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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Viele Tote nach russischer Angriffswelle

28. April 2023

In der Nacht hat Moskau mehrere Städte in der Ukraine angegriffen. Die Gefechte um Bachmut dauern an. Die dänische Armee hat offenbar Fotos von einem russischen Schiff bei den Nord-Stream-Pipelines. Ein Überblick.

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Ein von einem russischem Geschoss getroffenes Gebäude in Uman brennt
Von russischem Geschoss getroffenes Gebäude in UmanBild: Press service of the State Emergency Service of Ukraine via REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Viele Tote nach russischer Angriffswelle auf Ukraine
  • Kiew: Vorbereitung der Frühjahrsoffensive steht vor Abschluss
  • Die ostukrainische Stadt Bachmut ist weiter schwer umkämpft
  • Dänemark hat Fotos von russischem Schiff bei Pipelines
  • Russland verweigert inhaftiertem US-Reporter Gershkovich konsularischen Besuch

 

Bei einer erneuten Angriffswelle gegen die Ukraine hat die russische Armee in der Nacht mehrere Städte mit Raketen beschossen, darunter erstmals seit fast zwei Monaten auch die Hauptstadt Kiew. Mindestens 25 Menschen seien durch die Angriffe getötet worden, teilten die ukrainischen Behörden mit. 

Zahl der Toten in Uman steigt weiter

Die neue russische Angriffswelle traf unter anderem die südlich von Kiew gelegenen Stadt Uman. In der zentralukrainischen Stadt ist die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus weiter gestiegen. Das Innenministerium in Kiew meldete 20 Tote. Demnach waren weitere Leichen aus den Trümmern des teils zerstörten Hauses geborgen worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff in Uman als "Terror gegen Zivilisten". Er teilte mit, dass unter den Toten zwei nicht identifizierte Kinder seien. "Das Schicksal ihrer Eltern ist unklar", sagte er. Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern. Es gab 18 Verletzte, von denen elf im Krankenhaus behandelt wurden.

Ukraine Krieg Angriff auf die Stadt Uman
In Uman, 200 Kilometer südlich von Kiew, zerstörte eine russische Rakete ein WohnhausBild: National Police of Ukraine/AP Photo/picture alliance

In der weiter östlich gelegenen Stadt Dnipro wurden durch die russischen Angriffe mindestens zwei Menschen getötet, wie Bürgermeister Borys Filatow mitteilte. Raketen "töteten erneut Zivilisten in Dnipro", schrieb er im Onlinedienst Telegram. Die Todesopfer seien eine junge Frau und ein drei Jahre altes Kind.

In Kiew waren die Einwohner aufgerufen worden, Schutz zu suchen und nicht auf die Straßen zu gehen. "Nach einer Pause von 51 Tagen hat der Feind wieder einen Raketenangriff auf Kiew geflogen", erklärte der Leiter der Militärverwaltung, Serhij Popko. "Es gibt keine zivilen Opfer und es wurden keine Schäden an Wohngebäuden oder Infrastruktur-Einrichtungen gemeldet." 

Kiew: Vorbereitung der Frühjahrsoffensive steht vor Abschluss

Wegen der Angriffe war die Luftabwehr über Kiew aktiviert worden. Der Armee zufolge wurden über der Hauptstadt elf Marschflugkörper und zwei Drohnen abgeschossen. Insgesamt wurden landesweit nach Armeeangaben 21 russische Marschflugkörper abgeschossen.

Ukraine Krieg | Angriff auf Dnipro
Ein komplett zerstörtes Gebäude nach dem russischen Angriff in Dnipro Bild: Dnipropetrovsk Regional Military-Civil Administration/REUTERS

"Auf den russischen Terror muss ein gerechter Gegenschlag der Ukraine und der Welt erfolgen. Und das wird geschehen", erklärte Selenskyj. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow erklärte seinerseits, dass die Vorbereitungen für die erwartete Gegenoffensive der Ukraine kurz vor dem Abschluss stünden. "Die Ausrüstung wurde versprochen, vorbereitet und teils geliefert", hob er mit Blick auf westliche Waffenlieferungen hervor. Zu der in naher Zukunft erwarteten ukrainischen Frühjahrsoffensive sagte er: "Im weitesten Sinne sind wir bereit."

Während des Winters hatten die russischen Streitkräfte regelmäßig die Städte und die Infrastruktur der Ukraine bombardiert. Zuletzt wurden diese Angriffe etwas seltener. Hauptschauplatz der Kämpfe ist der Donbass mit seinen Industrieregionen im Osten der Ukraine und vor allem die Stadt Bachmut.

Schwere Gefechte um Bachmut

Russische Streitkräfte versuchen nach Angaben des ukrainischen Militärs, wichtige Nachschubwege und Kommunikationswege in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut zu unterbrechen. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhi Tscherevatji, sagte im Fernsehen, rund um Bachmut habe es in den letzten 24 Stunden dreizehn Gefechte gegeben. Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete evakuiert werden konnten.

Rauch über einem schwer umkämpften Viertel von Bachmut (26.04.2023)
Rauch über einem schwer umkämpften Viertel von Bachmut (am Mittwoch)Bild: Libkos/AP Photo/picture alliance

Das russische Verteidigungsministerium meldete Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.

