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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Tote bei Luftangriffen auf Odessa

14. Juni 2023

Russisches Militär hat die Hafenstadt am Schwarzen Meer mit Marschflugkörpern angegriffen. Erdogan will Schweden weiter nicht in der NATO. Belarus nimmt taktische Nuklearwaffen in Empfang. Nachrichten im Überblick.

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Das Einkaufszentrum in Odessa wurde bei dem russischen Angriff ebenfalls zerstört
Das Einkaufszentrum in Odessa wurde bei dem russischen Angriff ebenfalls zerstörtBild: State Emergency Service of Ukraine/REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Tote und Verletzte nach neuem russischen Angriff auf Odessa
  • Erdogan dämpft Schwedens Hoffnung auf schnellen NATO-Beitritt
  • Deutschland registriert weniger neue Flüchtlinge aus der Ukraine
  • Belarus nimmt russische Atomwaffen in Empfang
  • Selenskyj will "russischen Terror" unmöglich machen

 

Bei einem neuen russischen Angriff mit Marschflugkörpern auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer sind nach Behörden-Angaben mehrere Menschen getötet und weitere verletzt worden. Ein Kalibr-Geschoss sei in eine Lagerhalle eingeschlagen und habe dort einen Brand ausgelöst, schrieb das Oberkommando der ukrainischen Heeresgruppe Süd auf Facebook. Drei Mitarbeiter des Lagers seien getötet, sieben verletzt worden. Unter den Trümmern könnten noch Menschen liegen. 

Insgesamt seien vier Marschflugkörper vom Typ Kalibr von einem russischen Kriegsschiff im Schwarzen Meer abgefeuert worden, teilte das Oberkommando in Odessa weiter mit. In der Folge seien ein Geschäftszentrum, ein Ausbildungsgebäude, ein  Wohnkomplex, ein Imbiss und Geschäfte im Zentrum der Stadt beschädigt worden. Dabei habe es nach ersten ersten Erkenntnisse sechs Verletzte gegeben, hieß es.

Drei weitere Todesopfer wurden nach Raketenangriffen auf die Region Donezk gemeldet. Nach Angaben von Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko trafen russische Raketen Privathäuser, wobei in Kramatorsk zwei Menschen getötet wurden, in Kostjantyniwka eine Person. Zudem seien einige Häuser zerstört oder beschädigt worden.

Erdogan dämpft Schwedens Hoffnung auf schnellen NATO-Beitritt

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält auch nach seinem Wahlsieg weiter an seiner Blockade eines schwedischen NATO-Beitritts fest. "Damit wir [die schwedischen] Erwartungen erfüllen können, muss zunächst Schweden seinen Teil dazu beitragen", wurde Erdogan in einer Mitteilung des türkischen Präsidialamtes zitiert. Erdogan fordert konkret von Schweden, Kundgebungen kurdischer Gruppierungen auf seinem Staatsgebiet zu verbieten, die in der Türkei als Terrororganisationen eingestuft sind. Das lehnte Stockholm bislang mit Verweis auf die Versammlungsfreiheit ab, während es Ankara in anderen Punkten entgegengekommen war.

An diesem Mittwoch verhandelten Vertreter der NATO, Schwedens und der Türkei erneut in Ankara über den Beitritt. Schwedens Unterhändler Oscar Stenström sagte im Anschluss vor Journalisten, das Treffen habe den Prozess weiter vorangetrieben. "Aber wir sind weit vom Ziel entfernt."

Deutschland Jobmesse für ukrainische Geflüchtete
Deutschland versucht, ukrainische Geflüchtete schnell zu integrieren - hier eine Jobmesse in BerlinBild: Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Deutschland registriert weniger neue Flüchtlinge aus der Ukraine

Die Fluchtbewegungen aus der Ukraine nach Deutschland nehmen ab. Wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Unions-Fraktion mitteilte, wurden im Mai rund 15.600 ukrainische Flüchtlinge neu registriert. Im April waren es demnach etwa 19.300. Insgesamt liegt die Summe der ersten fünf Monate des Jahres bei 81.600 Menschen. Zugleich steigen jedoch die Asylanträge von Menschen aus anderen Regionen.

Belarus nimmt russische Atomwaffen in Empfang

Belarus hat nach Angaben von Machthaber Alexander Lukaschenko damit begonnen, Lieferungen taktischer Nuklearwaffen aus Russland in Empfang zu nehmen. Einige davon seien dreimal stärker als die Bomben, die die USA 1945 auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hätten, sagte Lukaschenko im russischen Staatssender Rossiya-1.

Es handelt sich um die erste Verlegung russischer Atomwaffen außerhalb seines eigenen Staatsgebiets seit dem Fall der Sowjetunion. Zu Zeiten der UdSSR waren Atomwaffen auch in Belarus stationiert gewesen - nach Angaben Lukaschenkos wurden fünf oder sechs der damaligen Lagerstätten wieder instandgesetzt. Belarus teilt direkte Grenzen mit den NATO-Ländern Litauen, Lettland und Polen, die ihrerseits jedoch auch direkt an Russland beziehungsweise dessen Exklave Kaliningrad grenzen.

