Aktuell: Wagner-Söldner rücken in Bachmut vor
11. März 2023Das Wichtigste in Kürze:
- Wagner-Chef: Söldnertruppe nahe des Zentrums von Bachmut
- EU und USA nehmen Russland-Unterstützer stärker ins Visier
- Selenskyj lobt Norwegens Hilfe als beispielhaft
- Russland stuft Umweltorganisation WWF als "ausländischen Agenten" ein
- Kiew wirft ukrainisch-orthodoxe Kirche aus Höhlenkloster
Die Truppen der russischen Söldnertruppe Wagner befinden sich nach Angaben ihres Chefs nahe des Zentrums der heftig umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut. "Dies ist das Gebäude der Stadtverwaltung, das ist das Zentrum der Stadt", sagte Jewgeni Prigoschin in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video, in dem er auf dem Dach eines Hauses steht, das in Bachmut sein soll, und auf ein anderes Gebäude zeigt.
"Das ist einen Kilometer und 200 Meter entfernt. Das ist das Gebiet, da finden Kämpfe statt", führte Prigoschin aus. Die Aussagen konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.
Söldnertruppe Wagner benötigt Munition
Das Wichtigste sei nun, Munition zu bekommen und "voranzukommen", sagte Prigoschin. Der Wagner-Chef befindet sich derzeit in einem Konflikt mit der russischen Militärführung. Dabei geht es insbesondere darum, mehr Munition zu erhalten. Das ist aus Prigoschins Sicht notwendig, um den Angriff auf Bachmut fortzusetzen.
Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, die Wagner-Gruppe habe in den vergangenen vier Tagen den "größten Teil des Ostens" von Bachmut unter ihre Kontrolle gebracht. Dem Ministerium zufolge kontrollieren die ukrainischen Streitkräfte den Westen der Stadt und haben wichtige Brücken über einen Fluss zerstört, der durch die Stadt fließt. Die Wagner-Söldner spielen in dem schon seit Monaten dauernden Kampf um Bachmut eine zentrale Rolle. Beide Seiten haben dabei schwere Verluste erlitten.
EU und USA nehmen Russland-Unterstützer stärker ins Visier
Die Europäische Union und die USA wollen verstärkt gegen Unterstützer des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vorgehen. "Wir unternehmen gemeinsam neue Schritte, um weitere Akteure in Drittländern auf der ganzen Welt ins Visier zu nehmen, um die Unterstützung des russischen Krieges aus jedem Winkel der Welt zu unterbinden, in dem sie festgestellt wird", kündigten US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem Treffen im Weißen Haus in einer gemeinsamen Mitteilung an. Der Fokus liege darauf, die Umgehung von Sanktionen durch Russland zu verhindern, sagte von der Leyen in einer Pressekonferenz.
Biden und von der Leyen betonten ihre Geschlossenheit bei der Unterstützung der Ukraine. Die USA und die EU stünden an der Seite der "mutigen Menschen in der Ukraine", mit Militärhilfen für Kiew und "historischen Sanktionen" gegen Russland, so der US-Präsident. Man arbeite im Gleichschritt, um russische Einnahmen einzuschränken und gleichzeitig die Energieversorgung in Schwellen- und Entwicklungsländern sicherzustellen, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung weiter. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht genannt.
Selenskyj lobt Norwegens Hilfe als beispielhaft
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Norwegen als besonderen europäischen Verbündeten in Sachen Militärhilfe vor der erwarteten Frühjahrsoffensive gegen Russlands Angriffskrieg gelobt. Mit seiner Unterstützung des Kampfes in Höhe von sieben Milliarden Dollar (rund 6,6 Milliarden Euro) in den kommenden fünf Jahren setzte Norwegen ein Beispiel für andere Länder, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft nach einem Treffen mit Oslos Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram in Kiew.
Das nordeuropäische NATO-Land will der Ukraine außerdem acht Leopard-2-Kampfpanzer zur Verfügung stellen. Hinzu kommen bis zu vier Begleitfahrzeuge sowie Mittel für Munition und Ersatzteile. Norwegen habe Achtung vor dem Verteidigungskampf der Ukraine sowie vor den Opfern, sagte Verteidigungsminister Gram und versprach weitere Unterstützung so lange wie nötig.
