1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteUkraine

Wo steht die Gegenoffensive?

3. September 2023

Präsident Selenskyj lobt die Fortschritte der ukrainischen Streitkräfte. Zwei Schiffe passieren den Getreidekorridor. Ein Nachrichtenüberblick.

https://p.dw.com/p/4VtBC
Ein Panzer feuert unter Bäumen
Die ukrainischen Streitkräfte seien in Bewegung, sagt SelenskyjBild: Libkos/AP/picture alliance

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj dankt Soldaten für die "wirksame Verteidigung"
  • Ukrainischer General: Moskaus erste Verteidigungslinie durchbrochen
  • Wieder Angriff auf Schwarzmeer-Region
  • Weitere Frachter erreichen Schwarzes Meer durch Getreidekorridor
  • Ukrainischer Milliardär wegen Betrugs und Korruptionsvorwürfen in U-Haft
     

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Fortschritte bei der Gegenoffensive der Streitkräfte zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete. "Die ukrainischen Streitkräfte bewegen sich vorwärts. Trotz allem und ungeachtet dessen, was alle sagen, kommen wir voran, und das ist das Wichtigste. Wir sind in Bewegung", teilte Selenskyj bei Telegram mit. Die Ukraine hatte zuletzt immer wieder kritisiert, dass westliche Experten von einem schleppenden Fortgang der Offensive ohne die erwarteten Durchbrüche an der Frontlinie sprachen. Auch Selenskyj hatte erklärt, die Offensive sei kein Hollywood-Film.

Er sei stolz auf den Mut und die Treffsicherheit der ukrainischen Schützen, teilte Selenskyj auch bei X (vormals Twitter) mit. Er veröffentlichte dazu Fotos von Explosionen bei den Einsätzen im Kriegsgebiet. Er sei den Soldaten der 47. Artilleriebrigade dankbar für die wirksame Verteidigung "unseres Landes" in den Gebieten Saporischschja, Donezk und Sumy und für "ihre Stärke in unseren nördlichen Regionen".

Ukrainischer General: Moskaus erste Verteidigungslinie durchbrochen

Bei ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Brigadegenerals Oleksander Tarnawskyj in der Region Saporischschja die erste und stärkste von mehreren russischen Verteidigungslinien durchbrochen. Die ukrainischen Verteidiger befänden sich jetzt zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie der Russen im Süden, sagte der Kommandeur der im Gebiet Saporischschja eingesetzten Truppen in einem Interview des "Observer", der Sonntagsausgabe der britischen Zeitung "The Guardian". Allein an der ersten Linie hätten die Russen 60 Prozent ihrer Ressourcen und Zeit aufgewendet, sagte er.

Tarnawskyj, der das Interview auch in seinem Telegram-Kanal verlinkte, sagte auch, dass bei den Verteidigungslinien zwei und drei nur noch je 20 Prozent der Ressourcen zu erwarten seien. Die Ukrainer bewegten sich derzeit auf die zweite Linie zu, sagte er. Die Gegenoffensive war lange Zeit durch ein riesiges Minenfeld in der Region erschwert worden. Die Entminung sei vor allem nachts erfolgt, sagte Tarnawskyj.

Im Gebiet Saporischschja hatte die ukrainische Armee zuletzt bei Robotyne nach wochenlangen Kämpfen russische Verteidigungsanlagen überwunden. Nun soll die nächste russische Linie angegriffen werden, die den Weg in die besetzten Städte Tokmak und Melitopol versperrt. Ziel ist, das etwa 90 Kilometer entfernte Asowsche Meer zu erreichen und die russischen Truppen voneinander abzuschneiden.

Fast 300.000 neue Soldaten

Russland hat offiziellen Angaben zufolge in diesem Jahr rund 280.000 Berufssoldaten verpflichtet. Sie seien laut Verteidigungsministerium auf Vertragsbasis ins Militär aufgenommen worden, sagt der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew laut der Nachrichtenagentur Tass bei einem Besuch im Fernen Osten Russlands. Dort berate er mit örtlichen Behörden darüber, wie das Militär weiter gestärkt werden könne.

Russischer Ex-Präsident Dmitri Medwedew I UN-Sicherheitsrat
Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew ist heute stellvertretender Chef des Moskauer SicherheitratsBild: Yekaterina Shtukina/Sputnik Government/AP/dpa/picture alliance

Medwedew ist aktuell Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats. Bei der Zahl von 280.000 Soldaten seien auch Reservisten berücksichtigt, so Medwedew. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im September 2022 eine Teil-Mobilisierung von 300.000 Reservisten angeordnet. Spekulationen über eine weitere Mobilisierungskampagne danach wies Putin zurück.

Neuer Angriff auf Odessa

Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Schwarzmeer-Region Odessa sind nach Angaben der Ukraine zwei Zivilisten verletzt worden. Der Angriff am frühen Morgen habe dreieinhalb Stunden gedauert, erklärt die ukrainische Luftwaffe auf dem Kurznachrichtendienst Telegram.

Iran Teheran | Shahed136 Drohne
Drohnen vom Typ Shahed aus iranischer ProduktionBild: Sobhan Farajvan/Pacific Press/picture alliance

Russland habe 25 Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt, von denen 22 abgeschossen worden seien. Bei dem Angriff seien Hafen-Einrichtungen getroffen und beschädigt worden. 

Russland hatte bereits mehrfach die Schwarzmeer- und die Donauhäfen in der Region Odessa beschossen. Die Ukraine warf Russland Terror vor mit dem Ziel, den für die Welternährung wichtigen Transport von Getreide verhindern zu wollen.

Risikoreiche Getreidelieferungen

Trotz der russischen Seeblockade haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zwei weitere Frachtschiffe den von Kiew eingerichteten Getreidekorridor passiert. "Die Ukraine stellt die Freiheit der Seefahrt im Schwarzen Meer wieder her", teilte Selenskyj auf der Plattform X (vormals Twitter) mit.

Ukrainische Getreideexporte über Land teuer: Matin Qaim

Nach dem Ausstieg Russlands aus dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer versucht Kiew, den Export trotz des Risikos durch Moskauer Angriffe zu organisieren. Russland hatte gedroht, Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, als Träger militärischer Fracht anzusehen.

Früherer Selenskyj-Förderer in Untersuchungshaft

Ein Gericht in Kiew hat am Samstag gegen den ukrainischen Oligarchen Ihor Kolomojskyj unter anderem wegen des Verdachts des Betrugs Untersuchungshaft angeordnet. Der Richter setzte den Haftbefehl gegen den 60-Jährigen zunächst bis 31. Oktober in Kraft, wie die Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" aus dem Gerichtssaal berichtete. Zugleich wurde eine Kaution von knapp 510 Millionen Hrywnja (rund 12,7 Millionen Euro) angesetzt, bei deren Zahlung der Milliardär wieder bis zur Gerichtsverhandlung auf freien Fuß käme.

Kolomojskyi steht wegen Korruptionsverdachts unter US-Sanktionen. Er ist einer der reichsten Männer des Landes und war einst ein Unterstützer von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Kritiker warfen dem früheren Schauspieler und Komiker eine zu große Nähe zu dem Geschäftsmann vor, auf dessen TV-Sender Selenskyjs Comedy-Shows liefen.

fab/mak/haz/se/qu/nob (rtr, dpa)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.