Euro-2012 als Entwicklungsplan
12. November 2009Die größte Herausforderung für die beiden Städte ist die Erweiterung der Flughafen-Kapazitäten. In Lwiw (Lemberg) waren die Pläne für den Bau eines neuen Terminals zwar frühzeitig fertig. Schwierig gestaltete sich jedoch die Suche nach einem Investor. Erst Anfang Oktober hatte man einen US-amerikanischen Geldgeber gefunden. Der will 80 Millionen Euro investieren. Dafür darf er nach der geplanten Fertigstellung 2011 das Terminal 30 Jahre lang verwalten.
In der Zwischenzeit werden auch die Start- und Landebahnen erneuert. Auch Großraumflugzeuge sollen künftig in Lwiw einschweben können. Der Leiter der Gebietsverwaltung von Lwiw, Mykola Kmit, ist mit dem Fortschritt der Arbeiten zufrieden: "Einige Arbeiten, die erst für 2010 angesetzt waren, sind schon jetzt im vollen Gange. Beispielsweise wollen wir die Stellplätze für schwere Flugzeuge bis Ende des Jahres fertig haben."
Nicht weniger Sorgen machte bis vor kurzem den ukrainischen Behörden und dem europäischen Fußballverband UEFA der Bau eines neuen Terminals in Donezk. Dort kamen die Dinge erst in Gang, nachdem fast 100 Millionen Euro aus dem ukrainischen Staatshaushalt und weitere 10 Millionen aus dem Etat des Gebiets zur Verfügung gestellt wurden. Am 1. Oktober konnte endlich der Bau des neuen internationalen Terminals beginnen.
Stadion-Bau kommt unterschiedlich voran
Die UEFA stellt hohe Anforderungen an die EM-Stadien. Die gastgebenden Städte der Euro 2012 sind verpflichtet, gemäß internationaler Standards entweder neue Stadien zu errichten oder die bestehenden umzubauen. Wegen des Stadions in Lwiw wurde die UEFA bereits ungeduldig: Der Bau verzögert sich seit Oktober wegen Planungsmängeln.
Oleg Sasadnyj von der Stadtverwaltung Lwiw ist für die Vorbereitung der Euro 2012 zuständig. Er versichert, die Arbeiten kämen gut voran: "Zur Zeit wird der Beton gegossen, und das ist fast ein Drittel des gesamten Arbeitsumfangs. Das Fundament steht praktisch, die Säulen für die erste Ebene der Tribünen auch. Und das Wichtigste ist, dass wir alle Erdarbeiten beendet haben." Der Gouverneur des Gebiets, Mykola Kmit, verspricht, dass man das Stadion Mitte 2011 in Betrieb nehmen kann.
Das neue Fünf-Sterne Stadion in Donezk ist dagegen schon heute das Prestigeobjekt der Stadt. Die "Donbass-Arena" mit ihren 50.000 Zuschauerplätzen zählt zu den besten Fußball-Stadien in Osteuropa.
Neue Hotels mit und ohne Staatshilfen
Allerdings sieht es in Donezk schlecht mit Hotels aus. Es gibt kaum welche. Donezk ist das Zentrum der Kohleförderung der Ukraine - und kann wahrlich nicht als touristisches Mekka bezeichnet werden. Die Behörden versprechen jedoch, bis zur EM 2012 würden nicht weniger als 19 Hotels neu errichtet.
Der Leiter der Wirtschaftsabteilung bei der Donezker Stadtverwaltung, Serhij Nikitenko, gesteht jedoch, dass dafür die notwendigen Mittel fehlen: "Es ist klar, dass nicht alle der geplanten 19 Hotels am Ende auch gebaut werden. Wir hoffen sehr auf die Hilfe des Staates und der Nationalbank. Leider ist auf staatlicher Ebene dieses Problem noch nicht gelöst." Unter Hilfe versteht Nikitenko vor allem eine Senkung der Zinsen für Bankkredite. Nur so könne man Investoren finden, die Geld in Hotels fließen lassen würden.
Lwiw hofft dagegen, ohne Staatsgelder auszukommen. Alle 18 geplanten Hotels würden mit privaten Investitionen finanziert, betont Oleh Sasadnyj von der Stadtverwaltung: "Für den Bau von Hotels hat die Stadt keine Kopeke aus dem städtischen oder staatlichen Etat ausgegeben."
Handlungsbedarf im Verkehrswesen
Für die Modernisierung und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Lwiw haben die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ und die Europäische Entwicklungsbank EBRD Gelder bereit gestellt. Auch in Donezk muss noch viel Geld in die Verbesserung der Straßen-Infrastruktur fließen. Die Qualität der Straßen und Autobahnen entspricht nicht dem europäischen Standard.
Natalja Aljabjewa aus Donezk fürchtet sogar, der Zustand der Straßen könnte Gäste abschrecken: "Die Straßen in der Innenstadt sind schon viel besser geworden, man spürt die Vorbereitungen auf die Euro 2012. Aber was die Straßen im Großraum Donzek betrifft, so sind sie in einem solchen Zustand, dass man in deren Sanierung noch sehr viel Geld stecken muss. Falls die Europäer mit ihren Autos zu uns kommen, könnte es sein, dass sie die hier auch reparieren lassen müssen."
Autoren: Karina Oganesyan und Galina Stadnyk
Redaktion: Bernd Johann