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj
Unermüdlich im Einsatz für sein Land: Ukraines Präsident Wolodymyr SelenskyjBild: Vadim Ghirda/AP/dpa/picture alliance

Selenskyj fordert stärkere Flugabwehr

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach dem tödlichen russischen Raketenangriff auf seine Heimatstadt Krywyj Rih vom Montag eine stärkere Flugabwehr für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland gefordert. "Wir müssen zusammen mit unseren Partnern solche Bedingungen schaffen, dass russischer Terror unmöglich wird", sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

Russland kommt an die Bauteile

Dazu sei erstens die Anschaffung von noch mehr Flugabwehrsystemen und Kampfjets notwendig, zweitens müssten die Sanktionen gegen Russland konsequenter durchgesetzt werden. "Nehmen wir zum Beispiel eine der Raketen, die heute Krywyj Rih trafen, dann wurden etwa 50 Komponenten darin - hauptsächlich Mikroelektronik - in anderen Ländern hergestellt", sagte Selenskyj. Teilweise würden sie sogar in Partnerländern der Ukraine produziert und doch gelänge es Russland, an die Bauteile zu kommen.

Ukraine, Kryvyi Rih | Feuerwehr nach massivem Raketengriff auf Wohnhaus
Ein durch Raketen zerstörtes Wohnhaus in Krywyj Rih, der Heimatstadt des ukrainischen PräsidentenBild: Andriy Dubchak/AP/dpa/picture alliance

Die Firmen, die mit Moskau zusammenarbeiteten, seien bekannt. "Wenn jemand als Vermittler fungiert oder mit Russland zusammenarbeitet, damit Terroristen weiterhin Häuser in die Luft sprengen und Menschen töten können, dann verdienen solche Akteure - Unternehmen oder Staat - eine angemessene Reaktion der Welt", forderte Selenskyj. Es sei in jedem Fall billiger, die Sanktionen durchzusetzen als ständig neue Raketenabwehrsysteme zu liefern, mahnte er den Westen.

Dank an die IAEA - Grossi-Besuch in Saporischschja verzögert sich

Selenskyj ging zudem auf ein Treffen mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, in Kiew ein. Er bedankte sich für die Beobachtermission an dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja, forderte aber einmal mehr dessen Übergabe an die Ukraine, um die Sicherheit zu gewährleisten. Eine von Grossi angebotene Beobachtermission, die die Folgen der Zerstörung des Staudamms von Kachowka einschätzen soll, habe er angenommen.

Fahrzeuge der Internationalen Atomenergiebehörde am Kernkraftwerk Saporischschja
Fahrzeuge der Internationalen Atomenergiebehörde am Kernkraftwerk SaporischschjaBild: XinHua/dpa/picture alliance

Er hoffe, dass die Experten so schnell wie möglich ins Krisengebiet aufbrächen, sagte der 45-Jährige. Auf das Kriegsgeschehen ging er nur am Rande ein, sprach aber von einem Vorankommen in verschiedenen Richtungen. In den vergangenen Tagen hatte die Ukraine im Zuge ihrer Offensive die Befreiung mehrerer Ortschaften vermeldet. Laut Experteneinschätzung kommt die Offensive aber nur schwer in Gang und hat noch keinen tiefen Frontdurchbruch erzielt.

Die Weiterreise des Direktors der IAEA, Rafael Grossi, zum südukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja verzögert sich. Russischen Angaben zufolge wird er nun am Donnerstag dort erwartet. Laut ukrainischer Regierung wartet er ab, bis sich die Sicherheitslage verbessert.

Grossi war mit seinen Inspektoren schon mehrfach in der von Russland besetzten Anlage und hat immer wieder Sorgen um deren Sicherheit geäußert. Die IAEA fordert seit längerem eine Sperrzone um das größte Akw Europas. Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der vergangenen Woche hatte die Befürchtung ausgelöst, den Meilern könnte das für den sicheren Betrieb unverzichtbare Kühlwasser ausgehen. Das Kraftwerk verfügt über ein separates Reservoir, das vom gesunkenen Pegel des Stausees nicht betroffen ist.

USA signalisieren Bereitschaft zu weiterer Hilfe

US-Außenminister Antony Blinken hat der Ukraine mit Blick auf den im Juli geplanten NATO-Gipfel in Vilnius weitere Unterstützung in Aussicht gestellt. "Ich gehe davon aus, dass man im Zuge des Gipfels ein starkes Paket an politischer und praktischer Unterstützung für die Ukraine sehen wird", sagte Blinken bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Der Gipfel des Verteidigungsbündnisses ist für den 11. und 12. Juli in der Hauptstadt Litauens geplant.

Stoltenberg betonte, dass die Ukraine bei ihrer Offensive Fortschritte mache und an Boden gewinne. "Aber wir alle wissen, je mehr Land die Ukrainer befreien können, desto stärker wird ihre Position am Verhandlungstisch sein", so Stoltenberg. Eine starke Position bei den Verhandlungen mache es wahrscheinlicher, dass Kremlchef Wladimir Putin begreife, "dass er diese Schlacht nie und nimmer gewinnen wird".

Der NATO-Generalsekretär traf wenig später US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus. Dort machte er deutlich, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine auch ein Angriff auf die Grundwerte freier Menschen sei. Deshalb dürfe Putin den Krieg nicht gewinnen - dies würde die Welt "gefährlicher" machen und die Botschaft an autoritär geführte Staaten in der ganzen Welt senden, dass sich die Anwendung militärischer Gewalt auszahle, warnte er. 

Dänemark stellt Flugsimulatoren

Dänemark wird nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ritzau vorschlagen, ukrainische Piloten ab August auf dem Kampfjet F-16 zu trainieren. Der amtierende Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen werde bei einem Treffen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe am Donnerstag anbieten, die ukrainischen Piloten zunächst in Flugsimulatoren in Dänemark auszubilden, heißt es unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Bislang ist noch keine offizielle Entscheidung gefallen, die Ukraine mit Kampfjets vom Typ F-16 auszurüsten.

sti/kle/se/ehl/haz/bru (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.