

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Ukraine Russland Konflikt Krim l  Hafens im ukrainischen Mariupol am Asowschen Meer
Szene im Hafen der ukrainischen Stadt Mariupol am Asowschen MeerBild: Getty Images/AFP/S. Volskii

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukrainesollen noch etwa 100 Schiffe der Welthandelsflotte festsitzen. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) geht davon aus, dass darunter auch mehrere deutsche Schiffe sind, wie VDR-Präsidentin Gaby Bornheim am Mittwoch sagte. Details zu Namen der Schiffe und betroffenen Reedereien will der Verband aus Sicherheitsgründen nicht nennen.

"Wir fordern, dass alle Schiffe mit ihren Crews die Konfliktzone unbeschadet verlassen dürfen", sagte Bornheim. "Russland muss die Freiheit der Schifffahrt respektieren. Unbeteiligte Handelsschiffe dürfen nicht angegriffen werden." Die Reederpräsidentin appellierte an die Kriegsparteien, "sicherzustellen, dass - neben der ukrainischen Bevölkerung - die Männer und Frauen an Bord, gleich welcher Nationalität, nicht zu Opfern in diesem Krieg werden".

Auch russische und ukrainische Seeleute

Ukrainische und russische Seeleute stellen nach VDR-Angaben auch auf den Schiffen der deutschen Handelsflotte einen wichtigen Teil der Besatzungen. "Geschätzt insgesamt etwa 5000 Seefahrer aus beiden Ländern leisten ihren Dienst an Bord, aktuell teilweise auch an Bord desselben Schiffs", berichtete der Verband. Bisher verlaufe dies friedlich.

"Es ist ein professionelles Zusammenarbeiten", sagte Bornheim, im Hauptberuf Mitglied der Geschäftsführung bei der familiengeführten Hamburger Reederei Peter Döhle. Weltweit stellen laut VDR Crew-Mitglieder aus beiden Nationen insgesamt 14,5 Prozent aller 1,89 Millionen Seeleute. Knapp 200.000 seien Russen und 76.000 Ukrainer.

Für den Umgang mit Schiffen unter russischer Flagge gibt es nach Branchenangaben noch keine Regelung. Der VDR-Sprecher sagte, dies müssen von den EU-Mitgliedsstaaten geregelt werden. "Die EU kann nicht beschließen, dass Häfen nicht angefahren werden." Großbritannien habe seine Häfen für russische Schiffe gesperrt.

Seehandel mit Russland bricht ein

Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA unterrichtete seine Kunden unterdessen darüber, dass er wegen der EU-Sanktionen keine Container annimmt, die aus Russland kommen oder dorthin gehen sollen. Das gelte auch für Ladung, die mit der Bahn, dem Binnenschiff oder Lkw transportiert werde. Das Unternehmen folge damit dem Beispiel von Terminalbetreibern in anderen europäischen Häfen.

Hintergrund ist, dass in Rotterdam und Antwerpen keine Container von und nach Russland mehr abgefertigt werden. Schiffe müssen sich also einen anderen Hafen suchen, um ihre Container loszuwerden. Mit ihrem Schritt will die HHLA verhindern, dass der durch die Verwerfungen in der Schifffahrt ohnehin knappe Stellplatz noch weiter verringert wird.

Nur Medikamente und Nahrungsmittel

Große Reedereien wie Maersk und Hapag-Lloyd nehmen keine Buchungen für Ladung von und nach Russland mehr an. "Soweit das unter den bestehenden Sanktionen möglich ist, fahren wir zur Zeit noch gebuchte Ladung nach Russland", sagte ein Sprecher der Hamburger Reederei. Das betreffe vor allem Lebensmittel.

Die weltgrößte Containerschiffsreederei Maersk stoppt vorläufig alle Lieferungen nach Russland. Russische Häfen würden "bis auf Weiteres" nicht mehr angelaufen, teilte Maersk am Dienstag mit. Ausnahmen gelten demnach aber für Lieferungen von Nahrungsmitteln, Medikamenten und weiteren humanitären Gütern. Fahrten in die Ukraine hatte Maersk bereits aus Sicherheitsgründen gestoppt. 

dk/hb (dpa, rtr, afp)