Selenskyj bemüht sich um Rückkehr verschleppter Kinder

Mehr als 14 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Selenskyj die Rückkehr aller verschleppten Kinder und Strafen für die Täter gefordert. "Die Deportation ukrainischer Kinder ist eines der komplett vorsätzlichen Elemente von Russlands Versuch, die Identität unseres Volkes auszulöschen und das Wesen der Ukrainer auszulöschen", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

Dieses Verbrechen müsse sowohl politisch als auch juristisch als Völkermord eingestuft werden, verlangte der ukrainische Staatschef. Das sei auch wichtig, um anderen potenziellen Täter-Staaten zu signalisieren: "Es wird Strafen für Völkermord geben." An der Rückkehr der verschwundenen Kinder werde weiter gearbeitet, versicherte Selenskyj.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wirft die Ukraine dem Kreml in Moskau vor, ukrainische Kinder zu deportieren. Selenskyj sprach nun von insgesamt fast 20.000 verschleppten Minderjährigen. Russland bestreitet dies und spricht von Evakuierungen.

Russlands Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa
Russlands Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-BelowaBild: Ulf Mauder/dpa/picture alliance

Im März erließ der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa. Die Ermittler machen beide für Kriegsverbrechen verantwortlich - darunter die Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten.

Dänemark hat Fotos von russischem Schiff bei Pipelines

Unmittelbar vor den Anschlägen auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 im vergangenen Jahr hat sich einem dänischen Zeitungsbericht zufolge ein russisches Militärschiff in der Nähe der mutmaßlichen Sabotage-Aktion aufgehalten. Die dänische Armee bestätigte nach einem Bericht der Zeitung "Information", dass sie über 26 Fotos des russischen Schiffes "SS-750" verfüge, die in der Ostsee vier Tage vor den Explosionen an den Pipelines gemacht worden seien. Die "SS-750" verfügt über ein Mini-U-Boot mit Greifarmen.

Dänemark | Ostsee | Leck in Nord Stream Pipeline
September 2022: Nach Unterwasser-Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines strömt Gas an die OberflächeBild: Danish Defense Ministry/Xinhua/picture alliance

Am 26. September 2022 hatten Explosionen die deutsch-russischen Gaspipelines am Grund der Ostsee beschädigt. Wer für den Sabotage-Akt verantwortlich ist, ist immer noch nicht geklärt. Zuletzt hatte es Hinweise darauf gegeben, dass eine pro-ukrainische Gruppierung von einem Boot aus Sprengsätze an den Pipelines befestigt und diese zur Explosion gebracht haben könnte. 

Russland und Indien wollen Militärpartnerschaft vertiefen

Bei einem Treffen der russischen und indischen Verteidigungsminister vereinbarten beide Staaten nach Angaben der Regierung in Neu-Delhi eine Vertiefung ihrer militärischen Zusammenarbeit. Einzelheiten wurden nach dem Gespräch von Sergej Schoigu und Rajnath Singh nicht bekannt. Indien ist der weltgrößte Rüstungsimporteur und erhält fast die Hälfte seiner Militärgüter aus Russland. Allerdings hat der Ukraine-Krieg zu Lieferungsverzögerungen geführt.

Russland verweigert inhaftiertem US-Reporter konsularischen Besuch

Die russischen Behörden haben dem inhaftierten US-Korrespondenten Evan Gershkovich einen anstehenden Besuch des US-Konsulats verweigert, nachdem die USA mehreren russischen Journalisten für eine geplante Reise zum UN-Sicherheitsrat nach New York kein Visum ausgestellt hatten. Russland hat im April turnusgemäß den Vorsitz des UN-Sicherheitsrates inne. "Wir haben die US-Botschaft informiert, dass die Anfrage für einen konsularischen Besuch am 11. Mai (...) abgelehnt wurde", teilte das russische Außenministerium mit. "Weitere mögliche Vergeltungsmaßnahmen" würden erarbeitet und der US-Seite mitgeteilt, hieß es. 

Gershkovich war im März im Ural festgenommen worden. Russland wirft ihm Spionage vor, was dieser und die US-Regierung energisch zurückweisen. Die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, besuchte den Reporter des "Wall Street Journal" am 17. April zum ersten Mal in der Haftanstalt in Moskau.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres (l.) und der russische Außenminister Sergej Lawrow im Weltsicherheitsrat (28.04.2023)
UN-Generalsekretär Guterres (l.) und Russlands Außenminister Lawrow im UN-Sicherheitsrat (am Montag)Bild: John Minchillo/AP/dpa/picture alliance/dpa/AP

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte die USA für die verweigerte Einreise der russischen Journalisten scharf kritisiert. "Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen", sagte er.

Stoltenberg will Übung deutscher Brigade in Litauen besuchen

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg will im Juni in Litauen eine Übung besuchen, an der eine Brigade aus Deutschland teilnimmt. Bei der Übung geht es um den verstärkten Schutz des baltischen Bündnis-Partners. Nach Stoltenbergs Angaben handelt es sich um das Manöver "Griffin Storm" - eine von vier in diesem Jahr geplanten großen Militärübungen der deutschen Brigade. Daran sollen nach Angaben des litauischen Miltärs voraussichtlich etwa 800 bis 900 Soldaten teilnehmen.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hatte die NATO einen verstärkten Schutz an der Ostflanke beschlossen. Deutschland soll dabei eine Kampftruppen-Brigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für Litauen führen. Der größte Teil der Truppen wird in Deutschland bereitgehalten.

se/wa/AR/ie/nob/uh (rtr, dpa, afp) 

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.