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KonflikteUkraine

Ukraine: Deutscher Finanzminister erstmals in Kiew

14. August 2023

Bundesfinanzminister Lindner sichert weitere deutsche Unterstützung zu. Die Region Odessa wurde wieder mit Raketen und Drohnen beschossen. Präsident Selenskyj droht mit Vergeltung für getötete Zivilisten. Ein Überblick.

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Ukraine Christian Lindner und Vitaly Klitschko
Der deutsche Finanzminister Christian Lindner ist erstmals seit Kriegsbeginn in KiewBild: Thomas Imo/photothek/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Lindner signalisiert Sympathie für Taurus-Lieferungen an die Ukraine 
  • Neues Rüstungspaket der Vereinigten Staaten 
  • Wieder Angriffe auf Schwarzmeer-Region Odessa
  • Präsident Selenskyj kündigt Vergeltung an
  • Russische Verteidigungslinien sehr stark vermint 

 

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat der Ukraine die weitere Unterstützung der Bundesregierung zugesichert. Deutschland werde weiter Schulter an Schulter an der Seite des angegriffenen Landes stehen. In Kiew signalisierte Lindner Sympathie für eine Abgabe von Marschflugkörpern des Typs Taurus an die Ukraine.

Der FDP-Chef sagte: "Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Deshalb ist es auch Teil unserer Verantwortung, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine immer größer ist als die Bösartigkeit, die von Putins Krieg ausgeht." Die Bundesregierung wolle deshalb weiterhin alles in ihrer Macht Stehende tun, um auch die militärischen Fähigkeiten der Ukraine zu stärken. Dazu sei bereits viel unternommen worden.

Mit Blick auf die Taurus-Debatte sagte Lindner, es gelte das übliche Verfahren. Deutschland werde im Kreis der Verbündeten beraten, was benötigt werde und was möglich sei. "Da ich weiß, dass viele für eine solche Unterstützung Sympathie haben, wie ich selbst auch, hoffe ich auf eine baldige, sehr baldige Klärung dieser Fragen." Die Ukraine macht weiter Druck auf die Bundesregierung, Kiew deutsche Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen Russland zu liefern.

Der deutsche Minister kam unter anderem mit dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko zusammen. Thema sei dabei auch die Lieferung von Flugabwehrsystemen und Waffen mit großer Reichweite gewesen, teilte Klitschko bei Telegram mit. Er habe darauf gedrängt, dass es dabei keine Verzögerungen geben dürfe. 

Bundesfinanzminister Christian Lindner und der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, am 14. August 2023 im Gespräch
Bundesfinanzminister Christian Lindner und der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, im Gespräch - auch über WaffenlieferungenBild: Andreas Hoenig/dpa/picture alliance

Gespräche führte Lindner in Kiew auch mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal. Dabei sei die Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau besprochen worden, hieß es anschließend von ukrainischer Seite. Aktuell werden demnach bereits fünf Investitionsprojekte im Wert von 247 Millionen Euro realisiert. In Vorbereitung seien drei weitere für 73 Millionen Euro. Schmyhal äußerte Hoffnung auf eine rege Beteiligung deutscher Unternehmen am Wiederaufbau.

Der FDP-Politiker ist zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs zu politischen Gesprächen in der Ukraine. Er kam mit dem Zug in Kiew an. Wie in diesen Fällen üblich, wurde der Besuch im Vorfeld geheim gehalten.

Neue US-Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar

Die USA stellen der Ukraine weitere Militärhilfe zur Verfügung. Das neue Paket in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (183 Millionen Euro) umfasse unter anderem Munition für das Luftabwehrsystem Patriot, für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin und Ersatzteile, teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit. Zudem
würden weitere Artilleriemunition und Ausrüstung zur Minenräumung aus Beständen des US-Militärs geliefert. 

Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben des Pentagons seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar (rund 39 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt. 

Wieder Angriffe auf Odessa

Russische Streitkräfte haben die südukrainische Region Odessa am Schwarzen Meer nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht zum Montag ein weiteres Mal mit Raketen und Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die Luftabwehr in der Region und über der gleichnamigen Hafenstadt sei aktiviert worden, berichtete das Nachrichtenportal "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf die Luftwaffe und die regionale Militärverwaltung. In Odessa seien mehrere Explosionen zu hören gewesen.

Blick in ein völlig zerstörtes Gebäude
Dieses Gebäude wurde am 2. August in der Region Odessa von einer Drohne getroffen Bild: Telegram Channel of Odesa Region Governor Oleh Kiper/dpa/picture alliance

Mindestens drei Menschen seien verletzt worden, berichtete der Gouverneur der ukrainischen Schwarzmeerregion, Oleh Kiper, im Onlinedienst Telegram. Infolge des feindlichen Angriffs auf Odessa seien mehrere Brände durch herabfallende Raketensplitter ausgebrochen. 

Seit dem Ausstieg des Kremls aus dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide im Juli werden die Schwarzmeerhäfen um Odessa immer wieder von russischen Truppen angegriffen.

Selenskyj droht mit Vergeltung für getötete Familie bei Cherson

Nach der Tötung einer vierköpfigen Familie durch russischen Artilleriebeschuss im Süden der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Vergeltung angekündigt. "Wir werden kein Verbrechen Russlands unbeantwortet lassen", sagte er in seiner allabendlichen Videobotschaft.

Wolodymyr Selenskyj während seiner Videoansprache
Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt Vergeltung für getötete Zivilisten an Bild: president.gov.ua

Im Dorf Schyroka Balka in der Region Cherson waren durch die Angriffe am Sonntag nach Behördenangaben insgesamt fünf Menschen getötet worden, darunter die Familie mit Vater, Mutter, einem zwölfjährigen Sohn und einem erst gut drei Wochen alten Baby. Die Region wurde im Verlauf des Tages 17 Mal beschossen, wie Selenskyj sagte. Dabei wurden insgesamt laut Behörden sieben Menschen getötet und etwa 15 weitere verletzt.

Auch ukrainische Grenzregion Sumy unter heftigem Beschuss

Russland hat nach Angaben der regionalen Militärverwaltung von Sumy abermals das ukrainische Gebiet nahe der russischen Grenze angegriffen. Allein am Sonntag sei die Region im Nordosten der Ukraine 21 Mal mit Mörsern und Artillerie beschossen worden, teilte die Militärverwaltung in der Nacht zum Montag via Facebook mit. Insgesamt seien 144 Explosionen registriert worden. Mindestens zwei Wohngebäude seien beschädigt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Olexij Resnikow
Verteidigungsminister der Ukraine: Olexij Resnikow (Archivbild vom April) Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/picture alliance

Ukrainischer Verteidigungsminister: Fünf Minen pro Quadratmeter

Die russischen Verteidigungslinien sind nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow teilweise so dicht vermint, dass an manchen Frontabschnitten bis zu fünf Minen pro Quadratmeter liegen. In einem Interview der britischen Tageszeitung "The Guardian" sprach er von Millionen Sprengkörpern entlang der Front. Es gebe über Hunderte Kilometer hinweg Minenfelder. Dies stelle ein ernstes Hindernis für die Gegenoffensive der ukrainischen Truppen dar.

sti/qu/fab/se/pg (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen