Uganda: Wenn Öldurst die Natur bedroht
Das Albertine Rift in Uganda ist ein Naturparadies mit Savannen, Bergen und großem Artenreichtum. Dort liegt jedoch auch das größte Ölvorkommen in Subsahara-Afrika - und darauf haben es gleich zwei Konzerne abgesehen.
Hüter des Landes
Alon Kiiza, ein Dorfältester der Bagungu, lebt im Bezirk Buliisa im Westen Ugandas - und damit im Epizentrum des Gerangels ausländischer Konzerne um die riesigen Ölvorkommen. Wie viele andere auch ist Kiiza besorgt: "Ölbohrungen werden das Ökosystem beeinträchtigen. Der Geist dieses Landes hat keine Verbindung zu diesen Maschinen."
Belagertes Idyll
Schon jetzt wächst die Sorge um die Tiere. Auch im Murchison Falls-Nationalpark sind Bohrungen geplant, obwohl dort Elefanten, Leoparden, Löwen und Giraffen leben. Auch 450 Vogelarten vom Mönchskuckuck bis zum Rotkehlspint leben dort. Umweltschützer sind beunruhigt wegen der möglichen Folgen der Ölbohrungen auf die Tiere - ganz zu schweigen von möglichen Havarien.
Die Konzerne fahren schwere Geschütze auf
Das Megaprojekt wird trotzdem weiter vorangetrieben. Im April unterzeichneten die Regierungen Ugandas und Tansanias finale Vereinbarungen mit dem französischen Energieriesen Total sowie der China National Offshore Oil Corporation. Es geht um 1,7 Millionen Barrel Rohöl aus einem Gebiet von 1100 Quadratkilometern. Eine chinesische Firma baut 110 Kilometer Straße, um die Förderzone anzubinden.
Lange Röhre für das Öl
Wenn ab 2025 Öl gefördert wird, soll es durch die fast 1500 Kilometer lange Ostafrikanische Rohöl-Pipeline gepumpt werden - die längste beheizte Pipeline der Welt. Sie endet in der tansanischen Hafenstadt Tanga, die hinter Mangroven und Korallenriffen am Indischen Ozean liegt. Die Pipeline bedroht nicht nur diese Lebensräume, sondern könnte auch Tausende Bauern von ihrem Land vertreiben.
Düsterer Ausblick - und ein neuer Morgen
Die ugandische Regierung hat das Ölprojekt am Ufer des Albertsees genehmigt - und gleichzeitig ein revolutionäres Umweltgesetz erlassen, das zum Schutz empfindlicher Lebensräume beitragen soll. Darin werden die Rechte der Natur auf eine Ebene mit Menschenrechten gestellt und Ökosysteme als Lebewesen betrachtet. In ihrem Namen dürfen sogar Umweltklagen eingereicht werden.
Alte Wurzeln
Alon Kiiza, der Dorfälteste, sitzt neben Dennis Tabaro, einem ugandischen Umweltaktivisten, der sich für die Wiederbelebung indigener Umweltschutzpraktiken einsetzt, die in der Kolonialzeit geschliffen wurden. Gemeinschaften wie die Bagungu ehren das Recht der Natur seit jeher. Auch das neue Gesetz hängt damit zusammen.
Neues Erwachen
Die Ältesten der Bagungu haben Karten ihres angestammten Lands gezeichnet, inklusive der Kalender aus prä-kolonialer Zeit, die Aufschluss über wechselnde Jahreszeiten, Brutzyklen, Erntezeiten und Rituale geben. Eine Karte zeigt vergangene Bräuche, eine andere die Unordnung der heutigen Zeit. Die letzte bietet eine optimistische Vision der zukünftigen Biodiversität.
Schwarzes Gold?
Trotz der Umwelt-Bedenken wirbt die Regierung für das Ölprojekt als Weg zu besseren Lebensstandards für viele Ugander. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut, wie dieses Kind, das die Schule schwänzt, um mit der Familie Mais zu ernten. Total Energy sagt, das Projekt werde 6000 neue Jobs schaffen, vor allem für Ugander. Umweltfolgen würden nach internationalen Standards minimiert.
Volle Fahrt voraus
Dass das neue ugandische Naturrechtsgesetz das Öl-Vorhaben doch noch ausbremst, wird bezweifelt: So beinhaltet es eine Klausel, wonach die Regierung selbst festlegen kann, welche Naturstätten davon geschützt werden sollen und welche nicht - ein womöglich folgenschweres Schlupfloch. So ist die Natur an keinem Ort wirklich dauerhaft geschützt.
Eine unsichere Zukunft
Chinesische und ugandische Arbeiter legen an einem heißen Arbeitstag eine Pause ein. Anwälte glauben, dass das Naturrechtsgesetz eine Chance bieten könnte, die Ausmaße des Ölprojekts zu begrenzen - nicht aber, es komplett aufzuhalten. "Der Fall ist abgeschlossen; wir sollten uns darauf konzentrieren, die Folgen abzumildern", sagt der Umwelt-Anwalt Frank Tumusiime.
Die Tempel der Natur
Julius Byenkya, ein Bagungu-Vorsteher, läuft durch einen heiligen Hain in der Savanne bei Buliisa. Es gibt viele heilige Orte, die die Gestalt von Seen, Flüssen oder Wäldern annehmen - und für die Bagungu genauso wie für die Tiere wichtig sind. "Das ist unser spirituelles Zentrum", sagt Byenkya. "Wir beten dafür, dass es nicht angerührt wird." (Adaptiert aus dem Englischen von David Ehl.)