Dank Norwegen habe die Ukraine ihre Luftverteidigung, Artillerie und andere Bereiche ausgebaut, betonte Selenskyj. Es seien weitere Schritte besprochen worden, unter anderem auch die Möglichkeit einer Ausbildung für Piloten an westlichen Kampfjets, sagte der Staatschef. Die Ukraine fordert von seinen westlichen Unterstützern Kampfflugzeuge als notwendige Voraussetzung für die Rückeroberung des von Russland besetzten Staatsgebiets. Bisher gibt es aber keine Kampfjet-Zusage.
Russland stuft Umweltorganisation WWF als "ausländischen Agenten" ein
Russland betrachtet nun auch die Umweltorganisation WWF als "ausländischen Agenten". Der russische Ableger des WWF kündigte an, gegen die Entscheidung des Justizministeriums in Moskau zu klagen. Wer als "ausländischer Agent" gelistet ist, muss mit zahlreichen Nachteilen rechnen. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) beklagen, dass sich viele Russen abwenden - aus Angst, der Zusammenarbeit mit solchen "Agenten" bezichtigt zu werden. Der WWF (World Wide Fund for Nature) befürchtet, dass der Natur- und Artenschutz im flächenmäßig größten Land der Erde gefährdet wird.
Die Organisation verwies in einer Stellungnahme auf drei Jahrzehnte Arbeit in Russland, die heute von etwa 1,5 Millionen Menschen unterstützt werde. "Es ist sehr wichtig für uns, dass sie an unserer Seite bleiben in diesen schwierigsten Zeiten. Umweltprojekte können nicht auf Pause gesetzt werden, weil das den Erfolg der früheren Jahrzehnte zunichtemachen könnte."
Das Justizministerium wirft dem WWF vor, Entscheidungen von Politik und Behörden kritisch zu hinterfragen. Es erklärte zur Begründung der Listung: "Unter dem Anschein einer Tätigkeit zum Schutz der Natur und der Umwelt, der biologischen Vielfalt versuchten die Vertreter des WWF, auf Entscheidungen der Exekutive und des Gesetzgebers der Russischen Föderation Einfluss zu nehmen. Sie behinderten die Umsetzung von industriellen und Infrastrukturprojekten." Die Regierung in Moskau hat bereits Dutzende NGOs, unabhängige Medien und Menschen mit dem Etikett "ausländischer Agent" versehen.
Kiew wirft ukrainisch-orthodoxe Kirche aus Hauptkloster des Landes
Ukrainische Behörden haben die ukrainisch-orthodoxe Kirche angewiesen, das Hauptheiligtum des Landes, das Kiewer Höhlenkloster, zu verlassen. Aufgrund von Verstößen werde der 2013 geschlossene Nutzungsvertrag zum 29. März aufgekündigt, hieß es in einem von der ukrainisch-orthodoxen Kirche veröffentlichten Brief der staatlichen Verwaltung des Museumsgeländes. Grundlage sei ein im Dezember von Präsident Selenskyj erlassenes Dekret zur Überprüfung der Tätigkeit von Religionsgemeinschaften nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.
Die Regierung in Kiew verdächtigt die ukrainisch-orthodoxe Kirche, mit Russland zu kollaborieren. Grund dafür ist, dass sich die Glaubensgemeinschaft vor der russischen Invasion an dem Patriarchat in Moskau orientierte. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche behauptet jedoch, ihre Verbindungen zu Russland gekappt zu haben. Das Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau bezeichnete den Rauswurf aus dem Höhlenkloster als "Gipfel der Gesetzlosigkeit". In der Ukraine gibt es drei große dem orthodoxen Ritus folgende Kirchen. Die meisten Gläubigen gehören der orthodoxen Kirche der Ukraine an, die sich klar gegen die russischen Invasoren positioniert.
kle/ehl/ww/wa (dpa, afp, rtr)